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Kreis Langensalza.
von 16om Durchmesser mit den Namen der vier Evangelisten, und an der Nord-
und an der Südseite befindet sich das Tennstedter Wappen je zweimal neben einander,
nördlich mit der Beischrift ,,DANSATT gegossen“, südlich „DANSTAT gegossen“.
Die nächstfolgende Glocke hat die obere Umschrift:
CASPAR BEWER VON SONDERSHAVSEN GAB MIR DIE WEISS,
IESVM CHRISTVM MIT DANK ICH PREIS . M . DC . XXXVIII .
Die dritte hat die Minuskelumschrift:
amt# . Dm . sur . mn ittid) \\ . c . in faul aitim.
Sie ist vielleicht von H(einrich) C(ampen) gegossen.
Die vierte sogenannte Taufglocke hat die zum Theil unklare Minuskelinschrift:
anno . bof. m°. .ccc° tyt° + fib 4- ftl;t an°. bn . Uoliiö +
Die Gottesackerkirche S. Nicolai ist ein einschiffiger gothischer Bau
roher Form mit Holzdecke und mit einem kleinen Dachreiter. Sie hatte vermuth-
lich hei dem Stadtbrande von 1685 gelitten, und die Nachricht des Chronisten
Gregorii, dass der Bau der Gottesackerkirche 1689 angefangen worden sei, wird
sich nur auf ihre Wiederherstellung beziehen.
Die Hospitalkirche S. Spiritus ist ein kleines zopfiges Bauwerk ohne
Interesse.
Das ganz verbaute, thurmlose Rathh aus gehört der späteren Renaissance an.
Die vorstehenden älteren Nachrichten zur Geschichte von Tennstedt sind haupt-
sächlich entnommen aus M. Joh. Gottfr. Gregorii, Histor. Nachricht von Tänstadt.
Erffurt 1711. 110 S. kl. 8, und besonders ‘aus dem darin S. 15 — 86 enthaltenen,
wörtlichen Abdruck des sehr selten gewordenen Schriftchens: Glückliche Grund-
legung und Anfang der Stadt-Mauern zu Tenstet .... durch Andream To ppium.
Erffurdt gedr. in der Spangenbergischen Druckerei (1648). Der Verfasser Andreas
Topf war Pfarrer des abgebauten Dorfes Wenigen-Tennstedt. — Ueber Andreas
Toppius als Historiker s. Serapeum 1864. Nr. 17. von Dr. C. F.Hesse. — InMerian’s
Topographie von Obersachsen S. 180 findet sich eine gute Ansicht von Tennstedt
aus der Zeit um 1650.
Thamsbrück.
Kleine Stadt, 3,5 Km. nördlich von Langensalza, deren jetziger offenbar cor-
rumpirtor Name Tliammesbrticken, Thamsbrücken erst seit etwa 1525 (in auswär-
tigen Schriftstücken) nachweisbar zu sein scheint, da man im Mittelalter (in Urkunden
von 1288 bis 1525) stets Thungisbrucken, Thungesbrucken*) schrieb. Der Ort
gilt nächst Langensalza als einer der ältesten in Thüringen und verdankt seinen
Ursprung höchst wahrscheinlich seiner Lage, am linken Ufer der Unstrut, auf
*) Der Namensstamm „tung“ bezeichnet eine von Wassergräben, von Sumpf oder Moor
umgebene Landspitze, Landzunge (engl, tongue). Im Westfälischen ist „die Donk“ ein durch
Dämme gegen Wasserfluthen geschütztes Feld, bei den Holländern = poldcr. Gleichem Stamme
angehörig ist der Ortsname Tüngeda, im Volksmunde Tüngen (12 Km. südlich von Langensalza),
ebenso Tonna, urkundl. auch Tonga (6 Km. östl. von Langensalza); beide lehnen sich an morastige
Niederungen. —Vergl. Jahrb. d. Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinl. NLIH, 53; XLIX,
180; LH, 38.
Kreis Langensalza.
von 16om Durchmesser mit den Namen der vier Evangelisten, und an der Nord-
und an der Südseite befindet sich das Tennstedter Wappen je zweimal neben einander,
nördlich mit der Beischrift ,,DANSATT gegossen“, südlich „DANSTAT gegossen“.
Die nächstfolgende Glocke hat die obere Umschrift:
CASPAR BEWER VON SONDERSHAVSEN GAB MIR DIE WEISS,
IESVM CHRISTVM MIT DANK ICH PREIS . M . DC . XXXVIII .
Die dritte hat die Minuskelumschrift:
amt# . Dm . sur . mn ittid) \\ . c . in faul aitim.
Sie ist vielleicht von H(einrich) C(ampen) gegossen.
Die vierte sogenannte Taufglocke hat die zum Theil unklare Minuskelinschrift:
anno . bof. m°. .ccc° tyt° + fib 4- ftl;t an°. bn . Uoliiö +
Die Gottesackerkirche S. Nicolai ist ein einschiffiger gothischer Bau
roher Form mit Holzdecke und mit einem kleinen Dachreiter. Sie hatte vermuth-
lich hei dem Stadtbrande von 1685 gelitten, und die Nachricht des Chronisten
Gregorii, dass der Bau der Gottesackerkirche 1689 angefangen worden sei, wird
sich nur auf ihre Wiederherstellung beziehen.
Die Hospitalkirche S. Spiritus ist ein kleines zopfiges Bauwerk ohne
Interesse.
Das ganz verbaute, thurmlose Rathh aus gehört der späteren Renaissance an.
Die vorstehenden älteren Nachrichten zur Geschichte von Tennstedt sind haupt-
sächlich entnommen aus M. Joh. Gottfr. Gregorii, Histor. Nachricht von Tänstadt.
Erffurt 1711. 110 S. kl. 8, und besonders ‘aus dem darin S. 15 — 86 enthaltenen,
wörtlichen Abdruck des sehr selten gewordenen Schriftchens: Glückliche Grund-
legung und Anfang der Stadt-Mauern zu Tenstet .... durch Andream To ppium.
Erffurdt gedr. in der Spangenbergischen Druckerei (1648). Der Verfasser Andreas
Topf war Pfarrer des abgebauten Dorfes Wenigen-Tennstedt. — Ueber Andreas
Toppius als Historiker s. Serapeum 1864. Nr. 17. von Dr. C. F.Hesse. — InMerian’s
Topographie von Obersachsen S. 180 findet sich eine gute Ansicht von Tennstedt
aus der Zeit um 1650.
Thamsbrück.
Kleine Stadt, 3,5 Km. nördlich von Langensalza, deren jetziger offenbar cor-
rumpirtor Name Tliammesbrticken, Thamsbrücken erst seit etwa 1525 (in auswär-
tigen Schriftstücken) nachweisbar zu sein scheint, da man im Mittelalter (in Urkunden
von 1288 bis 1525) stets Thungisbrucken, Thungesbrucken*) schrieb. Der Ort
gilt nächst Langensalza als einer der ältesten in Thüringen und verdankt seinen
Ursprung höchst wahrscheinlich seiner Lage, am linken Ufer der Unstrut, auf
*) Der Namensstamm „tung“ bezeichnet eine von Wassergräben, von Sumpf oder Moor
umgebene Landspitze, Landzunge (engl, tongue). Im Westfälischen ist „die Donk“ ein durch
Dämme gegen Wasserfluthen geschütztes Feld, bei den Holländern = poldcr. Gleichem Stamme
angehörig ist der Ortsname Tüngeda, im Volksmunde Tüngen (12 Km. südlich von Langensalza),
ebenso Tonna, urkundl. auch Tonga (6 Km. östl. von Langensalza); beide lehnen sich an morastige
Niederungen. —Vergl. Jahrb. d. Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinl. NLIH, 53; XLIX,
180; LH, 38.