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Ness, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0143

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in freier Anwendung zeigen (vgl. Linzer
Straße 3, Güntherstraße 7; jeweils mit ori-
ginalen Einfriedigungen; als Miethaus auch:
Am Landwehrgraben 13/15).
Deutlicher wird die Zugehörigkeit zum Ju-
gendstil bei einer Gruppe von Villen, die ne-
ben der Belebung des Baukörpers und der
unterschiedlichen Materialverwendung auf-
wendigen applizierten Jugendstildekor tra-
gen; zugehörig sind zum Teil ausgezeichnete
originale Einfriedigungen ebenfalls in Ju-
gendstilformen (vgl. Brandestraße 17; Grazer
Straße 31; Güntherstraße 7a, Architekt: H.
u. E. Stille; alle Bauten um 1906).
Eine Spätform dieser Jugendstiltendenzen in
der Architektur weist die Apotheke auf
(Waldhausenstraße 2, 1911, Architekt: K.
Hanelmann). Einflüsse des Jugendstils wie
Materialverwendung, figürlicher Schmuck
und weiche Formen vermischen sich mit här-
teren Konturen der neoklassizistischen Ent-
wicklung.
Nach 1910 entstehen entsprechend der neue-
ren baugeschichtlichen Richtung Villen im
Landhausstil (vgl. Güntherstraße 21/21a,
1912) und in streng symmetrischer Gestal-

tung mit barocken und klassizistischen An-
klängen (Waldhausenstraße 30, 1912, Archi-
tekten: Lein und Goedecke).
So entstand bis zum Ersten Weltkrieg am
südlichen Stadtrand ein ruhiges Wohnviertel
mit Villen- und Wohnhausbebauung für den
gehobenen Bedarf. Bei den Häusern handelte
es sich teilweise um Spekulationsobjekte, die
von Maurermeistern erstellt worden waren,
auch in ihrem Besitz blieben und zunächst
nur vermietet wurden. Um die Jahrhundert-
wende waren bis zu 17 Häuser in der Hand
eines Inhabers.
Die Erweiterung Waldhausens nach Osten lag
in ihrem Straßenraster bereits 1914 weitge-
hend fest. Die Ausführung setzte jedoch erst
1924 mit der Anlage der Adolf-Ey-Straße
entlang der Eilenriede ein. Im Gegensatz zu
den früher angelegten Straßen, die nahezu
rechtwinklig aufeinander stoßen, münden die
Straßen östlich der Wiener Straße auf den in
der Mitte gelegenen unregelmäßig vierecki-
gen Kärntner Platz (Timotheus-Kirche 1954).
Die Außenbegrenzung läuft entlang der
Bahnlinie in einem Viertelkreis.

Linzer Straße 5,3


Linzer Straße 3, 5, 7


Waldhausenstraße 2/Ecke Hildesheimer Straße, 1911


Der nördliche Teil der Siedlung wurde noch
vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in
lockerer Bebauung mit zweigeschossigen Ein-
zel- und Doppelhäusern fertiggestellt. Nach
1950 wurden die noch vorhandenen Freiflä-
chen zum Teil auch mit Mehrfamilienhäu-
sern in Zeilenbauweise bebaut. Im Gebiet
westlich der Hildesheimer Straße, dessen Be-
bauung nach dem Ersten Weltkrieg im we-
sentlichen abgeschlossen war, wurde nach
dem Abriß einer Villa (,,Tränenburg") 1971
das Parkgelände neu überbaut.
Trotz der einschneidenden Trennlinie der
Hildesheimer Straße und der zum Teil un-
maßstäblichen Nachkriegsbebauung blieb der
Charakter des ruhigen Wohnviertels bewahrt.

Grazer Straße 31, um 1906


Waldhausenstraße 30, 1912, Architekten Lein
und Goedeke


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