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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0498

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Kleine Kunst-Nachrichtew.

architekt franz brantzky- köln. modell für den römerbrünnen in köln. (vergl. untenstehende notiz.)

BERLIN. Bei Gurlitt eine Kollektion DoraHit3,
gemalt in den legten Jahren und seit ihrem Auf-
enthalt in Florenz. Italien wirkte stark: man sieht
nur mehr helle reine Farben und einfache Harmo-
nien. Ein großes Bild: italienische Familie, eins
der frühesten und noch in Italien selbst entstanden,
steht auf der Grenze zwischen der alten und neuen
Malweise; zwar starke Farben, aber sie sind noch
nicht hell, und die vielen Werte heben sich gegen-
seitig auf. So wirkt das Stück farblos. Aber das
Experiment war lehrreich. In der Folge wird alles
einfach, hell und freundlich. Am gelöstesten (außer
dem schönen Kinderfries) ein Porträt „Dame mit
Kind", eine Harmonie von Lila bis Blau, aufge-
lichtet bis dicht an jene Grenze, wo alle Farbe
grau und ein Ton wird. — Dann eine Ausstellung
zum Gedächtnis Hermann Pleuers. Ein frühes
Bild (1887): „zwei Männer im Atelier", so dunkel
im Ton und „gelernt" wie des jungen Hodlers
Selbstbildnis im Atelier, und ebenso talentvoll.
Aus der mittleren Zeit ein reizvoller Blick in eine
enge Gasse, vorbei an Gartenmauer und Bäumen
und dunkelgrau-braunen Häusern, ein stilles Bild.
Pleuer ging spater eigene Wege und schuf sich
eine Spezialität, die Eisenbahnbilder. Ganz origi-
nal gesehen, von gedämpfter Helligkeit der Farbe,
löst er die Form oft so sehr in Ton auf, daß die
Stofflichkeit entweicht. Im übrigen waren seine
Erlebnisfähigkeit und auch sein Können von engem
Umfang: ein Bild „nackte Frauen am Wasser" und
ein anderes „eine Sommerlandschaft" sind fast ohne

höhere Werte. Er war immer mehr Künstler als
Maler. — Bei Cassirer gab es allerlei zu sehen:
eine Anzahl von Bildern Max Pechsteins, hüb-
sche Stilleben George Mossons, eine Kollektion
des ungarischen Malers Rippl-Ronai. Dann noch
Bilder von Klein-Diepold und Fritz Rhein.
Beide gehören der Berliner Schule und sind ohne
Liebermann nicht denkbar. Klein-Diepold ist der kolo-
ristisch kräftigere, dafür auch oft unerträglich hart
in der Farbe. Seine Bilder sind einheitlicher in der
Struktur, als etwadie Kardorffs. Die Lichtverhältnisse
stereotyp, aber stets sicher beobachtet. Die Stim-
mungkonzentriert, doch von mittlerer Höhe. Das beste
eine Parklandschaft mit Weiden und eine Dorfstraße.
— Fritz Rhein, der, nach akademischen Jahren, in
Berlin den guten Einfluß Liebermanns erfuhr, malte
eine Zeitlang hübsche und moderne Landschaften.
Inzwischen ist selbst in der Landschaft das früher
brav Gelernte wieder obenauf gekommen, ja der
offene Pinselstrich fast aufgegeben worden. b.

£

KÖLN. Der Verschönerungs-Verein läßt einen
Monumentalbrunnen errichten als Erinnerungs-
zeichen an das römische Köln. Die Ausführung
erfolgt in Muschelkalkstein nach den Plänen und
Modellen des Kölner Architekten Franz Brantzky.
Neun Reliefs der Brunnenwand bringen Leben,
Sitten und Gebräuche der Römer zur Darstellung.
Den künstlerischen Mittelpunkt bildet das charak-
teristische römische Wahrzeichen, die kapitolinische
Wölfin auf hohem Säulenpostament. r.

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