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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0074

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ARMSHEIM • PFARRKIRCHE

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Jesu Christi wurde 1431 in Angriff genommen1 * * 4. Davon berichtet - unter der Reliefdarstellung zweier Engel, die, von
den Wappen Wittelsbach, Veldenz und Geispitzheim begleitet, auf einem Korporale einen Messkelch präsentieren
- eine Bauinschrift5, die auch die Namen aller eng mit dem Bau verbundenen Herrschaften auflistet: der Ortsherren
Pfalzgraf Stephan von Simmern-Zweibrücken (f 1459) und Graf Friedrich III. von Veldenz (f 1444) sowie des Mainzer
Erzbischofs Konrad III. von Dhaun (f 1434) und des Pfarrers Konrad Odenkemmer (f 1443), dessen Grabplatte im
Kirchenchor erhalten ist; die in der Inschrift nicht genannten Vetzer von Geispitzheim trugen im 15. Jahrhundert den
Kirchsatz zu Armsheim von den Grafen von Isenburg-Büdingen zu Lehen6, weshalb ihr Wappen im Verein mit denen
der weltlichen Ortsherrschaft erscheint.
Ältester Bauteil der dreischiffigen Hallenkirche ist der hohe, lichte, das gedrückte Langhaus weit überragende Chor
(Fig. zf.) - eine einschiffige Anlage mit breitem Chorjoch und 5/8-Schluss, für deren Architektur, nicht zuletzt für
deren durch Maßwerkbrücken zweigeteilte Fenster, der Chor der Frankfurter Leonhardskirche (Weihe 1434) und der
Westchor der Oppenheimer Katharinenkirche (Weihe 1439; Fig. 177) vorbildlich waren. Obgleich für Armsheim kein
Weihedatum überliefert ist, liegt die Vollendung des Chores in den Jahren um 1440 nahe7; eine Inschrift des frühen
20. Jahrhunderts, die als Bauzeit die Jahre 1431-1441 nennt, könnte auf einer entsprechenden Tradition beruhen8.
Für die anschließenden Bauabschnitte von Langhaus und Westturm sind keinerlei Baudaten bekannt. Friedhelm W.
Fischer datiert den Umbau des Langhauses - unter möglicher Wiederverwendung bestehenden Mauerwerkes - »um
1450/60«9; da jedoch in den Gewölben der Seitenschiffe das kurpfälzische Wappen mit dem roten Herzschild er-

1 Auf Ornamentteppichen bahnübergreifende Szenen der Geburt,
Kreuzigung und Auferstehung Christi (Chor n II, I und s II); s. hierzu
Bickel 2004, S. 51. Bickel gibt als Entstehungszeit das Jahr 1914 an,
doch sind die Fenster bereits zur Neuweihe der Kirche im Jahr 1911
eingesetzt worden.
- Zwei Fenster sind figürlich gestaltet: Seligpreisungen, 2006 (Chor
s III), Werke der Barmherzigkeit, 2008 (Chor s IV). Das dritte Fenster
(Chor n III) ist ein Ornamentfenster, 2009.
Johann G. Widder, Versuch einer vollständigen Geographisch-Hi-
storischen Beschreibung der Kurfürst!. Pfalz am Rheine, III, Frank-
furt/M./Leipzig 1787, S. 201.
4 Zu Bau und Baugeschichte grundlegend Fischer 1962, S. 97-101.
Vgl. ergänzend: Schütz 1982, S. 307L; Steitz 19S5, S. 10-26; Ger-
mund 1997, S. 72-76; Bickel 2004; Rösch 2004, S. 189-191, 279-282.
5 Die Inschrifttafel ist über dem Portal auf der Südseite der Kirche
angebracht, was im Hinblick auf die Bauabfolge kaum ihr ursprüng-

licher Standort sein kann; er ist vermutlich im Bereich des Chores als
ältestem Bauteil zu suchen. Bickel 2004, S. 7-9 mit Abb. S. 7.
6 Urkunden vom n.Nov. 1409, 27.0kl. 1437 und 24. Apr. 1461;
Darmstadt, HStA, Best. B 15, Nr. 124, 205 und 302.
7 Fischer 1962, S. 97, datiert den Abschluss der Bauarbeiten »um
1443«, dies aufgrund der im Chorpolygon eingemauerten Grabplatte
des in jenem Jahr verstorbenen Pfarrers Konrad Odenkemmer. Es
ist jedoch unsicher, ob die Grabplatte sich an ihrem ursprünglichen
Standort befindet. Unabhängig davon bezeugen die Schlusssteine in
Chor und Sakristei - im Chor nochmals ein Engel mit Korporale und
Messkelch, in der Sakristei der Hl. Petrus (vgl. Rösch 2004, S. 190k,
Bickel 2004, Abb. S. 33, 35) - und das über einen Dienst im Chor sich
wölbende Wappen der (elsässischen) Familie von Hohenburg (Bickel
2004, Abb. S. 46) eine Vollendung des Chorbaues um 1440.
8 Bickel 2004, S. 22.
9 Fischer 1962, S. 98.
 
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