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Ness, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0127

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1883 wurde der Bau an der Nordostseite
eines diagonal im Straßenverlauf ausgebil-
deten Platzes von Eduard Hillebrand er-
richtet.
Die gotisierende Backsteinsaalkirche von vier
Jochen Länge mit eingezogenem 5/8-Chor
und Westturm wird gegliedert durch abge-
stufte Strebepfeiler zwischen großen Spitz-
bogenfenstern, ein um laufendes Kaffgesims
und Trauffries in Spitzbogenform.
Der 1943 fast völlig zerstörte Bau wurde
in den Jahren 1957/58 durch W. Ziegler neu
aufgebaut, der das Innere, den Dachaufbau
und insbesondere den Turmhelm neu gestal-
tete.
Die Kirche ist heute neben ihrer baukünst-
lerischen Qualität von herausragender städte-
baulicher Bedeutung innerhalb der westli-
chen Südstadt.
In ähnlicher stilistischer Ausführung wurde
1887 die kleine Bethlehemskirche an der
Großen Barlinge 35 erbaut. Der von der
Straße zurückgelegene dreijochige Backstein-
bau ist von abgestuften Strebepfeilern um-
stellt und wird durch einen mittig auf dem
Satteldach stehenden Dachreiter bekrönt.
Das im Westgiebel liegende Portal wird durch
einen leicht vorgelegten Wimperg und ein
darüberliegendes Rundfenster mit Maßwerk
betont.
In der Nähe der Bethlehemskirche entstand
1902 an der Weinstraße 5 die ebenfalls zu
einer selbständigen evangelisch-lutherischen
Gemeinde gehörende St. Petri-Kirche. Der in
romanisierenden Formen errichtete Putzbau
ist innerhalb des Straßenverlaufs in die
unmittelbar angrenzende Wohnbebauung ein-
gebunden. Der zur Straße gelegene Turm mit
dem Hauptportal wurde durch den Anbau
des Gemeindehauses seiner ursprünglich do-
minierenden Wirkung beraubt.
Neben den erwähnten Wohn- und Sakralbau-
ten ist die 1889 erbaute und 1896 erweiter-
te ehemalige Bürgerschule an der Kestner-
straße von besonderer Bedeutung für die
Stadtteilentwicklung. Der ältere, heutige
Ostteil des Gebäudes wurde nach Plänen von
Hillebrand als dreigeschossiger gotisierender
Backsteinbau mit elf Fensterachsen aufge-
führt. Die jeweils vierte Achse von rechts
und links ist zur Betonung der ehemaligen
Eingänge und Treppenhäuser risalitartig vor-
gezogen und von Treppengiebeln bekrönt.
Der von Christoph Hehl errichtete Anbau
fügt sich in Gestaltung und Material dem be-
stehenden Baukörper an, hebt einzelne Ge-
bäudeteile jedoch besonders hervor: z.B.
erfährt das Portal eine Betonung durch ei-
nen mit Krabben besetzten Wimperg.
Zur gleichen Zeit entstand auf der gegen-
überliegenden Straßenseite das Dekorations-
Magazin des Hoftheaters. Der möglicherwei-
se unter Mitwirkung von Hofbaurat Früh-
ling errichtete gotisierende Backsteinbau be-
steht aus dem langgestreckten, tiefen Maga-
zingebäude mit basilikalem Querschnitt und
dem auf der Westseite angefügten Verwal-
tungsbau, dessen Giebel durch verputzte
Blendfenster und Ecktürmchen verziert ist.

ZWISCHEN MASCHPARK UND
HILDESHEIMER STRASSE
Die Bebauung des Gebietes östlich des
Maschparkes (s. 01 Mitte) hatte bereits re-
lativ früh eingesetzt (s. Turnhalle Masch-
straße), ist jedoch insbesondere durch neue
Gebäude aus der Zeit der Jahrhundertwen-
de stark überformt worden. Neben wichtigen
Wohnhäusern entstanden hier einige der be-
deutendsten Großbauten Hannovers.
Mit der Erstellung des Bebauungsplanes für
das neue Rathaus (s. 01 Mitte) wurde gleich-
zeitig der Standort des neuen Provinzial-
museums festgelegt. An der östlichen Grenze
des Maschparkes sollte das Museum auf
einem dreieckigen Grundstück an der Lan-
gensalzastraße entstehen, an dessen Front
die zum Hochwasserschutz aufgeschüttete
Rudolf-von-Bennigsen-Straße entlangführte.
Diese im gleichen Jahr erbaute Straße ver-
lief als Westgrenze der südlichen Stadterwei-
terung bis zum Engesohder Friedhof.

Landesmuseum

Aus dem im Jahre 1895 ausgeschriebenen
Wettbewerb zum Neubau des Provinzial-
museums ging Prof. Hubert Stier mit dem
ersten Preis hervor. Die Bauausführung folg-
te 1897-1902. Stier placierte auf dem ver-
gebenen Grundstück (s.o.) das Museum als
Vierflügelanlage, die um einen großen Innen-
hof angeordnet ist. Als Hauptfassade wurde
die Westseite gestaltet, die Bezug auf den
See des gegenüberliegenden Maschparks
nimmt. Der geschlossene Baukörper ent-
stand aus dem Grundgedanken, ein monu-
mentales Gebäude zu errichten, das seine
Stellung gegenüber dem bedeutend größeren
Rathaus wahren konnte.
Der mit 15 Fensterachsen breit gelagerte
Bau wird untergliedert durch den überhöh-
ten Mittelteil, der auch den Haupteingang
aufnimmt, und die leicht vorgezogenen Sei-
tenflügel mit den Eckaufbauten. Die ehemals
den Gebäudeumriß prägende Kuppel über
dem vorderen Mittelbau wurde im Zweiten
Weltkrieg zerstört. Die über dem hohen,
rustizierten Sockelgeschoß gelegenen zwei
Hauptgeschosse sind durch frei vor der

Weinstraße 5, St.-Petri-Kapelle, 1902 Große Barlinge 35, Bethlehemkapelle, 1887



Am Maschpark 5, Landesmuseum, 1897-1902, Architekt Stier, Rückseite

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