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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Schmid, Max: Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0455

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Wettbeivcrb für das Bismarck- ATatimal-Denkmal.

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PROZESSOR RICHARD R1EMERSCHMID—MÜNCHEN

»EIN DRITTER PREIS«

verlockend. Es erscheint das beinahe wichtiger,
als die Betrachtung der einzelnen preisgekrönten
Entwürfe, deren Art und Bedeutung aus den
beigegebenen Abbildungen ohnedies erhellt.
Nur soviel sei gesagt: Der I. Preis ist als ein
Doppelerfolg zu bezeichnen. Daß einstimmig
die Preisrichter ihn emporhoben, ist einerseits
darin begründet, daß er wie kein anderer still
und feierlich dem Räume sich einpaßt, mit be-
scheidener Würde alles Anmaßende und Über-
schwängliche, kurz, daß er viele Fehler anderer
vermeidet. Man darf mit Bestimmtheit hoffen,
daß er allmählich sich auch in das Herz aller
derer einschmeicheln wird, die heute erstaunt
zurückweichen, weil sie die erhofften Posaunen-
stöße modernen Sichauslebens hier nicht ver-
nehmen. Andrerseits trägt er in sich alle Keime
zukünftiger Vollendung. Die Persönlichkeit des
Bildhauers, Hermann Hahn, wie des Archi-
tekten, Hermann Bestelmeyer, bieten ja da-
für Gewähr, daß der Entwurf in der Ausführung

jene höchste Reife erreichen kann, die ihn zu
einem wirklichen, das Zufällige gegenwärtiger
Schulmeinungen überdauernden Kunstwerk
machen wird. Leicht trägt der Hügel diese
Last. Unbeschränkt kann sich dahinter der
Festplatz bis zum Waldessaum ausdehnen, un-
behindert bleibt der Ausblick in die Landschaft,
malerisch ist der Durchblick von der Tiefe her.
Eine stimmungsvolle Schöpfung ist jene Statue
Jung-Siegfrieds im Innern des altgermanischen
Steinkreises. Künftige Zeiten soll er daran
mahnen, daß das deutsche Volk als ein jugend-
lich drängendes, kämpfendes und stürmendes
eintrat in den Reigen der Nationen, geführt
durch Jung-Siegfried—Bismarck.

Es gibt nicht wenige, die mit voller Überzeu-
gung diese Gesichtspunkte für die allein maßge-
benden und für alle Zukunft geltenden halten.
Doch läßt sich nicht verkennen, daß damit eine
scharfe Absage an gewisse moderne Bestrebun-
gen verbunden ist. All das Ringen und Streben

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