Friederich, Johann Konrad: Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben (2. Haupt-Abtheilung, 2. Band): Asien (Frankfurt am Main: Comptoir für Literatur und Kunst, 1839)

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Eine Dalkenbrücke in Tibet.

Tibet, Tangut, von den Eingebornen Puekoachim, d. h. das
nördliche Schneeland, von den Chinesen Dschan, d. h. Weftland,
genannt, ist das höchst liegende Land der Erde. Hier befinden sich
die Riesenkoppen des Dhawalagiri von 28,015, des Chamalari
von 26,000, des Pamavatari von 25,000 und des Dhaibun von
24,740 Fuß Höhe. Die ungeheuren Gebirge Himmaleh, Hindu-
kosch, Mustag, Kentaisse, Rimola, Landus, Kambala rc. bedecken
das ganze Land von 25,000 Q.M. In ihrem Schoße entsprin-
gen die Riesenströme des Indus, Ganges, Buremputer, Lukian,
Jrabatti, Menam-Kom, Zang-tse-Kiang rc. Die Ströme bilden
tiefe und weite Thäler und beleben das Land mit dem leichten und
raschen Verkehr durch Schiff- und Kahnfahrt. Aber die zahllosen
Flüßchen und Bergwasser theilen und zerschneiden dieses Hochland
in tausend kleine Inseln voll tiefer Schluchten, Abgründe und
unübersteiglicher Pässe.
Man darf sich also nicht wundern, daß die Bewohner dieses
Landes sich auf das Brückenbauen besonders gut verstehen. Da
sie aber nicht gern arbeiten, keinen Ueberfluß an Eisen besitzen
und auch sonst mit Reichthümern nicht überflüssig gesegnet sind,
so befleißigen sie sich einer Bauart, die ihrer Einfachheit halber
unsere ganze Bewunderung in Anspruch nimmt. Eine Probe da-
von versinnlicht unser Stahlstich.