St. Clemens, katholische Pfarrkirche, von Südosten
„Sockel-" und „Obergeschoß" entstanden,
und die ursprünglich „profanen" Fassaden
ihre charakteristische Gliederung verloren.
Beim Umbau zu Beginn des 20. Jh. verlegte
man die Barockportale an ihre heutige Stel-
le. Von der Innengestaltung hat sich nichts
erhalten; an den Außenmauern stehen zahl-
reiche Epitaphien. Unter der Kirche liegt
die verschüttete Gruft von Leibniz.
Der quadratische Grundriß des Turmes wird
über mehrere Geschosse ins Achteck überge-
führt; hinter der abschließenden Balustrade
wachsen der „Uhrenschaft" und die mehr-
fach gestufte welsche Haube auf.
Kirchenschiff und Turm zeigen in ihren stili-
stischen Unterschieden zwei Stadien des
norddeutschen Barock; gleichzeitig bilden
beide Bauteile eine Einheit, die sowohl die
Silhouette der Stadt Hannover als auch die
nähere Umgebung, besonders den Neustädter
Markt prägen.
Am Neustädter Markt, der bereits im 17. Jh.
als Platzanlage mit Brunnen vollendet wurde
— 1914 stellte man hier den 1952 ans Leib-
nizufer versetzten Duve-Brunnen von Georg
Herting auf —, hat sich durch die Zerstörung
des Zweiten Weltkrieges keines der ursprüng-
lichen Wohnhäuser erhalten. Immerhin läßt
sich auch heute noch ahnen, wie geschickt
der Markt im Zentrum der neuen Siedlung
an der Hauptstraße zwischen dem westlichen
Stadttor und der Altstadt placiert war.
Die Entwicklung der Calenberger Neustadt
bestimmte weitgehend der Hof. Immer wie-
der förderte der Herzog bzw. der Kurfürst
die Ansiedlung auch des Adels —z.B.schenk-
te er von Wangenheim und von Moltke Bau-
plätze in diesem Bereich. Die letzte dieser
adligen Wohnungen ist der „Fürstenhof"
■(Landeskirchenamt, Rote Reihe 6):
Ebenfalls noch auf dem Gelände des zuge-
schütteten Judenteichs ließ sich 1673 der
Landrentmeister J. von Rettberg ein Anwe-
sen erbauen, von dem heute noch — umge-
ben von Nachkriegsbauten — das ehemals zur
verschwundenen Lange Straße ausgerichtete
große Wohnhaus steht. Der einfache drei-
stöckige Fachwerkbau mit mittelhohem Kel-
lersockel, unterschiedlichen Stockwerkshö-
hen, symmetrischer Fassade und rhythmi-
sierten Fensterachsen liegt unter Sattel Walm-
dach; er wurde mehrmals umgebaut: Aus
dem frühen 19. Jh. stammt wahrscheinlich
z.B. das mittige Dachhaus, während die Pro-
portionen noch heute dem ursprünglichen
Zustand entsprechen.
Den Namen „Fürstenhof" erhielt das Anwe-
sen erst 1822 von dem nördlich anschließen-
den Grundstück, dem kleinen „Fürstenhof",
ehemals Burg Lauenrode, dann nacheinander
Vogtei, Fürstenhof, Post; später hier die
1864—70 von Oppler erbaute, in der Reichs-
kristallnacht zerstörte Neue Synagoge.
St. Clemenskirche
Nördlich dieses Bereichs steht — am ver-
schwundenen Teil der Bäckerstraße - die
Propsteikirche St. Clemens (Goethestraße
33), eine der seltenen katholischen Barock-
kirchen — ursprünglich rechtlich eine Mis-
sionskirche — im Kurfürstentum Hannover.
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