Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

DOI Artikel:
Cavalierhaus Seeleiten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
professor emanuel v. seidl münchen.

Cavalierhaus des Schlosses Seeleiten bei Murna

CAVALIERHAUS SEELEITEN.

Auf dem Südhang des Staffel-Sees steht das
L Schloß Seeleiten. Wir fahren durch ein
Torgebäude in einen geräumigen Hof zu einem
einfachen vornehmen Herrenhaus mit an-
schließendem Wandelgang und einer Kegelbahn,
die die Verbindung mit den Wirtschafts- und
Stallgebäuden herstellen. Fast möchten wir
glauben, hier schon lange gewohnt zu haben,
und doch finden wir so viel Neues in Bezug
auf Gruppierung und einfache, aber charakte-
ristische Formen. Sie sind aber selbstverständ-
lich und deshalb jedem vertraut. In dieses
Gebäude hat der Schloßherr Rittmeister von
Seubert und seine anmutige Gemahlin ein frohes
gesellschaftliches Leben gebracht, und so nimmt
es nicht Wunder, wenn ein neues Cavalierhaus
errichtet werden mußte. Sieben Jahre sind
verflossen, seitdem der Schloßbau vollendet ist,
und nun hat Professor Emanuel von Seidl in
den alten Bildrahmen ein weit vorgeschrittenes

Bauwerk hineingestellt. Es hat mehr Komfort
und mehr Stil. Es ist eine Arbeit, die trotz
der Kleinheit des Objektes den fertigen, ausge-
reiften Meister verrät.

Ein gewölbtes Schindeldachläßt ohne Stützen-
konstruktion die Mansarde vollständig ausnüt-
zen. Wie behaglich schneiden die Wohnerker
und die Altane und das Treppenhaus in den
Dachvorsprung ein, wie ungemein reizend ist
der Hauseingang gestaltet. Dieser ist immer so
wichtig und verrät die ganze Tonart des Innern.

Daß Seidl es versteht, das Terrain auszu-
nützen und deshalb fast Schwierigkeiten auf-
sucht, daß er mit allem landschaftlichen und
gärtnerischen Schmuck zu wirken weiß, das
sehen wir auch hier wieder. — Es ist schade,
daß die Pforte verschlossen war; zu gerne wären
wir eingetreten, uns auch innen zu erfreuen.
Wir fahren vergnügt nach Hause, vielleicht dür-
fen wir später wiederkommen. — a. v. m.

1911/12. iii. 4

225
 
Annotationen