394
OPPENHEIM • KATHARINENKIRCHE
Fig. 321. ESQhs. nVII,
Nr. 14. M 1:20
Fig. 323. ESQhs.nVII,
Nr. 13. M 1:20
15. TAUFE CHRISTI Fig. 322, Abb. 212
H. 74 cm, B. 56 cm. - Feld 6a. - Hunecke 1988, S. 198-201;
Rauch 1994,1, S. 71, Nr. 3; Rehm 1999, Nr. 306.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort
mit Nr. 13E, 16 in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt
(s. S. 382).
Inschriften: Die Scheibe besaß ursprünglich mehrere, z.T. ver-
loren gegangene Inschriften in gotischer Minuskel. Vollständig
erhalten ist das von der Figur Johannes’ Bapt. in der Mitte aus-
gehende Spruchband mit folgenden Worten: Ego [a] te debeo
baptisari et tu ve(n)is ad me (Mt 3,14). Daneben, im Hinter-
grund, in Verbindung mit einer Nebenszene mit Johannes Bapt.
und Christus, ein weiteres Spruchband: [E]cce agnus dei ecce
qui tollis p(e)cc(at)a mu(ri)di (nach Io 1,29). Im unteren Bereich
der Rest: [de :] ...e oeu(m)i\T\. Der auf einem parallel zum un-
teren Bildrand verlaufende, erläuternde Text ist verloren. Unten
1888 hinzugefügt: <Christus wird von Johannes getauft.>
Erhaltung: Die Scheibe war schon in Geisenheim nicht mehr
intakt und in ihrer linken Hälfte zu großen Teilen ergänzt (vgl.
Fig. 294). Die gut erhaltene rechte Hälfte weist lediglich eine
kleine Ergänzung von 1888 auf.
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition: Auch wenn große
Teile der Darstellung bereits im 19. Jh. verloren waren, ist ihre
Ergänzung zu einer Taufe Christi aufgrund der figürlichen Res-
te der Figur Johannes’ Bapt., der dazugehörigen Inschrift und
Erhaltung: Die Scheibe war schon in Geisenheim nicht mehr
intakt, indem dort am rechten oberen Bildrand ein Stück des
Hintergrundes und des Himmels fehlte (Fig. 295). Diese bei-
den Stücke wurden 1888 ebenso ergänzt, wie der gesamte rechte
Rand damals erneuert wurde und größere Teile der Gehäuse-
architektur neu geschaffen wurden.
Ikonografie, Komposition: Wie erst in jüngerer Zeit nachge-
wiesen werden konnte, stellt die Szene mit zwei Jünglingen am
Feuerherd den Verkauf des Erstgeburtsrechts Esaus an seinen
Bruder Jakob dar (Gn 2^,2q-j4)419 420. Esau, der Ältere, kehrte
hungrig vom Feld heim und begehrte das »rote Gericht« zu
essen, das Jakob gekocht hatte; Jakob nutzte diese Schwäche
Esaus aus, indem er ihm das Essen, das sprichwörtliche Lin-
sengericht, gegen den Schwur überreichte, dass Esau ihm seine
Erstgeburt verkaufe. Die erläuternde Beischrift fasst die Erzäh-
lung sinngemäß mit den Worten »Das Eigentum gegen das Ver-
langen nach Linsen« zusammen.
Wie in der Darstellung der Biblia pauperum spielt die Szene
sich innerhalb eines nach zwei Seiten offenen Gebäudes mit
Stufengiebel ab, in dem die modisch herausgeputzten Jünglinge
vor einem Kamin stehen und Jakob dem Esau eine Schale mit
dem Gericht überreicht (vgl. Fig. 324). Alttestamentlicher Ty-
pus zu Nr. 16.
Farbigkeit: Grisaille in graubraunem Grundton mit Rot und
Violett für die Gewänder Esaus und Jakobs sowie Silbergelb
für die Haare der Jünglinge und den Maßwerkkamm auf dem
Dach.
Worms, StA, Nr. M 1179a; CVMA A 10917, A 10973 (Detail)
419 Die richtige Deutung der Darstellung erstmals bei Hunecke
1988, S. 143E, 232. Zu den älteren Deutungen s. Rehm 1999, S. 254,
Anm. 52.
420 Für die Komposition vgl. die Taufdarstellung im 40-seitigen
Blockbuch der Bibliapauperum-, Henry 1987, Abb. S. 64.
Fig. 324. Versuchung Christi mit alttestamentlichen Typen:
Jakob und Esau bzw. Sündenfall aus der Biblia pauperum,
Bl. k. Niederlande, um 1462/63.
OPPENHEIM • KATHARINENKIRCHE
Fig. 321. ESQhs. nVII,
Nr. 14. M 1:20
Fig. 323. ESQhs.nVII,
Nr. 13. M 1:20
15. TAUFE CHRISTI Fig. 322, Abb. 212
H. 74 cm, B. 56 cm. - Feld 6a. - Hunecke 1988, S. 198-201;
Rauch 1994,1, S. 71, Nr. 3; Rehm 1999, Nr. 306.
Ehemals Schwarzenbroich, Kreuzherrenkloster(?); dort
mit Nr. 13E, 16 in einem Fenster des Kreuzgangs eingesetzt
(s. S. 382).
Inschriften: Die Scheibe besaß ursprünglich mehrere, z.T. ver-
loren gegangene Inschriften in gotischer Minuskel. Vollständig
erhalten ist das von der Figur Johannes’ Bapt. in der Mitte aus-
gehende Spruchband mit folgenden Worten: Ego [a] te debeo
baptisari et tu ve(n)is ad me (Mt 3,14). Daneben, im Hinter-
grund, in Verbindung mit einer Nebenszene mit Johannes Bapt.
und Christus, ein weiteres Spruchband: [E]cce agnus dei ecce
qui tollis p(e)cc(at)a mu(ri)di (nach Io 1,29). Im unteren Bereich
der Rest: [de :] ...e oeu(m)i\T\. Der auf einem parallel zum un-
teren Bildrand verlaufende, erläuternde Text ist verloren. Unten
1888 hinzugefügt: <Christus wird von Johannes getauft.>
Erhaltung: Die Scheibe war schon in Geisenheim nicht mehr
intakt und in ihrer linken Hälfte zu großen Teilen ergänzt (vgl.
Fig. 294). Die gut erhaltene rechte Hälfte weist lediglich eine
kleine Ergänzung von 1888 auf.
Rekonstruktion, Ikonografie, Komposition: Auch wenn große
Teile der Darstellung bereits im 19. Jh. verloren waren, ist ihre
Ergänzung zu einer Taufe Christi aufgrund der figürlichen Res-
te der Figur Johannes’ Bapt., der dazugehörigen Inschrift und
Erhaltung: Die Scheibe war schon in Geisenheim nicht mehr
intakt, indem dort am rechten oberen Bildrand ein Stück des
Hintergrundes und des Himmels fehlte (Fig. 295). Diese bei-
den Stücke wurden 1888 ebenso ergänzt, wie der gesamte rechte
Rand damals erneuert wurde und größere Teile der Gehäuse-
architektur neu geschaffen wurden.
Ikonografie, Komposition: Wie erst in jüngerer Zeit nachge-
wiesen werden konnte, stellt die Szene mit zwei Jünglingen am
Feuerherd den Verkauf des Erstgeburtsrechts Esaus an seinen
Bruder Jakob dar (Gn 2^,2q-j4)419 420. Esau, der Ältere, kehrte
hungrig vom Feld heim und begehrte das »rote Gericht« zu
essen, das Jakob gekocht hatte; Jakob nutzte diese Schwäche
Esaus aus, indem er ihm das Essen, das sprichwörtliche Lin-
sengericht, gegen den Schwur überreichte, dass Esau ihm seine
Erstgeburt verkaufe. Die erläuternde Beischrift fasst die Erzäh-
lung sinngemäß mit den Worten »Das Eigentum gegen das Ver-
langen nach Linsen« zusammen.
Wie in der Darstellung der Biblia pauperum spielt die Szene
sich innerhalb eines nach zwei Seiten offenen Gebäudes mit
Stufengiebel ab, in dem die modisch herausgeputzten Jünglinge
vor einem Kamin stehen und Jakob dem Esau eine Schale mit
dem Gericht überreicht (vgl. Fig. 324). Alttestamentlicher Ty-
pus zu Nr. 16.
Farbigkeit: Grisaille in graubraunem Grundton mit Rot und
Violett für die Gewänder Esaus und Jakobs sowie Silbergelb
für die Haare der Jünglinge und den Maßwerkkamm auf dem
Dach.
Worms, StA, Nr. M 1179a; CVMA A 10917, A 10973 (Detail)
419 Die richtige Deutung der Darstellung erstmals bei Hunecke
1988, S. 143E, 232. Zu den älteren Deutungen s. Rehm 1999, S. 254,
Anm. 52.
420 Für die Komposition vgl. die Taufdarstellung im 40-seitigen
Blockbuch der Bibliapauperum-, Henry 1987, Abb. S. 64.
Fig. 324. Versuchung Christi mit alttestamentlichen Typen:
Jakob und Esau bzw. Sündenfall aus der Biblia pauperum,
Bl. k. Niederlande, um 1462/63.