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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0236

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OBER-INGELHEIM • BURGKIRCHE

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Fig. 161. Krönung/Inthronisation Mariä mit den Hll. Petrus und Wigbert. Ober-Ingelheim, Burgkirche, Chor I, 4/ja-d
(Zustand 1991). Mittelrhein (Mainz?), um 1404. - Kat. S. 243.

demnach nicht neu, und er fand eine Entsprechung in der Mainzer Domliturgie, die für den Samstag nach dem Fest
Epiphania die von dem Dompropst Andreas von Brauneck (f 1391) gestiftete Messfeier »De assumptione gloriosa
beatae Mariae virginis« und die Mariensequenz Ave praeclara vorsah, in der Maria als regina caeli, als Königin des
Himmels bezeichnet wird53.
Während Engel und Heilige - links der Hl. Petrus mit dem ihm verheißenen Schlüssel des Himmelreichs (nach
Mt 16,19), rechts ein Abt mit dem Modell einer Kirche, bei dem es sich um den Missionar, ersten Abt von Fritzlar
und ehemaligen Patron der Burgkirche, den Hl. Wigbert handeln muss - als Begleitpersonal einer Krönung/Inthro-
nisation Mariä nicht ungewöhnlich sind54, besaß das Bildprogramm ursprünglich in den alttestamentlichen Figuren
mit Spruchbändern in den Tabernakelauszügen eine über Maria hinausweisende Bedeutung. Indem links der Prophet

geschlossenen erzählerischen Einheiten zusammengesetzt. Die reta-
belartige Verteilung einzelner, inhaltlich zusammengehöriger Szenen
auf mehrere Fenster ist die Folge einer Reduktion der Bildprogramme
in lichter gestalteten partiellen Farbverglasungen in spätem Mittel-
alter und früher Neuzeit, wofür die Chorverglasung der Pfarrkirche
St. Peter in Köln ein instruktives Beispiel ist; s. Ivo RAUcn/Hartmut
Scholz, Sankt Peter zu Köln (Meisterwerke der Glasmalerei 1), Re-
gensburg 2007, S. 9 und Abb. S. 17, 2of.
52 RDK, IV, 1958, Sp. 476-501, hier Sp. 487E (Stephan Waetzoldt).

53 Guido M. Dreves, Hymnographi latini. Lateinische Hymnendich-
ter des Mittelalters (Analecta hymnica medii aevi L,z), Leipzig 1907,
S. 313-315, Nr. 241. - Zur Mainzer Domliturgie s. Weinert 2008,
hier S. 22, 92 (fol. 4r); zu Andreas von Brauneck s. Hollmann 1990,
S. 341L
54 Schiller, IV,2, 1980, S. 148. Siehe auch Rainer Kahsnitz, Drei
Kronen für die Gottesmutter. Eine bayerische Marienkrönungsta-
fel des 13. Jahrhunderts, in: FS Becksmann 2004, S. 85-100, hier bes.
S. 88.
 
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