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Nanking.
Jetzt Kanninsu, liegt in der Provinz Kianinan. „Sonne deS
Himmels" hieß zur Zeit ihres Glanzes Nanking, die Hauptstadt
des ältesten Reichs der Erde, und noch gegenwärtig nennt der
Chinese sie, wie der Italiener sein Rom, die ewige. Aber ärmli-
cher als dieses füllt das neue Nanking das Gewand des alten
aus, das Gewand eines Riesen.
Ein und zwanzig Stunden im Umfang messen die Mauern
der ungeheuren Stadt. Fast in der Mitte des Raums, den sie
umschließen, ist ein isolirter Felsenhügel. Die Akropolis trug er
einst; jetzt Ruinen. Da hinauf muß man steigen, wenn man eine
Vorstellung von der einstigen Ausdehnung Nankings „ und dem
Verhältniß des heutigen zum alten, gewinnen will.
In dem reizenden und mannichfaltigen Panorama, welches
sich dort dem überraschten Blicke öffnet, fesselt zuerst der majestä«
tische Pang-tse-Kiang, welcher, größer als die Donau bei Wien,
mit vielen Armen ein breites und acht Stunden langes Thal
durchströmt und in blühende Inseln zerschneidet. Mehrere freund-
liche, von Flüßchen und Bächen bewässerte Gründe zwischen holz-
bedeckten Hügeln, ziehen sich dem Hauptthale zu, und fruchtreiche
Felder und lachende Gärten wechseln, so weit das Auge reicht, in
der angenehmsten Mannichfaltigkeit. Zwischen ihnen blicken zahl-
Nanking.
Jetzt Kanninsu, liegt in der Provinz Kianinan. „Sonne deS
Himmels" hieß zur Zeit ihres Glanzes Nanking, die Hauptstadt
des ältesten Reichs der Erde, und noch gegenwärtig nennt der
Chinese sie, wie der Italiener sein Rom, die ewige. Aber ärmli-
cher als dieses füllt das neue Nanking das Gewand des alten
aus, das Gewand eines Riesen.
Ein und zwanzig Stunden im Umfang messen die Mauern
der ungeheuren Stadt. Fast in der Mitte des Raums, den sie
umschließen, ist ein isolirter Felsenhügel. Die Akropolis trug er
einst; jetzt Ruinen. Da hinauf muß man steigen, wenn man eine
Vorstellung von der einstigen Ausdehnung Nankings „ und dem
Verhältniß des heutigen zum alten, gewinnen will.
In dem reizenden und mannichfaltigen Panorama, welches
sich dort dem überraschten Blicke öffnet, fesselt zuerst der majestä«
tische Pang-tse-Kiang, welcher, größer als die Donau bei Wien,
mit vielen Armen ein breites und acht Stunden langes Thal
durchströmt und in blühende Inseln zerschneidet. Mehrere freund-
liche, von Flüßchen und Bächen bewässerte Gründe zwischen holz-
bedeckten Hügeln, ziehen sich dem Hauptthale zu, und fruchtreiche
Felder und lachende Gärten wechseln, so weit das Auge reicht, in
der angenehmsten Mannichfaltigkeit. Zwischen ihnen blicken zahl-