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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0141

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05 WALDHAUSEN

Der Stadtteil Waldhausen schließt sich süd-
lich an die Südstadt an. Er wird begrenzt
durch die 1904—09 angelegte Güterumge-
hungsbahn im Süden, das Rudolf-von-Ben-
nigsen-Ufer im Westen und die Bahnlinie
nach Göttingen (1853 fertiggestellt) im
Osten. Nördlich verläuft die Grenze von der
Bahnstrecke im Osten zunächst entlang der
Gustav-Brandt-Straße schräg durch die Eilen-
riede auf die Hildesheimer Straße und von
dort in Höhe des Dohrener Turms südlich
des Engesohder Friedhofs auf das Rudolf-
von-Bennigsen-Ufer zu. Waldhausen gehörte
ursprünglich zu Döhren und wurde 1907
nach Hannover eingemeindet.
Annähernd ein Drittel des nördlichen Areals
gehört zur Eilenriede; die Bebauung reicht
bis an den Eilenriede-Grenzgraben heran,
und diese Straßen werden vom Grüngürtel
der Eilenriede bestimmt.
Ähnlich wie im angrenzenden Waldheim bil-
den die Bahndämme im Süden und Osten
trotz der sechs Unterführungen eine Ver-
kehrsbarriere. Die etwa 1907 entstandenen

Eisenbahnbrücke über die Wiener Straße,
Sandsteinpylon, um 1907


Brandestraße 9, 1891, Architekt R. J. Mühlbach


Eisenbahnbrücken sind geradlinige Kasten-
brücken — nur im Verlauf der Hildesheimer
Straße bis zur Umgestaltung Ende 1981
noch durch Stützen mitgetragen —, die auf
Widerlagern mit schönen Sandsteinpylonen
aufsetzen. Pylone und Eisengeländer sind
mit Jugendstil-Ornamenten geschmückt.
Hauptverkehrsader mit Straßenbahnlinie ist
die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hil-
desheimer Straße, die Waldhausen an die In-
nenstadt und Döhren anbindet. Gleichzeitig
bildet sie mit ihrer durch das Verkehrsauf-
kommen und die Straßenbahngleise beding-
ten Breite eine Schneise, die Waldhausen in
einen kleineren westlichen und einen etwa
dreimal so großen östlichen Abschnitt teilt.
Die ehemalige Hildesheimer Heerstraße ist
eine der alten Oberlandstraßen Niedersach-
sens. An der Grenze zur Südstadt durch-
schneidet sie die Hannoveraner Landwehr,
die an dieser Stelle durch den Dohrener
Turm befestigt wurde.
Der als Durchgangswachtturm durch die
äußere Stadtbefestigung bereits 1355 er-
wähnte Bau wurde nach Brand 1486 im
Jahre 1488 wiederaufgebaut. Aus dieser Zeit

stammen die unteren drei Geschosse des run-
den Backsteinturms, der 1888 bei einer Re-
staurierung das achteckige allseitig auskra-
gende Fachwerkgeschoß mit hohem Turm-
helm erhielt. 1975/76 wurde der im Zweiten
Weltkrieg teilweise zerstörte (Dach und In-
nenausbau) Bau restauriert. Eine zumindest
seit dem 18. Jh. nachgewiesene Gastwirt-
schaft in Verbindung mit dem Wachtturm,
die im 19. Jh. den Hannoveranern als Aus-
flugslokal diente, ist seit den zwanziger Jah-
ren des 20. Jh. abgebrochen.
Eine eigentliche Erschließung der ehemaligen
Feldflur für den Wohnungsbau setzte erst
etwa 1875 östlich der Hildesheimer Straße
ein. Die Anlage einer Villenkolonie außer-
halb der Stadt ist unteranderem dadurch zu
erklären, daß seit 1872 eine der ersten
Pferdebahnen Hannovers zwischen Steintor
und Dohrener Turm verkehrte. 1877/78 sind
die ersten drei Straßen mit elf Häusern
nachgewiesen. Brandestraße, Waldstraße (seit
1907 Waldhausenstraße) und Centralstraße
(seit 1938 Grazer Straße) wurden annähernd
rechtwinklig zur Hildesheimer Straße ange-
legt und waren um 1890 bis an die heutige

Hildesheimer Straße, Dohrener Turm


Eisenbahnbrücke über die Borriesstraße, um 1907


Grazer Straße 12, 1893, Architekt
J. R. Mühlbach


Brandestraße 17, um 1906


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