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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0077

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Unmittelbar nach Festlegung des Laves-
schen Planes der Ernst-August-Stadt hatte
sich die Calenberger Ritterschaft ein Grund-
stück an der Ostseite des Opernplatzes ge-
sichert, auf dem 1846 der Kriegsbaumeister
Ernst Ebeling ein Haus für die Vertretung
der ,,Landschaft für die Fürstentümer Calen-
berg, Göttingen und Grubenhagen" errich-
tete (Rathenaustraße 2, heute Börse). Der
zweigeschossige Sandsteinquaderbau auf
rechteckigem Grundriß zeigt die Abhängig-
keit von der englischen Neugotik u.a. mit
söllerartigen Vorbauten, schlanken Ecktürm-
chen, flachem, von einem Zinnenkranz ver-
deckten Walmdach.
Südlich schließt sich die ehemalige „Deut-
sche Militärdienstversicherungsanstalt" an
(Rathenaustraße 1 / Landschaftsstraße 2a;
heute Concordia-Feuerversicherung), ein
nach Plänen von Hauers (Hamburg) und Hä-
gemann (Hannover) 1892—94 erbauter Mo-
numentalbau, der sich Doppel-T-förmig zwi-
schen Rathenaustraße und Landschaftsstra-
ße erstreckt. Die Fassaden sind zum Opern-
platz in Sandstein und zur Landschafts-
straße in gelben Verblendziegeln ausgeführt.
Der reiche romanische und gotische Dekor

ist insbesondere im Dachbereich durch
Kriegseinwirkung reduziert.
Die Eckgrundstücke an der Sophienstraße
werden von zwei Bankgebäuden eingenom-
men. Auf der Südostecke das ehemalige
Bankhaus Bartels (heute BfG, Rathenau-
straße 3), ein um 1900 durch den Hanno-
veraner Geb (Bauplastik durch Bildhauer
Rommel) errichteter barockisierender Bau
mit mächtigem Erdgeschoßsockel und monu-
mentaler Dreiviertelsäulen-, bzw. Pilasterstel-
lung in den beiden oberen Geschossen. Die
Nordostecke wurde 1906 durch den Archi-
tekten Wullekopf mit dem Gebäude der
Dresdner Bank bebaut (Rathenaustraße 4),
dessen repräsentative Sandsteinfassade im
Mittelrisalit barocke Elemente mit Jugend-
stilformen (Säulenkapitelle, Giebel, Uhr)
verbindet.
Die Grundstücke des sich östlich an die Ra-
thenaustraße anschließenden Straßenrasters
waren nach ihrer Erschließung vorrangig
für Wohnbebauung vorgesehen. Von dieser
Erstbebauung haben sich zwei Wohnhäuser
des Hannoveraner Architekten Ernst Ebeling
(vgl. Rathenaustraße 2) erhalten, ein drittes


Prinzenstraße 2, 4, 6,8

ist zerstört. 1850 entstand sein eigenes
Wohnhaus (Landschaftsstraße 7, heute Amt
für Agrarstruktur), ein dreigeschossiger Putz-
bau im „Hannoverschen Rundbogenstil" mit
feiner Gliederung, der sich weit rückwärtig
auf das Grundstück ausdehnt. Dasehemalige
Haus Albrecht (1848; Prinzenstraße 21) ist
der zweite Bau Ebelings. Der zweigeschossige
fünfachsige Putzbau mit seitlichen Torein-
fahrten ist klassizistischen Formen verhaftet.
Benachbart ist mit Prinzenstraße 17 ein drei-
geschossiger Putzbau aus den achtziger Jah-
ren des 19. Jh. mit klar gegliedertem sym-
metrischem Fassadenaufriß in klassizistisch-
renaissancistischen Formen.

Eine kleine Gruppe von vier Bauten in der
Prinzenstraße verdeutlicht die sich zum Ende
des 19. Jh. steigernde Tendenz zu erhöh-
ter Raumausnutzung mit steigenden Ge-
schoßzahlen und voller Ausnutzung der Bau-
fluchtlinien. Während Nr. 4 von 1859 noch
als zweigeschossiger Bau mit erhöhtem Mit-
telteil konzipiert ist, hat Nr. 6 von 1868
bereits drei Geschosse. Die als Doppelhaus
von Hägemann errichteten Sandsteinquader-
bauten im „Hannoverschen Rundbogenstil"

Rathenaustraße 4,1906, Architekt Wullekopf



Rathenaustraße 3, um 1900, Architekt Geb

Prinzenstraße 21, 1848, Architekt E. Ebeling


Rathenaustraße 2, ehemalige Calenberger Landschaft, heute Börse, 1846, Architekt E. Ebeling


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