Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben (2. Haupt-Abtheilung, 2. Band): Asien — Frankfurt am Main: Comptoir für Literatur und Kunst, 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66632#0100

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
84

Hafiz Grabmal. Es liegt in einem schönen Garten, im Hinter-
gründe eines Hauses auf demselben Boden, auf dem der berühmte
Dichter sich einst aufgehalten. Ein Hof und ein elegantes von
vier Säulen getragenes Vorhaus, das auf beiden Seiten zwei
Gemächer hat, führt zu diesem Monumente. Es ist von dem
dunklen melancholischen Schatten alter Cypressen bedeckt, die, wie
es heißt, der Dichter selbst gepflanzt hat. Die Bauart ist einfach;
es ist ein Parallelogramm von weißem Marmor, acht Fuß lang,
und vier Fuß breit. Unter dem Block schlummert des Dichters
Zische; oben und auf den Seiten des Grabmals sind in prächtigen
Charakteren (Nestaalik) seine schönsten Oden eingegraben. Zur
Zeit des Frühlings und Sommers wird dieses Grabmal häufig
von Schiras Einwohnern besucht. Dieser Garten ist für sie der
Garten Edens; hier, lesen sie Hafiz Schriften, und vergnügen
sich mit kleinen Schmausereien, Tabakschmauchen und Schachspielen.
Neben diesem Garten schlängelt sich der Bach Roke-abad,
oder Rokei dahin, gleichfalls ein Gegenstand der pomphaftesten
Lobeserhebungen, der aber jetzt sehr schmal und unansehnlich ist.
Nördlich von Hafiz Mausoleum liegt das ebenfalls berühmte Ge-
bäude Heftten, die sieben Leiber. Die Tradition erzählt, daß sie-
ben Derwische aus weiter Ferne hierher gekommen, und bis zu
ihrem Tode da verweilt hätten; einer begrub den andern. Ihnen
zu Ehren wurde in der Folge ein schöner Saal mit Nebengemä-
chern erbaut. Alles ist artig verziert. Unter den Gemälden, welche
die Mauern bedecken, zeichnen sich die Bildnisse des Hafiz und
Sadi aus. Auf der Terrasse dieses Gebäudes genießt man eine
offene Aussicht über die ganze Stadt Schiras. Jeder der sieben
Derwische hat sein eigenes Grabmal in dem Garten, der eine Cy-
pressenallee und mehrere Bassins enthält.
Ungefähr eine Viertelmeile von Heftten liegt das Djan-numa,
Wunder der Welt. Der jetzige Schah ließ an diesem Orte ein
 
Annotationen