ARMSHEIM • PFARRKIRCHE
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Fig. 4. Armsheim, Pfarrkirche. Chor n II, I und s II. Zustand um 1910.
Chor I wirkt demgegenüber bunter; sie dürfte eher die ursprüngliche Farbigkeit der Chorfenster repräsentieren. Wie
an ihr außerdem gut zu erkennen ist, scheint deren Bemalung - ähnlich wie bei der ehemaligen Westchorverglasung
der Katharinenkirche in Oppenheim (Fig. 292, Abb. 96, 100, 110) - sowohl in den Figuren als auch in den Architek-
turen auf äußerst fein gestupfte, Licht und Schatten modellierende Überzüge und auf eine sparsam eingesetzte, mit
spitzem Pinsel aufgetragene Kontur- und Binnenzeichnung reduziert gewesen zu sein (Abb. 3, 5).
Stil, Datierung: Der annähernd totale Verlust aller figuralen Darstellungen und die vielen Ergänzungen in den
Kopf- und Maßwerkscheiben lassen eine stilistische Einordnung der Armsheimer Chorverglasting nur unter Vorbe-
halten zu. Sofern aber die wenigen originalen, baugeschichtlich um 1440 zu datierenden Reste als repräsentativ für das
Verlorene anzusehen sind, handelte es sich um ein Ensemble, das im Kontext der Glasmalerei des zweiten Viertels des
15. Jahrhunderts am Mittelrhein zu jener Gruppe von Werken gehört haben dürfte, die - wie namentlich der Zyklus
mit Szenen aus dem Leben der Hl. Katharina in St. Leonhard in Frankfurt am Main (um 1430/3 5)23 und der Passions-
zyklus aus dem Westchor der Katharinenkirche in Oppenheim (um 1435/40; s. S. 363—374, Fig. 278k, Abb. 94-110) -
unter der Mitarbeit oder sogar im Wesentlichen von Glasmalern aus Köln geschaffen worden sind. Die feine, zugleich
etwas spröde Gesichtszeichnung, in welcher der Kopf des einen Armsheimer Engels angelegt ist (Abb. 3), findet sich
in Frankfurt verwandt in der Figur der ihrer Enthauptung entgegensehenden Hl. Katharina wieder24; in Oppenheim
in den Marienfiguren aus der Kreuzigung Christi (Fig. 292), mit denen der Engel zudem die Pausbacken und die spitz
zulaufenden Ohren teilt, wie sie ihrerseits bereits in der Scheibengruppe aus der ehemaligen Augustinerchorherren-
Kirche Herrenleichnam in Köln (um 1430/35) und den Werken aus deren Umkreis begegnen25. Diese Übereinstim-
mungen decken sich mit der bereits erwähnten Einordnung des Armsheimer Chores in die Nachfolge von Frankfurt
und Oppenheim, wie sie Friedhelm W. Fischer vertreten hat26. Dass schließlich jene Werkstatt, die in Oppenheim
den Passionszyklus im Westchor geschaffen hatte, anschließend in Boppard verpflichtet wurde, wo sie wenigstens
zwei Fenster mit Standfiguren in Tabernakeltürmen angefertigt hatte27, lässt auch im Hinblick auf die Fensterkompo-
sitionen in Armsheim einen engen Zusammenhang mit Oppenheim vermuten. Es ist nicht auszuschließen, dass die in
Armsheim tätige Werkstatt sich z.T. aus in Oppenheim tätigen Kräften zusammengesetzt hat28.
Mittelrhein, um 1440.
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Fig. 4. Armsheim, Pfarrkirche. Chor n II, I und s II. Zustand um 1910.
Chor I wirkt demgegenüber bunter; sie dürfte eher die ursprüngliche Farbigkeit der Chorfenster repräsentieren. Wie
an ihr außerdem gut zu erkennen ist, scheint deren Bemalung - ähnlich wie bei der ehemaligen Westchorverglasung
der Katharinenkirche in Oppenheim (Fig. 292, Abb. 96, 100, 110) - sowohl in den Figuren als auch in den Architek-
turen auf äußerst fein gestupfte, Licht und Schatten modellierende Überzüge und auf eine sparsam eingesetzte, mit
spitzem Pinsel aufgetragene Kontur- und Binnenzeichnung reduziert gewesen zu sein (Abb. 3, 5).
Stil, Datierung: Der annähernd totale Verlust aller figuralen Darstellungen und die vielen Ergänzungen in den
Kopf- und Maßwerkscheiben lassen eine stilistische Einordnung der Armsheimer Chorverglasting nur unter Vorbe-
halten zu. Sofern aber die wenigen originalen, baugeschichtlich um 1440 zu datierenden Reste als repräsentativ für das
Verlorene anzusehen sind, handelte es sich um ein Ensemble, das im Kontext der Glasmalerei des zweiten Viertels des
15. Jahrhunderts am Mittelrhein zu jener Gruppe von Werken gehört haben dürfte, die - wie namentlich der Zyklus
mit Szenen aus dem Leben der Hl. Katharina in St. Leonhard in Frankfurt am Main (um 1430/3 5)23 und der Passions-
zyklus aus dem Westchor der Katharinenkirche in Oppenheim (um 1435/40; s. S. 363—374, Fig. 278k, Abb. 94-110) -
unter der Mitarbeit oder sogar im Wesentlichen von Glasmalern aus Köln geschaffen worden sind. Die feine, zugleich
etwas spröde Gesichtszeichnung, in welcher der Kopf des einen Armsheimer Engels angelegt ist (Abb. 3), findet sich
in Frankfurt verwandt in der Figur der ihrer Enthauptung entgegensehenden Hl. Katharina wieder24; in Oppenheim
in den Marienfiguren aus der Kreuzigung Christi (Fig. 292), mit denen der Engel zudem die Pausbacken und die spitz
zulaufenden Ohren teilt, wie sie ihrerseits bereits in der Scheibengruppe aus der ehemaligen Augustinerchorherren-
Kirche Herrenleichnam in Köln (um 1430/35) und den Werken aus deren Umkreis begegnen25. Diese Übereinstim-
mungen decken sich mit der bereits erwähnten Einordnung des Armsheimer Chores in die Nachfolge von Frankfurt
und Oppenheim, wie sie Friedhelm W. Fischer vertreten hat26. Dass schließlich jene Werkstatt, die in Oppenheim
den Passionszyklus im Westchor geschaffen hatte, anschließend in Boppard verpflichtet wurde, wo sie wenigstens
zwei Fenster mit Standfiguren in Tabernakeltürmen angefertigt hatte27, lässt auch im Hinblick auf die Fensterkompo-
sitionen in Armsheim einen engen Zusammenhang mit Oppenheim vermuten. Es ist nicht auszuschließen, dass die in
Armsheim tätige Werkstatt sich z.T. aus in Oppenheim tätigen Kräften zusammengesetzt hat28.
Mittelrhein, um 1440.