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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0451

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WORMS • MUSEUM DER STADT

EINZELSCHEIBE AUS DER ERSTEN HÄLFTE DES 15. JAHRHUNDERTS (Nr. 11)

Fig. 421, Abb. 283

11. HL. PETRUS Fig. 421, Abb. 283
Oberbayern (München?), 2. Viertel 15. Jh.
Durchmesser 29,5-30 cm.
Vermutlich 1884 aus der Sammlung von Lorenz Gedon, Mün-
chen, erworben; ursprünglicher Standort unbekannt.
Bibliografie: Catalog der nachgelassenen Kunst-Sammlungen
des Bildhauers und Architekten Herrn Lorenz Gedon in Mün-
chen, München 1884, S. 12, Nr. 76 (Beschreibung); Oidtmann
1S98, S. 2)6 (erwähnt »Brustbild des h. Paulus [sic!], angeb-
lich eine Arbeit des 14. Jahrhunderts«); Kat. Worms 1936, S. 7
(beiläufige Erwähnung); Kat. Worms 1966, Abb. S. 58 (Datie-
rung 15. Jh.); Hotz 1983, S. 38, Nr. 4.23 (»Oberrheinisch? Um
1500«).


Fig. 421. ES Worms Museum Nr. n.
M 1:15

Erhaltung: Großteils originaler Glasbestand und nur wenige
Sprünge, Gesicht und Hände des Heiligen sind aber möglicher-
weise Ergänzungen des 19. Jh. (nach Original?). Am Kopf des
Heiligen, dessen Kalotte außenseitig flächig mit einer Korrosi-
onsschicht belegt ist, wurde im 19. Jh. ein Reinigungsversuch
unternommen, bei dem nicht nur die Malschicht, sondern auch
das Glas stark angegriffen wurde. Kleinere Fehlstellen wurden
mit Flickstücken geschlossen. Verbleiung 19. Jh. Zusammen
mit Nr. 6 und 8 seitenverkehrt eingesetzt.
Ikonografie, Komposition, Ornament, Farbigkeit: Die Figur
des Hl. Petrus mit Schlüssel im Büstenausschnitt vor Ranken-
hintergrund; das Inkarnat war wohl auch ursprünglich bräun-
lich getönt (s. Haaransatz auf der Kalotte).
Technik, Stil, Datierung: Dass Kopf und Gewand des Hl. Pe-
trus einmal vergleichsweise aufwändig, ja effektvoll gestaltet
waren, ist nicht mehr zu erkennen. Die heute sehr flach wir-
kende Figur muss aber eine ähnlich kontrastreiche, auf plas-
tische Werte ausgerichtete Zeichnung besessen haben, wie sie


Fig. 422. H1L Jakobus d.Ä. und Antonius. Lauterbach, Pfarrkirche
St. Jakobus d.Ä. Oberbayern (München?), um 1437-1449.

in dem aus derselben Werkstatt hervorgegangenen Chorfenster
der Filialkirche St. Jakobus d.Ä. in Lauterbach (Kr. Dachau) zu
finden ist (Fig. 422). Die enge stilistische Verwandtschaft der
Petrus-Scheibe mit dem Lauterbacher Fenster, das aus histo-
rischen Gründen in die Jahre zwischen 1437 und 1449 datiert
werden kann37, legt deren Entstehung im Münchner Raum im
zweiten Viertel des 15. Jh. nahe.
CVMA G 8884, Großdia G III 95

Abb. 282

ORNAMENTFRAGMENTE AUS DEM 2. VIERTEL DES 15. JAHRHUNDERTS (Nr. 12)

Glasgemälde des späten Mittelalters und der beginnenden Neuzeit in
den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck und Freising, in: Amper-
land 27/1, 1991, S. 1-5, hier S. 2 mit Abb. if.

Unpubliziert.
Im Depot des Museums werden zusammen mit dem Fragment eines Rechteckfeldes (Nr. 10) drei mittelalterliche
Fragmente verschiedener Borten oder Rautenteppiche aufbewahrt. Es handelt sich um kleine rechteckige, ca. 10 cm
hohe und 8 cm breite verbleite Felder, deren Provenienz und Erwerbungsumstände nicht bekannt sind. Eines der Felder
enthält auf gelb/rotem Grund in einer weißen Raute ein gemaltes Flechtbandornament; die beiden anderen Felder
zeigen auf rot/violettem, korrodiertem Grund in weißen Rauten ein gemaltes Blattornament, wobei die Bemalung
teils partiell abgängig, teils nahezu gänzlich verloren ist. Die Verwandtschaft mit Randstreifen in den Standfiguren-
Fenstern aus Boppard (Fig. 280), deren Werkstatt in den 1430er- Jahren schon in Oppenheim tätig war, lässt es nicht
ausgeschlossen erscheinen, dass die Fragmente aus einer Farbverglasung in der Region stammen.
37 Georg Hager, in: Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes
Oberbayern, i.Theil (Die Kunstdenkmale des Königreiches Bayern
I,i), München 1895, S. 306; Frankl 1912, S. 52; Susanne Fischer,
 
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