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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0148

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Gebäude sich seit 1637 im Klostergang be-
fanden (siehe 01 Mitte).
In den Jahren 1893—1895 wurden die Bau-
ten nach einem Entwurf von Karl Börge-
mann auf dem Grundstück zwischen Heili-
gengeiststraße, Schwesternhausstraße, Wil-
lestraße und Haeckelstraße errichtet. Inner-
halb einer größeren, von einem gußeisernen
Zaun eingefaßten parkartigen Gartenanlage
liegen die beiden, durch Hoftore miteinan-
der verbundenen Gebäude auf der Westseite
des Grundstücks. Die dreigeschossigen Back-
steinbauten sind in Formgebung und Farbe
vollständig aufeinander abgestimmt und ver-
mitteln einen geschlossenen ungestörten Ein-
druck.
Der Hauptbau des Stiftsgebäudes ist mit sei-
ner repräsentativen Schauseite zur Heiligen-
geiststraße orientiert. Verschiedenfarbige
Backsteinbänder und Gesimse sowie unter-
schiedliche Ausbildung der Geschosse glie-
dern den Bau in der Horizontalen. Das dritte
Geschoß ist durch den Wechsel von Doppel-
fenstern und Blendarkaden mit neogoti-
schem Maßwerk besonders betont. Flache
Seitenrisalite und insbesondere der stark
vorspringende Mittelrisalit mit gotisierendem

Giebelaufbau setzen die besonderen Akzen-
te, die durch Verwendung von strukturierten
dunkelgrünen Kacheln in der Mittelachse
noch verstärkt werden.
An die Rückseite des Hauptbaus schließen
sich drei weniger aufwendig gestaltete Flü-
gel an, durch die der E-förmige Grundriß
gebildet wird. Hinzuweisen ist auf den mitt-
leren Flügel, an dessen Nordseite Reste des
alten Stiftes (Portalrahmung und Inschrift-
tafeln) angebracht sind.
Das den Innenhof nach Norden begrenzende
Gebäude des von-Sodenklosters und Rats-
klosters ist in Größe, Form und Baustruktur
dem Hauptgebäude des Stiftes sehr ähnlich,
jedoch weniger reich an Dekor. Die breite
Hauptfassade mit den beiden Seitenrisaliten
und dem dominierenden Mittelrisalit ist auf
die Willestraße ausgerichtet. Neben der aufge-
lockerten Gliederung ist insbesondere der
Schmuck aus grünen Kacheln in den Brü-
stungsfeldern des Mittelrisalits zu erwähnen.
Nach häufigen Umnutzungen in der ersten
Hälfte des 20. Jh. und einer intensiven Mo-
dernisierung in den siebziger Jahren wird das
Gebäude, ebenso wie das Stift, als Alten-
wohnheim genutzt.

Ebenfalls als Wohnheim konzipiert war das
nördlich benachbarte Schwesternhaus, ehe-
mals ein Gebäude „für unbescholtene Da-
men des Mittelstandes, die mietweise eine
Wohnung von Stube, Kammer, Küche nebst
Bodenraum erwerben konnten". Für die
1848 von Bödeker begründete Stiftung er-
richteten E. Lorenz und Chr. Hehl (?) im
Jahre 1897 den Neubau an der Schwestern-
hausstraße 10. Die in einem parkartigen Gar-
ten gelegene Zweiflügelanlage enthielt vor
der Umnutzung als Lazarett und als Studen-
tenwohnheim 75 kleine Wohnungen.
Der verputzte dreigeschossige Baukörper mit
den roten Sandsteineckquaderungen und
-fensterlaibungen erhält an der Nordwest-
ecke durch den runden Turm mit einem po-
lygonalen Aufsatz seinen besonderen Ak-
zent. Unmittelbar südlich angegliedert ist die
ehemalige Kapelle, die durch drei hohe Maß-
werkfenster nach außen erkennbar wird.
Die Dachzone im Westflügel wurde im Krieg
zerstört und verändert wieder aufgebaut.
Mit dem Stift zum Heiligen Geist bildet das
Gebäude heute einen ruhigen zentralen Pol
innerhalb des von Dienstleistungs- und Ge-
werbebetrieben geprägten Bereiches.


Heiligengeiststraße 20, Stift zum Heiligen Geist, Südseite

Schwesternhausstraße 9/9a, Rats- und von-
Sodenkloster, 1893/95, Architekt Börgemann


Sodenkloster, Rückseite

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