Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

DOI Artikel:
Schmid, Max: Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0457

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal.

den langgestreckte festungsartige Mauern seit-
lich begrenzen. Das Ganze macht so den Ein-
druck einer alten Bergfeste, d. h. mehr fest als
festlich, mehr trotzig als einladend, aber jeden-
falls wuchtiger, die Landschaft mehr dominie-
rend und doch nicht erdrückend oder gar zer-
störend. Die Silhouette der Elisenhöhe würde
auch beiAusführung dieses Entwurfes gewinnen.

Der andere II. Preis des Architekten Alfred
Fischer-Düsseldorf (Plastik: WalterKniebe-
Düsseldorf) mag zunächst allzu einfach erschei-
nen. Ein griechisches Tempelchen von beschei-
denen Verhältnissen, mit einem etwas unbe-
scheidenen Dache gedeckt. Wie aber dieses
Tempelchen mit seiner davor liegenden tieferen
Terrasse dem Berg angefügt ist, wie sich daran
der Festhof und weiterhin ein langgestreckter
Festplatz angliedert, das ist ohne Zweifel sehr
geschmackvoll und feinfühlig. Hier ist nicht
durch anspruchsvolle Kolonnaden und pompöse
Triumphbogen die Ruhe der Landschaft gestört.
In dem bescheidenen Umfange, in dem klassische
Motive verwendet wurden, hat das Projekt
auch für ausgesprochene Deutschtümler wohl
nichts durch Hellenismus Verletzendes. Denen,
die aus Kreisformen den Platz entwickeln, tritt
hier eine gradlinig und rechtwinklig gegliederte
Lösung entgegen, die doch das gegebene Terrain
nach Kräften schont. Alle Einzelheiten sind
freilich nur flüchtig angedeutet. Doch darf
vorausgesetzt werden, daß diese einfache Ar-
chitektur von jedem geschmackvollen Künstler
ohne weiteres gut und richtig detailliert werden
kann. Im ganzen eine kluge und ruhige Arbeit,
die nicht nur auf dem Reißbrett entworfen,
sondern auch im Räume empfunden ist.

In welchem Sinne ein III. Preis dem Motto:
„Seideinig" (Bernh. Bleeker undO. O.Kurz-
München) zuteil wurde, bedarf nach dem Vor-
gesagten kaum noch der Begründung. Es ist
ein reicherer Typ des ersten preisgekrönten
Entwurfes, eine Übersetzung in den Hellenis-
mus. Leider wird der dorische Rundpfeiler eine
größere Schmuckentwicklung nicht zulassen.

Der andere III. Preis ist auf Rieh. Riemer-
schmids Kuppelbau gefallen. Dieser Entwurf
hat etwas sehr Stimmungsvolles. Er besitzt ein
wenig Romantik, wie sie am Rheine wohl zuläs-
sig ist. Der nicht übermäßig große, aber zu viel-
facher Anbringung von Plastik und Malerei ver-
lockende Kuppelraum ist von bescheidenen Ab-
messungen. Der Umriß erinnert zwar an ver-
schiedene kirchliche Gebäude, wirkt aber doch
auch ein wenig weltlich, denkmalhaft. Riemer-
schmid hat diese Gedächtnishalle zurückgescho-
ben und nach dem Bergabfall hin gegliederte
Terrassen vorgelegt, an deren Fuß, in der Tiefe

des heutigen Steinbruchs, ein poetisches kleines
Heiligtum eingebettet ist. Im Innenraum läßt
sich eine weihevolle Bildsäule, an den Wänden
festlicher Schmuck anbringen und vielen wird
der Gedanke sympathisch sein, daß hier des
großen Dahingeschiedenen an festlichen Tagen
gedacht werden kann, daß er im engeren Kreise
hier durch Lied und Rede gefeiert wird, wäh-
rend auf dem dahinter liegenden Festplatze
öffentliche Versammlungen und Festspiele statt-
finden können. Mancher mag wohl den Umriß
des Baues etwas straffer, die Formen etwas
eigenartiger empfunden wünschen. Das wäre
Sache der Durcharbeitung bei etwaiger Aus-
führung.

Zehn weitere Entwürfe sind mit Entschä-
digungen von je 2000 Mark ausgezeichnet. An
zweien ist Bestelmeyer-Dresden beteiligt,
einmal in Gemeinschaft mit Hahn-München. In
beiden Fällen plant er einen Rundbau mit kegel-
förmigem Dache, wobei reicher Reliefschmuck
vorgesehen ist. Georg Wrb a will weniger durch
Größe, als durch Anmut und Schönheit zwingen.
Im Verein mit Otto Gußmann schmückt er
eine festliche Halle durch Reliefs und Gemälde.
Einen eleganten Kuppelbau und eine dem
Terrain sehr feinfühlig angepaßte Platzanlage
bietet R. Berndl-München.

Friedrich v. Thiersch gibt einen schlicht
behandelten Turm von quadratischer Grund-
form, der mit seinem Unterbau sich der Sil-
houette rheinischer Burgen anpaßt, im ein-
zelnen aber, besonders auch durch Dasios Re-
liefschmuck, festlich und heiter wirkt. In dem
Entwurf von Johann und Rieh. Miller-Pasing
wird ein stattlicher, ins Vieleck übergehender
turmartiger Bau von einer Säulenhalle in Huf-
eisenform umschlossen. Größere Dimensionen
wählen Biber und Klemm, deren Projekt et-
was stark an Burgruine gemahnt. Der vortreff-
liche Entwurf von E. Schütz, O. und R. Kohtz
scheint über den für die Elisenhöhe zulässigen
Maßstab hinauszugehen.

MaxLäuge r-Karlsruhe bringt feierliche klas-
sische Säulenhallen als Umrahmung eines sehr
wohlgegliederten Festplatzes. PaulPfann und
Pfeifer-München nehmen nochmals den Ge-
danken des altgermanischen Steinkreises auf,
allerdings in zierlichen, fast biedermeierischen
Proportionen.

Unter den angekauften Entwürfen befindet
sich ein solcher von Kreis-Düsseldorf. Kreis ge-
hört mit seiner Serie von Projekten wohl zu
denen, die am intensivsten mit dieser Denkmals-
aufgabe sich beschäftigt haben. Es wäre unrecht,
hier mit wenigen Worten seine imposanten Ent-
würfe abzutun. Ihrer Bedeutung und den Grün-

442
 
Annotationen