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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0551

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Tilleda. Thiirungen.

103

Die modern verbaute Kirche enthält noch ein spätgothisches Fenster in der
Nordwand. Der viereckige, mit Zeltdach, 4 Erkern und Laterne bedeckte Tlmrm
steht in der Mitte der Kirche auf zwei Bögen. Der gerade geschlossene Chor
zeigt in den Ecken Anfänger von Kreuzgewölben; der 1718 vom Obrist von
Ziegenhorn gestiftete Altar hat überladene Rococcoformen. Obgleich die recht
interessante Kanzel die erst neuerdings aufgemalte Jahreszahl 1512 trägt, so weisen
doch die bereits an das Barocke streifenden Renaissanceornamente derselben ent-
schieden auf das Jahr 1612 hin, so dass hier nur ein Schreibfehler vorhegen kann.
In Front derselben is^ in einer Nische Christus als guter Hirt mit einem Lamme
auf den Schultern dargestellt und an der Seite liest man die Inschrift: Valten
Blesse aedificavit und die schon erwähnte falsche Jahreszahl 1512.
In einem die alte Sacristei genannten Anbaue befindet sich ein einfacher
steinerner Opferstock mit der Jahreszahl 1503 und ein rohgearbeiteter Taufstein
mit an gothische Formen erinnerndem Fusse und der Jahreszahl 1519. Der Fuss-
boden der Kirche ist mit mehreren sehr stark abgetretenen Grabsteinen belegt
deren Umschriften unleserlich sind. Gut erhalten hingegen sind folgende zwei.
An der nördlichen Wand des Langhauses: Grabmal der Gemahlin Christoph
Hake’s, Barbara, geborne von Nismitz vom Jahre 1578, zeigt das fast lebensgrosse
Bildniss der Dame in hohem Relief, darüber den thronenden Christus und höher
hinauf Gott Vater. Die Tracht der Verewigten (Unterkleid von grossblumigem
Damast) ist characteristisch und interessant. Das zweite, das des Pfarrers Adam
Thumling ist hinter dem Altäre aufgestellt und besteht aus dem Brustbilde des
Pfarrers in hohem Relief, das sich über gewöhnliche Steinmetzarbeit nicht erhebt
und die Jahreszahl 1577 trägt.
Von den drei Glocken ist nur die grösste alt. Ihre Inschrift in Minuskeln
lautet:
Anno ihn in ccctc *tut Ijilf 00t mann AnttA liartd limnglier (jungher?)
t H(d)g tljcoöcricns dTgcbil jiü) 11 s.
Die Inschrift steht rechtsinnig und ist über Wachsmodelle geformt, weshalb
V erwechselungen und Umkehrungen von Buchstaben beim Zusammenstellen der
selben sehr leicht möglich waren und ein x mit dem ihm sehr ähnlichen r ver-
wechselt werden konnte, so dass statt c xeschg vielleicht zu lesen ist creschg
Die letzten Worte lauten: clingenbil plebanus. Unter der Schrift befindet sich
ein 12cm im Durchmesser grosses Medaillon, den Crucifixus mit Maria und Johannes
auf einem mussirten Grunde darstellend; auf der entgegengesetzten Seite der
Glocke: St. Margaretha und ein Bischof in hohem Relief
Thürungen.
Pfarrkirchdorf, 4J4 Km. westsüdwestlich von Rosla (sedes Berga inf.) Bereits-
im 9. Jahrhundert erwarb die Abtei Fulda Güter in Turinga und 1006 kam das
Dorf an das Kloster Göllingen bei Frankenhausen. Die St. Wipertikirche wurde
1277 von Graf Heinrich von Honstein dem Kloster St. Georg im benachbarten
Kelbra geschenkt. Die erneuerten Gebäude derselben umschHessen als einzige
Merkwürdigkeit nur das Grabmal des 1630 verstorbenen Oberforstmeisters Georg
von Vollstedt, eine aus Alabaster sehr zart und detaillirt ausgeführte Bildhauer-
 
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