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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0084

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rung. Die beabsichtigte Straßenbreite wie in
der Ernst-August-Stadt mußte auf Einspruch
der Grundstückseigentümer erheblich redu-
ziert werden. Davon ausgenommen wurde
lediglich die als „Avenue" mit Baumreihen
angelegte Königstraße.
Durch Kriegszerstörungen und den Durch-
bruch der Berliner Allee nach dem Zweiten
Weltkrieg mußte die Bebauung schwere Ver-
luste hinnehmen. Die ältesten Häuser stehen
heute an der Bahnlinie (Königstraße 2, 3).
Es handelt sich um dreigeschossige Putz-
bauten mit Werksteingliederung, die aus den
sechziger Jahren des 19. Jh. stammen dürf-
ten, möglicherweise nach Entwürfen des
Tramm-Schülers Heldberg. Beide Häuser zei-
gen die ausschließliche Verwendung von
Rundbogenfenstern zum Teil mit „Tramm'-
schen Bögen" und Zierfries. Jeweils sieben
bzw. fünf Achsen sind in sich symmetrisch
aufgebaut mit Betonung des Mittelteils. Ein
asymmetrischer Anbau ist als „Portalachse''
den Bauten angefügt, bei Nr. 3 mit reichem
Erker aus gebündelter Säulenvorlage.
Weitere Bauten aus dieser Zeit sind vor allem
als Eckbauten an der Hinüberstraße und Ro-

Königstraße 6/6a/Ecke Hinüberstraße


Hinüberstraße 20, 1883/84


scherstraße erhalten. Zum Teil sind es Back-
steinbauten mit Stilelementen der frühen
Hannoverschen Schule in Vermischung von
Rundbogenstil mit gotisierenden Formen
(Königstraße 6a, 7), zu einem anderen Teil
Putzbauten im Rundbogenstil mit renais-
sancistischen Elementen (Königstraße 48,
49) bzw. romanischen Elementen (Berliner
Allee 12).
An älteren Gebäuden sind in der Königstraße
noch vereinzelt Häuser aus den Jahrzehnten
um die Jahrhundertwende vorhanden; so ein
in Gliederung und Dekor originelles Wohn-
und Geschäftshaus, ein Backsteinbau mit
rustiziertem Quaderputz im Erd- und Zwi-
schengeschoß (Königstraße 45). Weiterhin
gehört dazu der historisierende Putzbau Kö-
nigstraße 6 mit monumentaler Pilasterord-
nung in den beiden oberen Geschossen (um
1910).
1913/14 entstand als einheitlicher neuer
Baukomplex zwischen König- und Ferdi-
nandstraße entlang der Hinüberstraße nach
einem Entwurf der Architekten Jürgens und
Menke der „Königshof'' (Königstraße 50a/
Hinüberstraße 4), ein viergeschossiges, spar-
sam dekoriertes Büro- und Geschäftshaus mit

gerundeten Ecken und starker Horizontal-
betonung durch plastische geschoßteilende
Bänder. Der trotz seiner erheblichen Aus-
maße die Maßstäblichkeit seiner Umgebung
wahrende Bau ist von hohem städtebauli-
chem Gewicht.
Gegenüber der Einmündung der Veilchen-
straße findet sich in der Hinüberstraße
außerdem ein 1883/84 errichtetes Wohn-
haus in klaren Renaissance-Formen (Hin-
überstraße 20). Seine besondere Bedeutung
erhält dieser Bau durch die Tatsache, daß die
Renaissance-Fenstergewände und ■ -pfosten
von Meister Hans Nöttelmann, die anläßlich
der Hase-Restaurierung des alten Rathauses
1878—82 dort entfernt worden waren, hier
zum Teil ihre Wiederverwendung fanden. Sie
sind somit einer der wenigen originalen
Überreste der aufwendigen hannoverschen
Renaissancebauten, die in Verbindung mit
der engen historistischen Renaissance-Nach-
empfindung des Wohnhauses den Zweiten
Weltkrieg überstanden.
Die Nordseite des auf Laves zurückgehenden
Straßenrasters am Volgersweg ist zum Bahn-
hof hin von öffentlichen Gebäuden besetzt.

Königstraßc 2 -7, Südostseite



Königstraße 2, um 1865

Königstraße 45, um 1902

Königstraße 48/49


Königstraße 50/50a/Ecke Hinüberstraße,
„Königshof'', 1913/14


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