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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Schmid, Max: Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0456

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Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal.

der letzten Generation, all diese Kämpfe für eine
eigene originelle Kunstweise, all dieses Sich-
sehnen nach Zwanzigstem-Jahrhundertstil wird
dadurch als überflüssig, ja schädlich gebrand-
markt. Nicht ohne Grund fragt man sich: Soll die
große sogenannte „moderne Bewegung" nun
klanglos dahingehen? War sie nichts weiter als ein
spannendes Schlußkapitel zur Kunstgeschichte
des XIX. Jahrhunderts? Hat man darum „Los
von Rom", „Los von der Antike", „Los von der
Historie" geschrieen, um nun mit stillem Ent-
sagen nordische Steinbauten neu zu beleben?
Und noch eines. Wird die künstlerische Fein-
heit von Hahns Entwurf, dies bescheidene
Sichgenügenlassen diejenigen befriedigen, die
vor allem ein Monumentalwerk ersehnten,
das auch in der äußeren Größe der Bedeutung
des ersten Kanzlers gerecht wird ? Verlangen
nicht die meisten, daß das stilisierte oder rea-
listische Bildnis des großen Mannes zum Mittel-

punkt des ganzen Aufbaues gemacht wird ? So
wird dieser erste Preis Keim eines heftigen
Streites werden, und in den nächsten Wochen
dürften im deutschen Blätterwalde wilde Kampf-
rufe gellen, bis (vermutlich in den Maitagen)
die Entscheidung fällt.

Wenn Hahns Entwurf dann nicht die Mehr-
heit findet, welcher unter den übrigen Preis-
gekrönten könnte als vollwertiger Ersatz oder
gar als besseres Modell gelten? Ein II. Preis
fiel ja auf F. Brantzky-Köln. Sein Entwurf hat
gewisse Qualitäten mit dem vorigen gemein.
Nur schiebt er die Sockelmauer in mächtigem
Schwünge weit vor den Abhang des Berges und
läßt aus ihr ein stattliches Reiterbildnis empor-
wachsen. Die Steinpfeilerwerden durch schlichte
Säulen ersetzt, aber leider fast bis zu 2/3 Höhe
durch eine Rundmauer abgeschlossen. Links
und rechts flankieren Halbtürme den Rundbau,
der sich nach der Rückseite zum Festplatz öffnet,

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