FRANKFURT • HISTORISCHES MUSEUM
U7
39. HEILIGE MIT STIFTER Fig. 99, Abb. 105
Mittelrhein, um 1490.
H. 81,5 cm, B. 47 cm. Inv. Nr. X 25081. Beeh-Lustenberger,
Nr. 44. Derzeit deponiert.
Herkunft angeblich aus dem 1631 abgebrochenen Roten Hof in
Frankfurt; 1909 aus der Kunsthandlung Rudolf Bangel, Frank-
furt, erworben.
Bibliographie: Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 44 (die am Mit-
telrhein um 1490 entstandene Scheibe soll aus dem Roten Hof in
Frankfurt stammen).
Erhaltung: Ergänzungen wohl aus dem späten 19. Jh.; partiell
leichte Korrosion sowie ein brauner, speckiger und zum Teil
abplatzender Überzug im Boden. Verbleiung 1962/63 erneuert
und dabei ein gesprungenes Glas doubliert.
Ikonographie, Komposition: Ein vor einem Betschemel(?) knien-
der, geistlich gewandeter Stifter wird von einer ikonographisch
nicht näher bestimmbaren weiblichen Heiligen (Elisabeth?), der
Gottesmutter oder einer anderen heiligen Person empfohlen, die
auf der ursprünglich rechts anschließenden Scheibe dargestellt
war. Die Szene spielt in einem Zentralraum und ist nach vorne
mit einer flachen Arkade und einwärts gebogenen Fialen
gerahmt; die Scheibe ist wohl beidseitig beschnitten. Das Glas-
gemälde stammt aus einem mindestens zweibahnigen Fenster
und dürfte dort ein farbiges Band gebildet haben, wobei der
Damastvorhang die in sich architektonisch gerahmten Einzel-
scheiben zusammenband.
Farbigkeit: Der Stifter trägt einen braunen Mantel mit silbergel-
ber seitlicher Schließe, die Heilige ein braunrosa Untergewand
mit breiter Goldborte und darüber einen weißen, goldgesäumten
Mantel; stumpf braungelber Nimbus. Roter Damastvorhang mit
goldenen Zaddeln; Architektur und Boden hellbraun.
Technik, Stil, Datierung: Die farblich zurückhaltende Scheibe ist
im Halbton flächig gestrichen und in den Inkarnaten mittels
einer differenzierten Pinselzeichnung modelliert; die Lichter
sind minutiös gewischt und mit dem Stäbchen herausgehoben.
Die Schattenlagen sind naß nachgestupft, mit unterschiedlich
dichten Pinselschraffuren ausgearbeitet und außenseitig mit röt-
lichem Lot wäßrig gestupft. Stilistisch und maltechnisch ergeben
sich in der minutiösen Modellierung einige retrospektive
Anklänge an den Katharinenzyklus im Chor der Frankfurter
Leonhardskirche, vor allem beim Gesicht der Heiligen. Anderer-
seits kommt das Glasgemälde in der reduzierten, weichen
Gewandzeichnung und dem großmustrigen Damastvorhang im
Hintergrund jener fragmentierten Heiligenscheibe in Kirberg
(Abb. 238) so nahe, daß man auch für die Frankfurter Scheibe
von einer Entstehung in den 1490er Jahren ausgehen kann. Bei
der dafür verantwortlichen Werkstatt handelt es sich offensicht-
lich um eine lokale, bislang nicht weiter nachweisbare Frankfur-
ter Werkstatt mit teilweise retrospektivem Formengut und ein-
zelnen kölnischen Anklängen im Kopf des Stifters.
CVMA A 11522
40. WAPPENSCHEIBE HELLER/BLUM
Fig. 100, Abb. 107, Farbtaf. XIII
Mainz oder Frankfurt, um 1490/1500.
Durchmesser 44-44,5 cm. Inv. Nr. X 15326. Beeh-Lusten-
berger, Nr. 49.
Die Herkunft der Scheibe ist ungesichert: Während sie nach
Angabe des Vorbesitzers Carl Theodor Reiffenstein aus der
Johanniterkirche stammt, überliefert Lotz als ursprünglichen
Standort die Michaelskapelle. Die Wappenallianz ist von Lers-
ner auch in den Fenstern der Dreikönigskirche Sachsenhausen
überliefert18.
Bibliographie: Lotz, 1880, S. 150 (erwähnt die Scheibe im Besitz
Reiffensteins und lokalisiert sie in die Michaelskapelle);
Schmitz, 1913,1, S. 112L (Erwähnung im Hausbuch-Umkreis);
Faber du Faur, 1921, S. 95 (Werkstatt des »Hausbuchmeis-
ters«); Simon, 1942/43, S. 33-36, Abb. 3 (zusammen mit der zu
spät datierten Nr. 33 und mit Nr. 41 in das Dominikanerkloster
lokalisiert); Beeh-Lustenberger, 1965 Nr. 49 (vermutet eine
posthume Entstehung um 1505 und damit eine Stiftung durch
den Sohn Jakob Heller; Diskussion der verschiedenen Prove-
nienz-Vorschläge); Ute-Nortrud Kaiser, Jerg Ratgeb - Spu-
rensicherung (Kleine Schriften des Historischen Museums
Frankfurt/ Main 23), Limburg 1985, S. 140 (Herkunft aus dem
Dominikaner- oder Karmeliterkloster ungeklärt); Schmid, 1994,
S. 483 f., Abb. 121 (vermutet ohne weitere Begründung eine Her-
kunft aus einem Profangebäude; mittelrheinische oder Frankfur-
ter Werkstatt um 1505); Kat. Ausst. FFM 1200 - Traditionen und
Perspektiven einer Stadt, Sigmaringen 1994, Nr. 2/41, S. 66 (ver-
mutet zusammen mit Nr. 41 eine Herkunft aus der Domini-
kanerkirche, in der sich die Grablege Jakob Hellers befand).
Erhaltung: Bis auf wenige Sprünge und unbedeutende Ergän-
zungen in der Bordüre intakt; Malschicht partiell leicht berieben.
Drei Gläser 1962/63 doubliert und Bleinetz damals erneuert.
Ikonographie: Die Darstellung des Hl. Bartholomäus mit Messer
und über den Arm gelegter Haut mit Kopf folgt einem in Frank-
furt seit dem 14. Jh. nachweisbaren Typus, der etwa in der Chor-
gestühlwange des Frankfurter Domes um 1352 faßbar wird19. In
Körperhaltung und Gewandung lassen sich Zusammenhänge mit
18 Vgl. Lersner, 1706, Teil 2, S. 88.
19 Vgl. Kat. Ausst. Köln 1978, Abb. auf S. 241.
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39. HEILIGE MIT STIFTER Fig. 99, Abb. 105
Mittelrhein, um 1490.
H. 81,5 cm, B. 47 cm. Inv. Nr. X 25081. Beeh-Lustenberger,
Nr. 44. Derzeit deponiert.
Herkunft angeblich aus dem 1631 abgebrochenen Roten Hof in
Frankfurt; 1909 aus der Kunsthandlung Rudolf Bangel, Frank-
furt, erworben.
Bibliographie: Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 44 (die am Mit-
telrhein um 1490 entstandene Scheibe soll aus dem Roten Hof in
Frankfurt stammen).
Erhaltung: Ergänzungen wohl aus dem späten 19. Jh.; partiell
leichte Korrosion sowie ein brauner, speckiger und zum Teil
abplatzender Überzug im Boden. Verbleiung 1962/63 erneuert
und dabei ein gesprungenes Glas doubliert.
Ikonographie, Komposition: Ein vor einem Betschemel(?) knien-
der, geistlich gewandeter Stifter wird von einer ikonographisch
nicht näher bestimmbaren weiblichen Heiligen (Elisabeth?), der
Gottesmutter oder einer anderen heiligen Person empfohlen, die
auf der ursprünglich rechts anschließenden Scheibe dargestellt
war. Die Szene spielt in einem Zentralraum und ist nach vorne
mit einer flachen Arkade und einwärts gebogenen Fialen
gerahmt; die Scheibe ist wohl beidseitig beschnitten. Das Glas-
gemälde stammt aus einem mindestens zweibahnigen Fenster
und dürfte dort ein farbiges Band gebildet haben, wobei der
Damastvorhang die in sich architektonisch gerahmten Einzel-
scheiben zusammenband.
Farbigkeit: Der Stifter trägt einen braunen Mantel mit silbergel-
ber seitlicher Schließe, die Heilige ein braunrosa Untergewand
mit breiter Goldborte und darüber einen weißen, goldgesäumten
Mantel; stumpf braungelber Nimbus. Roter Damastvorhang mit
goldenen Zaddeln; Architektur und Boden hellbraun.
Technik, Stil, Datierung: Die farblich zurückhaltende Scheibe ist
im Halbton flächig gestrichen und in den Inkarnaten mittels
einer differenzierten Pinselzeichnung modelliert; die Lichter
sind minutiös gewischt und mit dem Stäbchen herausgehoben.
Die Schattenlagen sind naß nachgestupft, mit unterschiedlich
dichten Pinselschraffuren ausgearbeitet und außenseitig mit röt-
lichem Lot wäßrig gestupft. Stilistisch und maltechnisch ergeben
sich in der minutiösen Modellierung einige retrospektive
Anklänge an den Katharinenzyklus im Chor der Frankfurter
Leonhardskirche, vor allem beim Gesicht der Heiligen. Anderer-
seits kommt das Glasgemälde in der reduzierten, weichen
Gewandzeichnung und dem großmustrigen Damastvorhang im
Hintergrund jener fragmentierten Heiligenscheibe in Kirberg
(Abb. 238) so nahe, daß man auch für die Frankfurter Scheibe
von einer Entstehung in den 1490er Jahren ausgehen kann. Bei
der dafür verantwortlichen Werkstatt handelt es sich offensicht-
lich um eine lokale, bislang nicht weiter nachweisbare Frankfur-
ter Werkstatt mit teilweise retrospektivem Formengut und ein-
zelnen kölnischen Anklängen im Kopf des Stifters.
CVMA A 11522
40. WAPPENSCHEIBE HELLER/BLUM
Fig. 100, Abb. 107, Farbtaf. XIII
Mainz oder Frankfurt, um 1490/1500.
Durchmesser 44-44,5 cm. Inv. Nr. X 15326. Beeh-Lusten-
berger, Nr. 49.
Die Herkunft der Scheibe ist ungesichert: Während sie nach
Angabe des Vorbesitzers Carl Theodor Reiffenstein aus der
Johanniterkirche stammt, überliefert Lotz als ursprünglichen
Standort die Michaelskapelle. Die Wappenallianz ist von Lers-
ner auch in den Fenstern der Dreikönigskirche Sachsenhausen
überliefert18.
Bibliographie: Lotz, 1880, S. 150 (erwähnt die Scheibe im Besitz
Reiffensteins und lokalisiert sie in die Michaelskapelle);
Schmitz, 1913,1, S. 112L (Erwähnung im Hausbuch-Umkreis);
Faber du Faur, 1921, S. 95 (Werkstatt des »Hausbuchmeis-
ters«); Simon, 1942/43, S. 33-36, Abb. 3 (zusammen mit der zu
spät datierten Nr. 33 und mit Nr. 41 in das Dominikanerkloster
lokalisiert); Beeh-Lustenberger, 1965 Nr. 49 (vermutet eine
posthume Entstehung um 1505 und damit eine Stiftung durch
den Sohn Jakob Heller; Diskussion der verschiedenen Prove-
nienz-Vorschläge); Ute-Nortrud Kaiser, Jerg Ratgeb - Spu-
rensicherung (Kleine Schriften des Historischen Museums
Frankfurt/ Main 23), Limburg 1985, S. 140 (Herkunft aus dem
Dominikaner- oder Karmeliterkloster ungeklärt); Schmid, 1994,
S. 483 f., Abb. 121 (vermutet ohne weitere Begründung eine Her-
kunft aus einem Profangebäude; mittelrheinische oder Frankfur-
ter Werkstatt um 1505); Kat. Ausst. FFM 1200 - Traditionen und
Perspektiven einer Stadt, Sigmaringen 1994, Nr. 2/41, S. 66 (ver-
mutet zusammen mit Nr. 41 eine Herkunft aus der Domini-
kanerkirche, in der sich die Grablege Jakob Hellers befand).
Erhaltung: Bis auf wenige Sprünge und unbedeutende Ergän-
zungen in der Bordüre intakt; Malschicht partiell leicht berieben.
Drei Gläser 1962/63 doubliert und Bleinetz damals erneuert.
Ikonographie: Die Darstellung des Hl. Bartholomäus mit Messer
und über den Arm gelegter Haut mit Kopf folgt einem in Frank-
furt seit dem 14. Jh. nachweisbaren Typus, der etwa in der Chor-
gestühlwange des Frankfurter Domes um 1352 faßbar wird19. In
Körperhaltung und Gewandung lassen sich Zusammenhänge mit
18 Vgl. Lersner, 1706, Teil 2, S. 88.
19 Vgl. Kat. Ausst. Köln 1978, Abb. auf S. 241.