Otto Hcttner—Florenz.
OTTO HETTNER FLORENZ.
Gemälde; »Frühstück im Grünen«
der 90er Jahre sind gediegene Malerei, in der
wohl ein Gefühl für Größe bemerkbar wird, die
aber im wesentlichen bestimmt ist von den
Tendenzen der Zeit. Ein paar Jahre bildhaue-
rischer Tätigkeit bringen den Umschwung: das
Formale, zunächst im Sinne des Gegenständ-
lichen, man könnte sagen Dreidimensionalen
beginnt nach farbigem Leben zu ringen. Aller-
hand Erinnerungen an Hans von Marees tauchen
in den Motiven auf: männliche Akte und Pferde,
Jünglinge von der Abendsonne beschienen und
ähnliche Dinge beschäftigen ihn. Er sucht die
Formwerte des menschlichen Körpers als Aus-
druck zu gestalten, ohne auf die Farbe und ihre
Qualitäten als koloristisches wie als plastisch
bildsames und flächenorganisierendes Material
Verzicht leisten zu wollen. Die Errungenschaf-
ten des Impressionismus mit dem neuen Form-
gefühl zu verschmelzen, ist das Bestreben dieser
Zeit. Durch seine Tätigkeit als Bildhauer ist ihm
zugleich ein starkes Gefühl für die Bedeutung
des Raums in seinen Beziehungen zum Werk
lebendig geworden; so ergibt sich die weitere
Aufgabe, zwischen Zwei- und Dreidimensiona-
lem, Raum und Fläche einen Ausgleich zu finden.
Mit Arbeiten dieser Art sind die ersten
Jahre seit 1900 ausgefüllt. Monumentales und
Dekoratives, etwa im Sinne der Fresken van
Rysselberghes entsteht, Landschaften und Por-
träts und Stilversuche, in denen mehrfach ein
starkes intellektuelles Moment fühlbar wird.
Zuweilen erwächst in einem glücklichen Augen-
blick ein Werk von der gedämpften Schön-
heit des großen „Frauenporträts" oder des
„Frühstücks im Grünen", zuweilen entstehen
Landschaften von der schönen Ruhe der „ Silber-
pappeln" und des „Florentiner Gartens", vor
denen von weitem eine Erinnerung an Feuer-
bach auftaucht. Farbiges und Formal-Lineares
ist hier zu kluger Einheit ausgeglichen und zu-
sammengefaßt, zu malerischen Werten, die in
ihrem klaren Aufbau und sicheren Geschmack
dem besten zugezählt werden dürfen, was die
letzten Jahre gebracht haben.
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OTTO HETTNER FLORENZ.
Gemälde; »Frühstück im Grünen«
der 90er Jahre sind gediegene Malerei, in der
wohl ein Gefühl für Größe bemerkbar wird, die
aber im wesentlichen bestimmt ist von den
Tendenzen der Zeit. Ein paar Jahre bildhaue-
rischer Tätigkeit bringen den Umschwung: das
Formale, zunächst im Sinne des Gegenständ-
lichen, man könnte sagen Dreidimensionalen
beginnt nach farbigem Leben zu ringen. Aller-
hand Erinnerungen an Hans von Marees tauchen
in den Motiven auf: männliche Akte und Pferde,
Jünglinge von der Abendsonne beschienen und
ähnliche Dinge beschäftigen ihn. Er sucht die
Formwerte des menschlichen Körpers als Aus-
druck zu gestalten, ohne auf die Farbe und ihre
Qualitäten als koloristisches wie als plastisch
bildsames und flächenorganisierendes Material
Verzicht leisten zu wollen. Die Errungenschaf-
ten des Impressionismus mit dem neuen Form-
gefühl zu verschmelzen, ist das Bestreben dieser
Zeit. Durch seine Tätigkeit als Bildhauer ist ihm
zugleich ein starkes Gefühl für die Bedeutung
des Raums in seinen Beziehungen zum Werk
lebendig geworden; so ergibt sich die weitere
Aufgabe, zwischen Zwei- und Dreidimensiona-
lem, Raum und Fläche einen Ausgleich zu finden.
Mit Arbeiten dieser Art sind die ersten
Jahre seit 1900 ausgefüllt. Monumentales und
Dekoratives, etwa im Sinne der Fresken van
Rysselberghes entsteht, Landschaften und Por-
träts und Stilversuche, in denen mehrfach ein
starkes intellektuelles Moment fühlbar wird.
Zuweilen erwächst in einem glücklichen Augen-
blick ein Werk von der gedämpften Schön-
heit des großen „Frauenporträts" oder des
„Frühstücks im Grünen", zuweilen entstehen
Landschaften von der schönen Ruhe der „ Silber-
pappeln" und des „Florentiner Gartens", vor
denen von weitem eine Erinnerung an Feuer-
bach auftaucht. Farbiges und Formal-Lineares
ist hier zu kluger Einheit ausgeglichen und zu-
sammengefaßt, zu malerischen Werten, die in
ihrem klaren Aufbau und sicheren Geschmack
dem besten zugezählt werden dürfen, was die
letzten Jahre gebracht haben.
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