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Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben (2. Haupt-Abtheilung, 2. Band): Asien — Frankfurt am Main: Comptoir für Literatur und Kunst, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.66632#0089

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zen von Geblüt, dem ein solcher Beglerbeg untersteht, erlaubt sich
dieser die ärgsten Gewaltthätigkeiten und Räubereienp und da sol-
ches von diesem bis zum Ket-Koda oder Kalenter, Befehlshaber
einer Stadt oder eines Dorfes, durch alle Classen von Beamten
stattsindet, so muß man in der That die Nachgiebigkeit und Ge-
duld anerkennen, womit die Unterthanen, vorzüglich die Bauern,
sich in dieses tyrannische Loos fügen.
Mir-ab, oder Wasserfürst, heißt derjenige Beamte, welcher
die Aufsicht über die Bewässerung hat. Bei der außerordentlichen
Trockenheit des persischen Bodens, wo jeder Tropfen Wassers ein
mildes, gnädiges Geschenk des Himmels ist, und man mit der vor-
handenen Bewässerung durch die wenigen Flüsse und Canäle Ursache
hat, auf das vorsichtigste und in Ansehung der gemeinnützigen Ver-
theilung auf das billigste und gerechteste Haus zu halten, ist auch
wirklich eine eigene autorisirte Aufsicht nothwendig. Zu diesem
Behuf ist von der Regierung der Mir-ab aufgestellt, daß er über
die genaue Vertheilung des Wassers wache. Diese Vertheilung
findet monatlich oder wöchentlich, und zwar auf eine ganz eigen-
thümliche Weise, statt. Jede Provinz hat ihren Mir-aba, dem
wieder zahlreiche Leute untergeben sind, welche die Rinnen von Be-
zirk zu Bezirk, von Feld zu Feld leiten. Die Einkünfte des Was-
serfürsten sind unermeßlich, und seine Gunst ist für den Feldbauer
wichtiger als die des ersten Ministers, weßhalb er sie auch um
jeden Preis zu gewinnen und zu erhalten sucht.
 
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