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Ness, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0075

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Die Georgstraße knickt an der Einmündung
der Bahnhofstraße, die um 1880 mit dem
Durchbruch der Karmarschstraße ihre süd-
liche Fortsetzung durch die Altstadt zur
Leinstraße fand, nach Westen ab. Hier hatte
sich ein Knotenpunkt des Straßen- und Ge-
schäftsverkehrs entwickelt, der seine Benen-
nung nach dem Cafe Kröpcke (seit 1885,
vorher seit 1869 Cafe Robby) erhielt. An
dieser bedeutenden Stelle, zugleich die
Nordecke des dreiseitigen Opernplatzes, ent-
stand 1952 der flachgedeckte Neubau des
Kaufhauses Magis durch die Architekten
Thiele und Brandes (Georgstraße 33). Mit
dem Wechsel von horizontalen Fensterbän-
dern und Werksteinbändern, der Zurückstu-
fung der oberen Geschosse, der Abrundung
der Ecke und dem schmalen, hochaufragen-
den, halbrunden Treppenhausturm knüpft
das Kaufhaus an die modellhaften Waren-
hausentwürfe von Mendelsohn aus der Mitte
der zwanziger Jahre an. In jüngster Zeit
wurde die Nordecke des Opernplatzes durch
den unmaßstäblichen Neubau des Kröpcke-
Centers und dem Nachfolgebau des Cafe
Kröpcke empfindlich gestört.
Östlich des Kröpcke bildet die Georgstraße
zugleich die westliche Begrenzung des Opern-
platzes. Gegenüber dem Opernhaus finden
sich mit dem „Georgspalast" (Nr. 36, um
1912/13, Architekten Mackensen und Tor-
no) und dem Eckbau Windmühlenstraße
(Nr. 44) zwei jener Geschäftshäuser mit
Werksteinfassade, die in ihrer Reduzierung
historischer Zitate für die versachlichten
Kaufhausbauten der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg stehen. Der etwa fünf Jahre vor
dem in Stahlskelettbauweise errichteten
,.Georgspalast" entstandene Eckbau war in
der zerstörten Dachzone stärker mit ba-
rocken Stilelementen durchsetzt.
Zwischen den anspruchsvollen Geschäfts-
häusern der ,,Prunkstraße Hannovers" wurde
1918 durch die Brüder Siebrecht ein der
neuen Bauaufgabe entsprechendes Gebäude
der modernen Architektur gebaut: das Zei-
tungsverlagsgebäude des „Hannoverscher
Kurier" (Georgstraße 52). Ober einem bis
in das erste Obergeschoß reichenden Traver-
tinsockel springen die aus hochrechteckigen
Fenstern 'zusammengesetzten Fensterbänder
der vier oberen Geschosse leicht aus einer
ursprünglich rotbraunen Putzfläche hervor;
mit der Farbe des Putzes harmonisierte
der ehemals rote Anstrich der Fenster.
Südlich schließt sich mit dem Bankhaus
Wilhelm Basse der älteste erhaltene Bau der
Georgstraße an (Georgstraße 54, 1891/95,
im Dachgeschoß zerstört). Die symmetrische,
mit Werksteinplatten verkleidete Fassade
zeigt renaissancistische und barockisierende
Formen. Die Ausbildung des Sockelgeschos-
ses über zwei Geschosse sowie ein durch
Erker und Balustrade gegebenes Vorspringen
der oberen Geschosse ist hier vorgezeichnet.
GEORGSPLATZ
Der längsrechteckige Georgsplatz bezeichnet
die Stelle der 1623 angelegten Süder-Both-
felder-Bastion nördlich des Aegidientores.
Der südliche Teil war bereits seit 1748
im Zuge der Anlage der Aegidien-Neustadt
(vgl. S. 65) bebaut worden (Breite Straße).

Seit 1843 wurde der Georgsplatz in die
Platzabfolge der Laves'schen Stadterweite-
rung einbezogen, wobei die den Opernplatz
begrenzende Georgstraße den südlich an-
schließenden Georgsplatz durchschneidet.
Nach den Kriegszerstörungen wurde eine
Grünanlage mit Blumenrabatten angelegt.
Anstelle des im Stil eines Florentiner Pa-
lastes errichteten Lyzeums (durch Droste
1850—54) entstand auf der Ostseite 1956
—58 der große Komplex der Landesbank
(Architekt Dustmann), der mit seinen un-
terschiedlich hohen und z.T. rechtwinklig
zugeordneten Bauten die klare Platzanlage
beeinträchtigt.
Die Westseite des Platzes am Georgswall
wird bestimmt durch den repräsentativen
Bau der ehemaligen Reichsbank (Georgs-
platz 5, heute Landeszentralbank), der
1894—96 durch Max Hasak erbaut wurde,
Bildhauerarbeiten von Miethke (Berlin).
Der in Anlehnung an italienische Palast-
architektur der Renaissance gestaltete Bau
aus Deistersandstein besteht aus einem ho-
hen Erdgeschoß mit arkadenähnlich anein-
andergereihten Rundbogenfenstern und zwei

durch Gesimse getrennten Obergeschossen
mit einfachen und gedoppelten rundbogigen
Fenstern mit plastisch hervortretenden Ver-
dachungen und Einfassungen. Ein kräftig
vorspringendes Konsolgesims über Pflanzen-
fries schließt den Bau ab, die Akroterienbe-
krönung fehlt.
Am Endpunkt zwischen Opernplatz und
Georgsplatz liegt an der Nordwestecke des
Georgsplatzes der 1898—1900 durch Karl
Börgemann errichtete Neubau der Hanno-
verschen Bank (Georgsplatz 20, heute
Deutsche Bank). Die städtebauliche Bedeu-
tung dieses Bauplatzes ist durch den weithin
sichtbaren Treppenturm an der Gebäude-
ecke hervorgehoben, der von einer kupfer-
gedeckten Kuppel mit Laterne bekrönt
wird. Auch die Orientierung der reich mit
gotisierenden Formen geschmückten Sand-
steinfassaden zu beiden Plätzen betont die
bevorzugte Lage. Der heute verlegte Haupt-
eingang am Georgsplatz ist als Risalit mit
fialenbekröntem Blendgiebel besonders auf-
wendig gestaltet.

Georgstraße 33,1952, Architekten Thiele und
Brandes


f


Georgsplatz 5, Landeszentralbank, 1894—96,
Architekt Max Hasak


Georgsplatz 20, Deutsche Bank, 1898—1900, Architekt Karl Börgemann; links anschließend
Rathenaustraße 1,2


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