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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0544

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Kreis Sangerlmusen.

des 16. Jahrhunderts setzt. Dem 1667 von Graf Johann Martin errichteten
Altar ist ein Altarblatt eingefügt: eine Kreuztragung Christi, mit dem M'alerzeichen
Lucas Cranach’s des Jüngern. Das an diesen Thurm stossende Schiff der Capelle
ist stark modernisirt worden; die Kanzel darin ist ebenfalls neu. Den Fussboden
des Altarraums trägt ein flaches Kuppelgewölbe, das einen unterirdischen Raum
im Thurme deckt, in dessen Boden sich die Eingangsöffnung zum wohlerhaltenen
Yerliesse befindet. Schmale unterirdische Gänge führen zu diesem Raume. Alle
übrige Theile des Schlosses sind erneuert.
Den Kern der Stadt Stoib erg bildete der Marktplatz, von dem die vier
Hauptgassen: Niedergasse, Neustadt, kaltes Thal und Eselsgasse ausgehen; derselbe
war früher gegen diese Gassen durch die inneren Thore abgeschlossen. Das alte
Rathhaus überspannte als ein solches Thor die Niedergasse; der noch jetzt stehende
Seigerthurm ist der letzte Rest desselben. . Die Ansgänge genannter Gassen waren
ebenfalls durch Thore geschlossen, von denen das schmucklose Eselsthor allein
übrig geblieben ist. Eigentlich befestigt war die Stadt nicht, sondern nur von
einem Zaune eingeschlossen.
Das wichtigste Gebäude der Stadt ist die im Vordergründe unseres Bildchens
(Fig. 85) sichtbare St. Martinskirche. Sie existirte zwar bereits um das Jahr 1300, zum
jetzigen hohen Chore derselben wurde aber erst am 31. Mai 1484 der Grundstein gelegt
und der vollendete Bau am 24. Mai 1490 geweiht. Wie aus nebenstehendem Grundrisse
der Kirche (Fig. 86) ersichtlich, stellt der Thurm verwendet gegen die Achse derselben,

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Fig. 86.
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was durch locale Verhältnisse bedingt ist. Das mit einem spitzbogigen Kreuzgewölbe
bedeckte Erdgeschoss desselben dient jetzt als eine Eingangshalle, die durch
kleine Rundbogenfenster Licht empfängt; es war früher eine Capelle, die als den
heil, drei Königen geweiht, bereits im Jahre 1378 genannt wird. Die Capelle
St. Elisabeth in der Kluft (unter der Kirche) wurde nach der Reformation zu
einem Begräbnissgewölbe für die gräfliche Familie eingerichtet, wozu sie noch
jetzt benutzt wird.' Der Chor ist im halben Achteck geschlossen und gleich dem
Jjanghause nicht gewölbt, sondern in Stuck gedeckt.
 
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