Metadaten

Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0119

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i iS

ERBACH • SCHLOSS

ZWEI WAPPENRUNDSCHEIBEN AUS BEERFELDEN (Nr. 15, 16) Fig. 12E, Abb. 7f.
Anders als bislang angenommen, stammen die beiden Rundscheiben mit den Wappen Erbach-Bickenbach und Wer-
denberg im Rittersaal (Fenster III, 4a/b) nicht aus Michelstadt, sondern aus der im Jahr 1810 abgebrannten mittel-
alterlichen, danach durch einen klassizistischen Neubau ersetzten Pfarrkirche in Beerfelden; die Scheiben werden im
vorliegenden Band unter ihrem ursprünglichen Standort besprochen (s. S. S/f.).

WAPPENSCHEIBENZYKLUS AUS MICHELSTADT (Nr. 17-22)

Fig. 126-129, I3I-I37, Abb. 75-80

2. GLASMALEREIEN UNGEKLÄRTER HERKUNFT (Nr. 23-48)

Aus der Stadtkirche in Michelstadt stammt ein sechs Rechteckscheiben umfassender, 1543 datierter Zyklus mit Wap-
pen verschiedener Erbacher Grafen und deren Ehefrauen im Rittersaal (Fenster III, 1-ja/b); er wird im vorliegenden
Band ebenfalls unter seinem ursprünglichen Standort besprochen (s. S. 195-204).

ZWEI BLÜTENROSETTEN UND EIN KOPFFRAGMENT AUS ULM (Nr. 23-25) Fig. 37E, Abb. i6f.
Ulm, um 1415/20.
Drei Rundscheiben. Ort und Zeitpunkt des Erwerbs und der ursprüngliche Standort sind nicht überliefert.
Bibliografie: Scholz 1994, S. 244, Taf. XLIVb (identifiziert das Kopffragment als Engelskopf und lokalisiert die-
sen, ohne auf die Bliitenrosetten einzugehen, in denselben Kontext wie die in das Langhausfenster nordwest XVIII des
Ulmer Münsters versetzten Scheiben aus der Zeit um 1415/20).
Zur Frage der Herkunft: Obwohl sich nur das Engelsköpfchen zweifelsfrei mit der Ulmer Glasmalerei des frühen
15. Jahrhunderts verbinden lässt, liegt auch für die Bliitenrosetten aufgrund ihrer identischen Rahmung eine Herkunft
aus Ulm nahe - wobei letztlich unklar ist, wo das Pasticcio Nr. 25 zusammengesetzt wurde. Das Scheibenensemble
dürfte zusammen mit dem von Erbgraf Karl zu Erbach-Erbach während seiner Stationierung in Ulm erworbenen
Rundscheibenzyklus aus dem dortigen Rathaus(?) nach Erbach gelangt sein (vgl. S. 110 mit Anm. 5).
Rekonstruktion, Stil, Datierung: Mit einer Größe von knapp 20 cm im Durchmesser dürften die beiden je aus
einer fünfblättrigen Blüte im Zentrum und einem Astwerkrahmen bestehenden Medaillons zu einer Maßwerkvergla-
sung gehört haben37. Da sich das Köpfchen, das bei Nr. 25 anstelle des Blütenmotivs in den Astwerkrahmen eingesetzt
worden ist, sowohl maltechnisch als auch stilistisch jenen Engelsfiguren an die Seite stellen lässt, welche die Architek-
turbekrönungen des Kutteltürfensters im Ulmer Münster bevölkern, sind wohl auch die Blütenrosetten diesem um
1415/20 datierten, im Langhausfenster nordwest XVIII deponierten Scheibenkonvolut und den verwandten Resten im
Mtinsterdepot zuzuordnen38.

23, 24. ZWEI BLÜTENROSETTEN Fig. 37f., Abb. 16
Durchmesser 18,6 cm (links) bzw. 17,6-18,3 cm (rechts). - Rit-
tersaal, Fenster VII, 3b.
Erhaltung, Farbigkeit: Bei beiden Medaillons sind die weißen
Blätter verbräunt; Lochfraß ist innenseitig sowohl an der lin-
ken roten Blüte als auch, an beiden Scheiben, an den weißen
Blättern zu erkennen, an Letzteren - wie z.T. auch an den hell-
blauen Astwerkrahmen - auch außenseitig. Rechts drei Sprün-
ge, die Blüte ergänzt.
CVMA G 8941 (links), 8940 (rechts)


Fig. 37. ES Nr. 23.
M 1:15
Fig. 38. ES Nr. 24.
M 1:15


37 Vgl. etwa die in situ erhaltenen Maßwerkverglasungen der Chor-
fenster I, n II und s II in der Stadtkirche St. Jakob in Rothenburg/T.;
CVMA Deutschland X,i, 2002,1, Fig. 325!., 331.
38 Scholz 1994, S. 196-206, 244-246 mit Abb. 301, 304, 345.
 
Annotationen