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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0502

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Kreis Sangerhausen.

sie auf der Glocke rechtläufig stehend erscheint. JDie Entstehung der Glocke
ist demnach in die erste Hälfte des 14. Jahrhundert zu verlegen. (Aehnlich die
Glocke zu Hainrode von 1330, die der St. Ulrichskirche zu Sangerhausen von 1326).
Bemerkens werth ist, dass der Haine Christus einmal lateinisch und zweimal griechisch
in einer damals sehr) gebräuchlichen Abkürzung vorkommt. XPC = Xqiotoc, G
das byzantinische Uncialsigma. Die Inschrift lautet demnach: Cristus vincit,
Cristos imperat, Christos regnat.
Die beiden andern Glocken sind von 1696 und 1844.
Ritteburg.
Pfarrkirchdorf 3^2 Km. südösthch von der Station Artern der Sangerhausen-
Erfurter Bahn (sedes Reinsdorf Archidiaconat B. Mariae Yirg. Erfurt.)
Die erste sichere urkundliche Hachrieht über dieses Dorf giebt uns die
Schenkungsurkunde Ottos III., durch welche er dem Erzstifte Magdeburg die
Stadt (civitas) Riede in Thüringen mit ihrem Burgwardbezirke, ausschliesslich des
Dorfs und der Mark Yocstedi, eignet. Es ist indess sehr wahrscheinlich, dass auch
das Riade des Widukind, wo König Heinrich I. 933 sein Lager aufschlug und der
Burgwaidbezirk Riede in der Grafschaft des Grafen Wilhelm ebenfalls unser Ritte-
burg sind. Das fast mit Ritteburg zusammenhängendes Keim arische Dorf Kalbs-
rieth hiess in früheren Zeiten ebenfalls nur Ried; es bildete wohl ursprünglich
mit Ritteburg nur eine Ortschaft, deren östlicher Theil, seit er in den Besitz der
Familie Kalb gekommen war, von dieser den Hamen Kalbsrieth annahm, während
der westliche wegen der dabei an der Unstrut liegenden Wasserburg den Hamen
Rietheburg empfing. Es gehörte zur Herrschaft Yocstedt und wurde 1390 mit
Artern an die Dyhasten von Querfurt verkauft, von denen das Kloster Walkenried
das Lehnsrecht über die Kirche erwarb. Ein „flämischer Graben“ beurkundet
auch hier die Thätigkeit niederländischer Colonisten. Das Dorf war früher von
Mauern ■ und Thürmen eingeschlossen. Die Stelle unterhalb des Dorfs, wo
einst, fast ganz von der Unstrut umflossen, die schon erwähnte Burg stand, heisst
j etzt noch das alte Schloss.
Die in den Jahren 1718 bis 1723 fast ganz erneuerte Kirche ist eine jener alten
romanischen, welche ihren den Chor enthaltenden Thurm im Osten haben. Hur
die obere Hälfte desselben ist im Jahre 1782 erneuert worden; in der Ostwand des
Untertheils verräth ein kleines schmales Fenster, dessen rundbogige Bedeckung aus
einem einzigen ausgehöhlten Quader besteht, die usprünglich romanische Anlage des
Thurmes. Der ebenfalls - halbkreisförmige Triumphbogen durchbricht die östliche
Mauer und ein etwas gestochenes spitzbogiges Kreuzgewölbe ohne Rippen überspannt
das alte Erdgeschoss des Thurmes. Die Grundmauern des Langhauses bestehen eben-
falls noch aus alter Quadermauerung. , Auf der Westseite des-
selben befindet sich in einer Hiscke eine roh aus Holz geschnitzte
weibliche Figur mit einem Kranze auf dem Haupte aus dem
vorigen Jahrhunderte, welche seltsamer Weise für das Bild des
Patrons der Kirche, des heil. Jacobs des Aelteren, ausgegeben
wird. An der Orgelempore hängt ein grosses in Holz geschnitztes und staffirtes
mansfeldisches Wappen, welches 1679 mit dem Altar und der Kanzel aus der

Fig. 55.
 
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