EINFÜHRENDE HINWEISE UND ERLÄUTERUNGEN
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HI,3 III,4 III,5
111,3-111,5. Hierarchisch abgestufte Hintergrundmuster im Lhs.-Fenster n VIII in Oppenheim, Katharinenkirche: Rote Blütenrosetten in
Rauten mit hellen Kreuzungspunkten (III,3); blau/rot/gelbe Achtecke und Quadrate mit Blütenrosetten und Kreuzblättern (III,4); hellblaue
Rauten mit Kreuzblättern und roten Kreuzungspunkten (III,5). Mittelrhein (Oppenheim oder Mainz), um 1330/40. - Vgl. Abb. 148.
mittelalterliche Farbgläser weisen daher zumeist unregelmäßige Bruchkanten auf. Die Bemalung besteht in der Regel
aus drei Schichten, einem flächenhaften Wasserton, einem modellierenden oder schattierenden Halbton und einer
mehr oder weniger deckenden Kontur. Sie wird in der Regel auf der Innenseite aufgetragen, häufig aber durch schattie-
rende Lasuren auf der Außenseite verstärkt. Die Struktur der Bemalung kann der Glasmaler dadurch differenzieren,
dass er sie in negativer Technik mit dem Stoffballen, dem trockenen Pinsel, Pinselstiel, Federkiel oder der Nadel durch
Wischen, Stupfen oder Radieren teilweise wieder entfernt. Danach werden die Gläser gebrannt und verbleit.
Über die Technik der mittelalterlichen Glasmalerei unterrichten noch immer am anschaulichsten Fritz Geiges, Der
alte Fensterschmuck des Freiburger Münsters, Freiburg i. Br. 1901, S. 154-200, und Heinrich Oidtmann, Die rheini-
schen Glasmalereien vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, Düsseldorf 1912, S. 1-69. Die neueren Erkenntnisse auf diesem
Gebiet vermittelt am Besten der Bericht von Gottfried Frenzel und Eva Frodl-Kraft in: Österr. Zs. für Kunst und
Denkmalpflege 17, 1963, sowie Eva Frodl-Kraft, Zur Frage der Werkstattpraxis in der mittelalterlichen Glasmalerei,
in: Glaskonservierung. Historische Glasfenster und ihre Erhaltung (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für
Denkmalpflege 32), München 1985, S. 10-22; grundlegend hierzu Sebastian Strobl, Glastechnik des Mittelalters,
Stuttgart 1990, und Nicole Blondel, Le vitraiL Vocabulaire typologique et technique, Paris 1993,22ooo.
Zum Erscheinungsbild farbiger Verglasungen: Die Entwicklung der mittelalterlichen Glasmalerei ist aufs
Engste mit der Entwicklung der Architektur verbunden. In den relativ kleinen Fensteröffnungen romanischer Bauten
waren die Glasgemälde zugleich Lichtquelle. In den stark durchbrochenen gotischen Bauten werden sie zur raumab-
schließenden diaphanen Wand. Der Ausdehnung der Farbverglasungen waren jedoch künstlerische und ökonomische
Grenzen gesetzt. So kam es in der Spätgotik zur Ausbildung partieller Farbverglasungen, in denen die farbigen Glas-
gemälde nur noch einen Teil der Fenster füllten, während die übrigen Fensterflächen mit Butzen oder Rauten blank-
verglast waren. Zuvor waren in der Hochgotik bereits figürliche Farbverglasungen mit mehr oder weniger farbigen
Ornamentverglasungen verbunden worden.
Die klassische Gliederungsform szenischer Glasmalereien ist das Medaillonfenster aus miteinander verbundenen oder
unverbundenen Kreisen, Rauten oder Passformen (Vierpass, Langpass}, die jeweils genau beschrieben und gegebenen-
falls in einer Typenübersicht zusammengestellt werden. Wenn diese Gliederungsformen über die Fensterunterteilun-
gen hinweggreifen, wird von Großmedaillonfenstern gesprochen.
Mit der Vergrößerung der Fensterflächen gewinnen die architektonischen und ornamentalen Elemente in den Fens-
terkompositionen derart an Bedeutung, dass man vielfach von Architektur- bzw. Ornamentfenstern sprechen kann.
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HI,3 III,4 III,5
111,3-111,5. Hierarchisch abgestufte Hintergrundmuster im Lhs.-Fenster n VIII in Oppenheim, Katharinenkirche: Rote Blütenrosetten in
Rauten mit hellen Kreuzungspunkten (III,3); blau/rot/gelbe Achtecke und Quadrate mit Blütenrosetten und Kreuzblättern (III,4); hellblaue
Rauten mit Kreuzblättern und roten Kreuzungspunkten (III,5). Mittelrhein (Oppenheim oder Mainz), um 1330/40. - Vgl. Abb. 148.
mittelalterliche Farbgläser weisen daher zumeist unregelmäßige Bruchkanten auf. Die Bemalung besteht in der Regel
aus drei Schichten, einem flächenhaften Wasserton, einem modellierenden oder schattierenden Halbton und einer
mehr oder weniger deckenden Kontur. Sie wird in der Regel auf der Innenseite aufgetragen, häufig aber durch schattie-
rende Lasuren auf der Außenseite verstärkt. Die Struktur der Bemalung kann der Glasmaler dadurch differenzieren,
dass er sie in negativer Technik mit dem Stoffballen, dem trockenen Pinsel, Pinselstiel, Federkiel oder der Nadel durch
Wischen, Stupfen oder Radieren teilweise wieder entfernt. Danach werden die Gläser gebrannt und verbleit.
Über die Technik der mittelalterlichen Glasmalerei unterrichten noch immer am anschaulichsten Fritz Geiges, Der
alte Fensterschmuck des Freiburger Münsters, Freiburg i. Br. 1901, S. 154-200, und Heinrich Oidtmann, Die rheini-
schen Glasmalereien vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, Düsseldorf 1912, S. 1-69. Die neueren Erkenntnisse auf diesem
Gebiet vermittelt am Besten der Bericht von Gottfried Frenzel und Eva Frodl-Kraft in: Österr. Zs. für Kunst und
Denkmalpflege 17, 1963, sowie Eva Frodl-Kraft, Zur Frage der Werkstattpraxis in der mittelalterlichen Glasmalerei,
in: Glaskonservierung. Historische Glasfenster und ihre Erhaltung (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für
Denkmalpflege 32), München 1985, S. 10-22; grundlegend hierzu Sebastian Strobl, Glastechnik des Mittelalters,
Stuttgart 1990, und Nicole Blondel, Le vitraiL Vocabulaire typologique et technique, Paris 1993,22ooo.
Zum Erscheinungsbild farbiger Verglasungen: Die Entwicklung der mittelalterlichen Glasmalerei ist aufs
Engste mit der Entwicklung der Architektur verbunden. In den relativ kleinen Fensteröffnungen romanischer Bauten
waren die Glasgemälde zugleich Lichtquelle. In den stark durchbrochenen gotischen Bauten werden sie zur raumab-
schließenden diaphanen Wand. Der Ausdehnung der Farbverglasungen waren jedoch künstlerische und ökonomische
Grenzen gesetzt. So kam es in der Spätgotik zur Ausbildung partieller Farbverglasungen, in denen die farbigen Glas-
gemälde nur noch einen Teil der Fenster füllten, während die übrigen Fensterflächen mit Butzen oder Rauten blank-
verglast waren. Zuvor waren in der Hochgotik bereits figürliche Farbverglasungen mit mehr oder weniger farbigen
Ornamentverglasungen verbunden worden.
Die klassische Gliederungsform szenischer Glasmalereien ist das Medaillonfenster aus miteinander verbundenen oder
unverbundenen Kreisen, Rauten oder Passformen (Vierpass, Langpass}, die jeweils genau beschrieben und gegebenen-
falls in einer Typenübersicht zusammengestellt werden. Wenn diese Gliederungsformen über die Fensterunterteilun-
gen hinweggreifen, wird von Großmedaillonfenstern gesprochen.
Mit der Vergrößerung der Fensterflächen gewinnen die architektonischen und ornamentalen Elemente in den Fens-
terkompositionen derart an Bedeutung, dass man vielfach von Architektur- bzw. Ornamentfenstern sprechen kann.