Franziska Bruck-Berlin.
vorhandenen Formen, die sie aus Baden,
Thüringen, Schlesien, Anhalt, aus der Schweiz,
Ungarn und Spanien her bezieht, sondern sie
erfindet selbst neue Formen oder entlehnt das
ihr passend Erscheinende von alten Bildern
und Kupferstichen, um es in irgend einer Ton-
fabrik formen zu lassen, wo sie dann neben
der Drehbank sitzt und den Arbeiter beauf-
sichtigt. Das gleiche gilt zum Teil von den in
Berlin und Coburg geflochtenen Körben. Letz-
tere sucht die Künstlerin auch auf dem Lande
zusammen und macht sie durch unsichtbare
Glas- oder Blecheinsätze gebrauchsfähig für die
wasserbedürftigen Pflanzen, immer darauf ach-
tend, daß sie bequeme Öffnungen haben, damit
die Blumen nicht ersticken, sondern sich bis
zum Entblättern ausleben können.
Die Gerechtigkeit erfordert es hervorzu-
heben, daß Franziska Bruck im Berliner Westen
einen Vorgänger hatte, Otto Möhrke, dessen
Laden in der Schiilstraße die etwas pomphafte
Aufschrift: „Frische Blumen, Kunsthandlung"
trug. Seine Schaufenster waren jedoch mit
ihren schweren bronzierten Kränzen, den ver-
goldeten Bändern und antiken Riesen-Ton-
krügen auf Münchner Einflüsse zurückzuführen,
auf Festdekorationen, wie sie gelegentlich
Gabriel Seidl, Lenbach und Stuck geschaffen.
Während nun eine ganze Reihe von Berliner
Blumenhändlern diesen überkommenen Stil
ihrerseits kopierte und durch unverstandene
Übertreibungen ins Groteske steigerte, strebte
Franziska Bruck eine Rückkehr zur Natur an,
und ihre Darbietungen bedeuten in der Tat eine
Fortentwickelung zur Einfachheit und zur
Schönheit auf Grund eines tiefen Respektes
vor dem natürlichen Wuchs der Pflanze. Sie
ist, wie ich schon oben sagte, eine Pfadfinderin
und Führerin zu neuen dem Blumenhandel bis-
her fremden Zielen. Vielleicht wird eine Zeit
kommen, wo das von ihr Erreichte zum Gemein-
gut Vieler geworden ist, am Ende gar als etwas
Selbstverständliches vom kaufenden Publikum
gefordert wird. Noch sind wir allerdings weit
davon entfernt, und es gilt vielmehr die Menge
mit hingebender Geduld zum Schönen zu er-
ziehen , ohne ihr Konzessionen zu machen.
Dieser dankenswerten Aufgabe hat Franziska
Bruck ihr Leben und Streben geweiht, und
darum verdient ihr Name als der einer zielbe-
wußten Vorkämpferin mit Ehren genannt zu
werden. — max t.ehrs.
Ä
DAS EMPFTNDEN.FÜR DIE DINGE AN SICH, FÜR DIE
WIRKLICHKEIT IST VON GRÖSSERER WICHTIGKEIT ALS
DAS EMPFINDEN DER MALEREI; ES IST FRUCHTBARER
UND BELEBENDER.--- V1NZENT VAN GOGH.
KÖRBCHEN MIT AGERATUM UND CHRYSANTHEMUM SEGETUM.
vorhandenen Formen, die sie aus Baden,
Thüringen, Schlesien, Anhalt, aus der Schweiz,
Ungarn und Spanien her bezieht, sondern sie
erfindet selbst neue Formen oder entlehnt das
ihr passend Erscheinende von alten Bildern
und Kupferstichen, um es in irgend einer Ton-
fabrik formen zu lassen, wo sie dann neben
der Drehbank sitzt und den Arbeiter beauf-
sichtigt. Das gleiche gilt zum Teil von den in
Berlin und Coburg geflochtenen Körben. Letz-
tere sucht die Künstlerin auch auf dem Lande
zusammen und macht sie durch unsichtbare
Glas- oder Blecheinsätze gebrauchsfähig für die
wasserbedürftigen Pflanzen, immer darauf ach-
tend, daß sie bequeme Öffnungen haben, damit
die Blumen nicht ersticken, sondern sich bis
zum Entblättern ausleben können.
Die Gerechtigkeit erfordert es hervorzu-
heben, daß Franziska Bruck im Berliner Westen
einen Vorgänger hatte, Otto Möhrke, dessen
Laden in der Schiilstraße die etwas pomphafte
Aufschrift: „Frische Blumen, Kunsthandlung"
trug. Seine Schaufenster waren jedoch mit
ihren schweren bronzierten Kränzen, den ver-
goldeten Bändern und antiken Riesen-Ton-
krügen auf Münchner Einflüsse zurückzuführen,
auf Festdekorationen, wie sie gelegentlich
Gabriel Seidl, Lenbach und Stuck geschaffen.
Während nun eine ganze Reihe von Berliner
Blumenhändlern diesen überkommenen Stil
ihrerseits kopierte und durch unverstandene
Übertreibungen ins Groteske steigerte, strebte
Franziska Bruck eine Rückkehr zur Natur an,
und ihre Darbietungen bedeuten in der Tat eine
Fortentwickelung zur Einfachheit und zur
Schönheit auf Grund eines tiefen Respektes
vor dem natürlichen Wuchs der Pflanze. Sie
ist, wie ich schon oben sagte, eine Pfadfinderin
und Führerin zu neuen dem Blumenhandel bis-
her fremden Zielen. Vielleicht wird eine Zeit
kommen, wo das von ihr Erreichte zum Gemein-
gut Vieler geworden ist, am Ende gar als etwas
Selbstverständliches vom kaufenden Publikum
gefordert wird. Noch sind wir allerdings weit
davon entfernt, und es gilt vielmehr die Menge
mit hingebender Geduld zum Schönen zu er-
ziehen , ohne ihr Konzessionen zu machen.
Dieser dankenswerten Aufgabe hat Franziska
Bruck ihr Leben und Streben geweiht, und
darum verdient ihr Name als der einer zielbe-
wußten Vorkämpferin mit Ehren genannt zu
werden. — max t.ehrs.
Ä
DAS EMPFTNDEN.FÜR DIE DINGE AN SICH, FÜR DIE
WIRKLICHKEIT IST VON GRÖSSERER WICHTIGKEIT ALS
DAS EMPFINDEN DER MALEREI; ES IST FRUCHTBARER
UND BELEBENDER.--- V1NZENT VAN GOGH.
KÖRBCHEN MIT AGERATUM UND CHRYSANTHEMUM SEGETUM.