Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0505

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Rottleberode. Sangerhausen.

59

Yor dem Namen Johannes gehen einige misslungene Versuche, denselben einzu-
graviren, voraus, beginnend mit 9 3 fi +
Sangerhausen.
Die ersten Anfänge dieser alten Stadt können wir wohl mit ziemlicher
Sicherheit in der, längs des Flüsschens Donna liegenden Vorstadt „Altendorf“
suchen, denn nichts war wohl natürlicher, als dass ein Zusammenleben anstrebende
Hirten oder Ackerbauer sich an einem Flussufer zusammenfanden. Den befestigten
Ort, die Burg, in Sangerhausen durch das alte Schloss vertreten, als den Kristalli-
sationspunkt anzunehmen, an den sich mit der Zeit eine Ortschaft anlegte, dürfte
doch wohl nur da statthaft sein, wo das Wort Burg einen wesentlichen Bestand-
teil des Hamens ausmacht, wie z. B. bei Hiewanburg (Beyernaumburg); viel
weniger zutreffend würde aber jene Voraussetzung bei den Orten sein, deren
Hamen sich auf hausen, leben, stedt, dorf enden.
Des Dorfes „Sangerhus“ wird zuerst gedacht in dem schon oft genannten Zehnt-
register; urkundlich kommt es 991 als Sangirhusen zuerst vor, als Otto III. den
Tausch seiner Grossmutter Adelheid mit Abt Vunniger von Memleben bestätigte,
durch welchen derselben der Hiessbrauch des Zehnten in Sangerhausen und einer
Anzahl umliegender Orte zufiel. Aus der Freiheit, mit der die sächsischen Kaiser
in der nächsten Umgebung der Stadt mit Grund und Boden schalten, und
der unmittelbaren Hachbarschaft des verbürgten Familienbesitzes der alten
sächsischen Herzoge, Wallhausen, lässt sich schliessen, dass auch wohl Sanger-
hausen mit seinem Amtsbezirke Allodialgut des Geschlechts war, aus dem jene
Kaiser später hervorgingen, und dass jene Cäcilia „matrona nobilissima de Saxonia,
nomine de Sangirhusen,“ welche Stadt und Herrschaft als ihr .Heirathsgut an das
thüringische Landgrafenhaus brachte, jener Familie nicht fern stand. Hach ihres
Gemahls Ludwigs des Bärtigen Tode (105G) bildete Sangerhausen unter seinem
Sohne Beringer und Enkel Konrad kurze Zeit hindurch eine gesonderte Grafschaft,
die indess schon zu Anfänge des 12. Jahrhunderts durch Kauf wieder mit der
spätem Landgrafschaft Thüringen vereinigt wurde und bei derselben bis zum
Aussterben der Landgrafen verblieb. Hach dem Tode Heinrichs IV. Raspe fiel
Sangerhausen durch den Weissenfelser Vertrag 1249 an den Wettiner Heinrich
den Erlauchten, Markgrafen von Meissen, und wurde bei der Theilung seiner
Lande 1265 mit der Bark Landsberg unter seinem Sohne Dietrich den Weisen
verbunden. Hach dem Tode von dessen Sohne Friedrich dem Stammler (1291)
kam es an dessen Oheim Albreclit den Entarteten, der es in demselben Jahre an
Otto IV. mit dem Pfeile, Markgrafen von Brandenburg, verkaufte. Hach dessen
Tode erbte sein Bruder Heinrich die Mark Landsberg samt Sangerhausen. Dieser
sowie später seine Witwe Agnes, Schwester Kaiser Ludwigs des Baiern, residirten
oft in Sangerhausen. Von dieser, die um das Jahr 1345 verstarb, ging Landsberg
und Sangerhausen durch kaiserliche Vergünstigung auf ihren Schwiegersohn,
Herzog Magnus von Braunschweig-Göttingen über, der es auf seinen Sohn Magnus
den jiingern mit der silbernen Kette, von seiner Residenz auch Sangerhusanus ge-
nannt, vererbte. Dieser verkaufte es aber im Jahre 1372 an die Markgrafen zu
Meissen und Landgrafen zu Thüringen : Friedrich, Balthasar und Wilhelm, und so
fiel es wiederum an das Haus Wettin, bei welchem es auch bis zum Jahre 1815 un-
 
Annotationen