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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0117

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102

II. Abschnitt. Griechische Theater ausserhalb Athens.

ne bezeichneten Rundung einen Kreis, wie es in unserem Grund-
risse geschehen ist, so zeigt sich, dass die Orchestra auch hier
einen vollen Kreis umfasst.

Das Skenengebäude ■ wurde in einem sehr guten Zustande
gefunden; es war besser erhalten und lässt sich mit grösserer
Sicherheit ergänzen als irgend eine der bisher ausgegrabenen
Skenen. Es besteht aus einem grossen Saale und einer nach
dem Zuschauerraum gerichteten Vorhalle von fast 2™ Tiefe, dem
Proskenion. Die Wände des Saales, der eigentlichen Skene, sind
aus Porosquadern erbaut und stehen noch bis zu 2m hoch auf-
recht. Säulen und Gebälk des- Proskenion bestehen dagegen aus
weissem Marmor; acht dorische Halbsäulen und zwei Eckpfeiler
standen bei der Ausgrabung noch aufrecht, sind aber vor eini-
ger Zeit leider mutwilliger Weise umgeworfen worden und dabei
teilweise zerbrochen. Ihre Gebälkstücke, welche die auf Tafel VI
abgebildete Inschrift tragen, lagen auf dem Boden herum und
sind jetzt im Innern der Skene zusammengelegt. Andere etwas
grössere Gebälkstücke aus Marmor, deren Architrave zum Teil
ebenfalls eine Inschrift tragen, gehören nach ihren Massen und
nach dem Wortlaut der Inschrift zu dem Skenengebäude. Die
erstere Inschrift, auf Tafel VI abgebildet, lautet: . . . äjywvoös-
tp(]cra? to rcpoay.^viov xal tou? Tuvfay.ag . . . Die zweite, von der drei
Fragmente gefunden sind, hat folgenden Wortlaut: . . . Sspsuj?
yevojAsvo?—tyjv ox<]vy)v xai t& Oupw,a[aTa tw 'AjjJ^iapaw. Abgebildet ist
sie nebenstehend in Figur 36.

Die Weihung des Proskenion und der Skene erfolgte offen-
bar von verschiedenen Personen, wahrscheinlich auch zu verschie-
denen Zeiten, obwohl der Charakter der Buchstaben in beiden
Inschriften sehr ähnlich ist. Der ältere Teil dürfte nach der Ana-
logie anderer Theater die Skene sein, zu welcher ursprünglich ein
hölzernes Proskenion gehörte; letzteres wurde aber bald von ei-
nem Agonotheten, dessen Name nicht erhalten ist, in ein festes
Proskenion umgebaut. Der monumentale Thatbestand scheint diese
Annahme zu bestätigen. Beide Inschriften werden in das I. oder
II. vorchristliche Jahrhundert gesetzt; sie genauer zu datiren, ist
bisher nicht möglich gewesen.

Vor der Errichtung des festen Proskenion bestand die Skene
aus dem grossen Saal und den zwei links und rechts vorsprin-
genden Zungenmauern, welche die fehlenden Paraskenien zu er-
setzen und einen seitlichen Abschluss des provisorischen Proske-
nion zu bilden hatten. In der Vorderwand der Skene befindet
sich eine Thür von 1,12"' Breite, deren Schwelle in der Höhe
 
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