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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0242

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OBER-INGELHEIM • BURGKIRCHE

24I





Die / künstlerische Arbeit leistete Heinz Hindorf, / die meis-
terliche Werksarbeit die Kunstgl[a]serei Münch-Wolff in Gross-
Umstadt.
Erhaltung: Mit Ausnahme des Feldes 2c, das 1956 vollständig
neu geschaffen wurde, weisen alle Felder noch einen mehr oder
minder großen Bestandteil an mittelalterlichen Gläsern auf.
In der ersten und zweiten Zeile ist dieser Bestandteil gering;
nur die dritte Zeile hat größere zusammenhängende Flächen
ihres Originalbestandes bewahrt. Die Ergänzungen stammen
weitgehend aus dem Jahr 1956, wobei allerdings auch mittel-
alterliche Partien übermalt, patiniert und neu gebrannt wurden.
Ältere, aus dem 19. Jh. stammende Ergänzungen und jüngere,
2002 vorgenommene Reparaturen bleiben offenbar auf weiße,
unbemalte Glasstücke im Randstreifen und in der Architektur
beschränkt.
Im Randbereich haben einige wenige originale Glasstücke
Sprünge. Weiße, gelbe und blaue Stücke zeigen Lochfraß; wei-
tere Farbgläser, insbesondere rote, blaue, violette, grüne und
braune Stücke, weisen unterschiedlich fortgeschrittene Korro-
sion auf, die bis hin zu nahezu völliger Lichtundurchlässigkeit
durch verbräunte Krusten reicht. Diesem Zustand entsprechend

ist die Bemalung allenthalben mäßig bis schlecht erhalten; al-
lein der Kopf des Königs in 2d, die Köpfe der Engel in ja+d und
Teile des Mariengewandes in ta lassen noch Rückschlüsse auf
die ursprüngliche malerische und zeichnerische Qualität zu.
Ikonografie, Komposition: Dem Bericht des Evangelisten Mat-
thäus zufolge kamen zur Zeit der Geburt Christi Weise aus dem
Orient nach Jerusalem, da ihnen ein Stern die Geburt des Ju-
denkönigs verkündet hatte. Herodes wies sie nach Bethlehem,
und »der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor
ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, wo das Kindlein
war«. Sie fanden es mit Maria in einem Haus, »beteten es an und
taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und
Myrrhe« (Mt 2,1-11).
Die Darstellung gibt diese Begebenheit auf vier Bahnen verteilt
exakt wieder, wobei der Stern, der einst in dem Feld 3b über
Maria und Christus stand (Fig. 153), bei der Restaurierung 1956
offenbar in Unkenntnis der Textgrundlage entfernt wurde. Die
anekdotische Bereicherung der Szenerie in den Feldern i/2a
um Ochse und Esel an der Futterkrippe und Joseph, der hinter
einem Vorhang versteckt dem Geschehen beiwohnt, ist in der
Kunst um 1400 ebenso häufig anzutreffen, wie Maria oftmals
 
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