DOI Artikel:
Ostini, F. v.: Vier neue Familienhäuser
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0330
THEODOR VEIL & G. HERMS—MÜNCHEN.
Haus Boehm, Höllriegelskreuth.
VIER NEUE FAMILIENHÄUSER.
ARBEITEN DER ARCHITEKTEN TH. VEIL & G. HERMS MÜNCHEN.
Es ist nicht allzulange her, daß die Architek-
ten meinten, ihre künstlerische Aufgabe
höre im Grunde hinter der Fassade auf. Wenig-
stens dann, wenn es sich nur um schlichte Privat-
häuser handelt, nicht um Repräsentationsbauten
mit prunkhaften Festsälen und Treppenhäusern.
Noch ein Klenze hatte von einer Kultur der
Wohnung kaum einen Begriff, er fügt das Innere
ins Gehäuse der Fassaden hinein, wie's eben
passen wollte, und man könnte ein Buch schrei-
ben über die Schildbürgereien und Zweckwid-
rigkeiten, die in jener Zeit der „Erneuerung
unserer Baukunst" auf solchem Felde geleistet
worden sind. Das ist heute anders geworden.
Der moderne Architekt baut das Haus von innen
nach außen und sieht seine vornehmste Aufgabe
in der Herstellung einer vollkommenen Harmo-
nie von Zweck und Form. Im Zeitalter der
Technik hat die Erkenntnis, daß das Sinn-
gemäße immer seine eigene Schönheit hat,
mehr und mehr an Geltung gewonnen, und na-
mentlich auf dem Gebiete des Wohnhausbaues,
der „Villa", — ein sehr mißbräuchlicher Aus-
druck, nebenbeigesagt! — haben unsere jünge-
ren Architekten aus solcher Erkenntnis die
Grundlage eines Stils gemacht. Sie halten es
unter ihrer Würde, bei der räumlichen Ein-
teilung eines solchen Baues den intimsten Le-
bensgewohnheiten, dem Beruf und inneren We-
sen des Bauherrn Rechnung zu tragen, ja sie
setzen ihre beste Kraft nach dieser Seite hin
ein. Unter den ungezählten neuen Familien-
häusern der Villenorte z. B., die München in
weitem Umkreis jetzt umgeben, finden wir
interessante Belege für dieses Streben in Fülle
und in jenen Zonen liegen auch drei von den
vier Neubauten der jungen Münchner Bau-
künstler Theodor Veil und Gerhard Herms,
von denen hier kurz die Rede sein soll.
Theodor Veil hat sich seine Sporen schon
1!>12. IV. 5.
325
Haus Boehm, Höllriegelskreuth.
VIER NEUE FAMILIENHÄUSER.
ARBEITEN DER ARCHITEKTEN TH. VEIL & G. HERMS MÜNCHEN.
Es ist nicht allzulange her, daß die Architek-
ten meinten, ihre künstlerische Aufgabe
höre im Grunde hinter der Fassade auf. Wenig-
stens dann, wenn es sich nur um schlichte Privat-
häuser handelt, nicht um Repräsentationsbauten
mit prunkhaften Festsälen und Treppenhäusern.
Noch ein Klenze hatte von einer Kultur der
Wohnung kaum einen Begriff, er fügt das Innere
ins Gehäuse der Fassaden hinein, wie's eben
passen wollte, und man könnte ein Buch schrei-
ben über die Schildbürgereien und Zweckwid-
rigkeiten, die in jener Zeit der „Erneuerung
unserer Baukunst" auf solchem Felde geleistet
worden sind. Das ist heute anders geworden.
Der moderne Architekt baut das Haus von innen
nach außen und sieht seine vornehmste Aufgabe
in der Herstellung einer vollkommenen Harmo-
nie von Zweck und Form. Im Zeitalter der
Technik hat die Erkenntnis, daß das Sinn-
gemäße immer seine eigene Schönheit hat,
mehr und mehr an Geltung gewonnen, und na-
mentlich auf dem Gebiete des Wohnhausbaues,
der „Villa", — ein sehr mißbräuchlicher Aus-
druck, nebenbeigesagt! — haben unsere jünge-
ren Architekten aus solcher Erkenntnis die
Grundlage eines Stils gemacht. Sie halten es
unter ihrer Würde, bei der räumlichen Ein-
teilung eines solchen Baues den intimsten Le-
bensgewohnheiten, dem Beruf und inneren We-
sen des Bauherrn Rechnung zu tragen, ja sie
setzen ihre beste Kraft nach dieser Seite hin
ein. Unter den ungezählten neuen Familien-
häusern der Villenorte z. B., die München in
weitem Umkreis jetzt umgeben, finden wir
interessante Belege für dieses Streben in Fülle
und in jenen Zonen liegen auch drei von den
vier Neubauten der jungen Münchner Bau-
künstler Theodor Veil und Gerhard Herms,
von denen hier kurz die Rede sein soll.
Theodor Veil hat sich seine Sporen schon
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