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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0145

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werbshäuser für eine Familie (z.B. Wald-
heimstraße 1 a/3).
Drei unterschiedliche Gestaltungsmöglichkei-
ten für die Doppelhäuser finden sich: Zum
einen gehen beide Doppelhaushälften auf
einen Entwurf zurück und beziehen sich
symmetrisch aufeinander (vgl. Liebrecht-
straße 41/43); zum anderen liegt ein einheit-
licher Gestaltungswille zugrunde, die Hälften
nehmen jedoch nur in ihrem grundsätzlichen
Aufbau aufeinander Bezug (Liebrechtstraße
40—50, Architekt Sasse, um 1903); zum
dritten können völlig unterschiedliche Ge-
staltungsgrundsätze verwirklicht worden sein
(vgl. Liebrechtstraße 37/39).
Kurze Häuserreihen oder Dreiergruppen sind
selten (vgl. Brandensteinstraße 45—49; Nr.
45/47 von 1901 durch Reichhardt). Freiste-
hende Einfamilienhäuser entstanden vor
1914 nur zweimal auf Eckgrundstücken
(Liebrechtstraße 52, um 1904; Brandenstein-
straße 37, 1904 durch Stephan). Die anderen
Einzelhäuser waren für mehrere Familien ge-
plant, entweder als Zweifamilienhäuser mit
einer Wohnungsaufteilung auf das Erd- und
Obergeschoß (vgl. Brandensteinstraße 38,

1902 durch Reichhardt) oder als Mehrfami-
lienhäuser mit Wohnungen für höhere An-
sprüche, die in der Außengestaltung ihre Ent-
sprechung finden (vgl. Liebrechtstraße 38,
mit Anklängen an ein barockes Stadtpalais).
Entsprechend dem Zeitstil wird das Äußere
der Häuser durch Erker, Altane, Risalite,
Eingangsanbauten und Vorbauten bestimmt.
Die Dächer sind ebenfalls stark gegliedert
durch Zwerchgiebel, Dachhäuschen und an-
dere Ausbauten. Als Material kommt Hau-
stein im Sockelbereich und verputzter und
unverputzter Backstein zur Anwendung.
Im Drempelbereich ist häufig Fachwerk ver-
wandt. Die Häuser sind meist mit gliedern-
dem und schmückendem Putzdekor in goti-
sierenden, barocken, klassizistischen und
Jugendstil-Formen versehen.
Diese für den genossenschaftlichen Woh-
nungsbau auffallend anspruchsvolle „Villen-
kolonie" mit ihrer individuellen Gestaltung
der Bauten und den Vorgärten mit zum Teil
erhaltenen schönen Einfriedigungen hebt
sich von der späteren Bebauung ab.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden zunächst
die Baulücken mit Klinker- bzw. Putzbauten


Brandensteinstraße 38, 1902, Architekt Brandensteinstraße 39/41,1901/03
Reichhardt


z.T. mit Klinkerdekor geschlossen (vgl.
Roßkampstraße). Bei der Erweiterung der
Siedlung nach Osten entstanden ab Mitte
der dreißiger Jahre an der Roßkamp-, Ditt-
mer-, Klohe- und Ottostraße zweigeschossige
Putzbauten mit Walmdach und Schleppgau-
ben, durch die der geschlossene Charakter
der Wohnsiedlung erhalten blieb.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schloß sich
eine zum Teil an Wohnwegen gelegene zwei-
geschossige Reihenhaus- und Blockbebauung,
Wohnblocks und Einfamilienhäuser (zum
Teil mit Flachdächern) aus den sechziger
Jahren an.
Waldheim war zunächst eine reine Wohnsied-
lung. Erst nach dem Ersten Weltkrieg ent-
stand ein Haus mit Ladeneinbau, heute gibt
es wenige Geschäfte für den täglichen Be-
darf in Neubauten.

A. Sasse


Brandensteinstraße 49/47/45


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