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Die Gartenkunst — 2.1900

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Schomerus, Johannes: Akebia quinata Dene
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Mathieu, C.: Der Schnitt der Ziergehölze, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0020

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DIE GARTENKUNST

der Lardizabalaceae. Sie ist von England 'her zu uns ge-
kommen. Lange hat man dieser Pflanze nicht die nötige
Aufmerksamkeit geschenkt. Man kultivierte sie in Deutsch-
land anfangs so, dafs man sie den Sommer über auspflanzte,
um sie dann im Kalthause überwintern zu können. Es
hat sich aber bald herausgestellt, dafs die Akebia durchaus
nicht so empfindlich ist. In Mittel- und Süddeutschland
dürfte sie vollständig hart sein und ich glaube, sie ist dies
sogar an weniger geschützten Stellen, so dafs sie selbst
hier vollständig ohne jeden Schutz im Freien überwintern
kann. Nur in rauhen Lagen wird sich eine Bedeckung als
notwendig erweisen.

In einem Garten zu Jena habe ich die Akebia an einer
ziemlich hohen, vollständig ungeschützten freien Stelle im
Garten beobachten können, wo sie ein für sie hergerichtetes
Gestell 3 bis 4 m hoch dicht bedeckt.

In ihrer Heimat ist Akebia quinata immergrün, bei uns
dagegen läfst sie die Blätter im Spätherbst fallen. In
milden Wintern und an geschützten Stellen kann sie jedoch
auch hier ihre Blätter den Winter über dauernd erhalten.
Die eben erwähnte von mir beobachtete Pflanze war auch im
vorigen milden Winter vollständig kahl, wohl deshalb, weil
sie vollständig frei steht und den Winden ausgesetzt ist.

Die Pflanze verzweigt sich dicht am Boden und bildet
eine Menge dünner, graubrauner, in der Jugend grüner
windender Zweige, infolgedessen sie sich vom Boden an
dicht belaubt. Sie erreicht eine Höhe von reichlich 4 m.
In der Belaubung hat die Pflanze eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem wilden Wein, doch sind die Blätter bedeutend
kleiner; dieselben sind meist aus 5, seltener aus 3 kurz-
gestielten Blättchen zusammengesetzt, glatt und ganzrandig,
oberseits lebhaft dunkelgrün, unterseits hellgrün, ca. 5 cm
lang, 3 cm breit und werden von ca. 8 cm langen, schlanken,
runden, oft rotgefärbten Stielen getragen. Schon der
zierenden Belaubung wegen ist die Akebia sehr empfehlens-
wert und dies noch um so mehr, da sie sehr starkwachsend
ist. Noch auffallender macht sie sich während der Blüte
bemerkbar. Die Blumen erscheinen sehr früh, in sehr
vielen Fällen können sie von Spätfrösten leiden und zer-
stört werden. Doch ist dies immer von äufseren Einflüssen
abhängig und finden wir ein Erfrieren der Blumen bei
vielen anderen weniger wertvollen, häufiger angepflanzten
Gehölzen, so dafs wir das Zufrüheblühen eigentlich nicht
als einen Fehler gelten lassen dürfen. In normalen Jahren
erscheinen die Blumen von April bis Mai und zwar in ca.
5 cm langen mehrblütigen Trauben, an denen die männ-
lichen Blüten an der Spitze, die weiblichen an der Basis
derselben angeordnet sind. Die Trauben sind höchst ori-
ginell gebaut. Die an der Spitze stehenden männlichen
Blumen sind klein und sehr kurz gestielt, während die
unteren weiblichen bedeutend gröfser sind und von ca. 3 cm
langen Stielen getragen werden. Bei beiden Blumenfbrmen
fehlen die Blumenblätter vollständig. Die Kelchblätter haben
sich blumenblattartig ausgebildet, sind chokoladenartig-
bräunlich gefärbt und bei den weiblichen Blumen breiter
und gröfser, als bei den männlichen. Ein weiterer Vorzug
der Blumen ist, dafs sie wohlriechend sind.

Die Früchte, die sich hier in sehr reichlicher Anzahl

bildeten, ein Beweis dafür, dafs die Blumen durchaus nicht
so leicht erfrieren, halten sich den ganzen Winter hindurch
an der Pflanze. Sie sind ihrer langen Dauer und ihrer
eigentümlichen Form wegen gleichfalls eine Zierde für die
Pflanze. Die Frucht ist eine Beere, wenn sie auch be-
sonders im Winter eher für alles andere gehalten werden
könnte. Die Beeren stehen entweder einzeln oder häufiger
zu mehreren, meist 2 bis 3 zusammen, sind ca 6—10 cm
lang, cylindrisch walzenförmig, aufsen rindenartig, innen
fleischig und sehr saftig; darin der Wand anliegend be-
finden sich die Samen. Nach der Reife springt die Frucht
auf und bleibt so den ganzen Winter hindurch trocken auf-
klaffend, einer langen Schote gleich an der Pflanze hängen.
Die Farbe der Früchte ist verschieden, sie schwankt zwischen
violett, braun und rot, oft sind sie auch mehr oder weniger
marmoriert. Im trockenen Zustande, also im Winter, färben
sie sich meist hellbraun und sind dann, da sie lang herab-
hängen, auffallend bemerkbar.

Der Zweck unserer Zeilen ist der, jedem Landschafts-
gärtner auf diese sehr empfehlenswerte Schlingpflanze auf-
merksam zu machen. Sie verdient es durchaus nicht, so
wenig in Kultur genommen zu sein, denn sie läfst sich
mit dem besten Erfolge viel besser verwerten, als manch
anderes weniger hübsches Schlinggewächs.

Man glaube nicht, dafs die Akebia quinata so sehr
empfindlich ist. Wenn man Versuche anstellte, dürfte
sie sich an vielen Stellen als winterhart erweisen. Sie
gedeiht ferner wohl in jedem Gartenboden. Ich konnte
sie prächtig gedeihend vorfinden im schweren, bündigen
Kalkboden und im mehr lockeren, leichten Boden, doch
verlangt sie zum üppigen Gedeihen reichliche Nahrung und
ziemlich viel Feuchtigkeit.

Ob in Deutschland die Akebia reifen Samen erzeugt,
habe ich leider zu beobachten versäumt. Im übrigen macht
die Vermehrung durch krautige Stecklinge durchaus keine
Schwierigkeiten. Ihre Verwendung im Garten dürfte wohl
eine vielseitige sein, doch bin ich der Überzeugung, dafs
sie zur Bekleidung von Wänden und Mauern weniger er-
folgreich zu verwenden ist. Besser geeignet ist sie als
Schlinger für ein geeignetes Gerüst oder zum Emporklimmen
an Bäumen u. dgl., wo sie mehr ihren natürlichen Verhält-
nissen angepal'st ist und recht zur Geltung kommt, indem
sie dann schöne Festons bildet und in solchen lang her-
niederhängt.

Der Schnitt der Ziergehölze.

Von C. Mathieu, Kgl. Gartenbaudirektor u. Gärtnereibesitzer.

Der Schnitt, der richtige, ist keineswegs so leicht,
wenn er mit Sachkenntnis und Verständnis ausgeführt
werden soll. In der Regel sieht man im Winter, und zum
Frühjahr die Jünger Floras und Pomonas, sie sind freilich
oft noch sehr jung, geschäftig in den Gehölzanlagen und
Strauchpartien der Liebhabergärten, auch in öffentlichen,
das unnütze Holz der Ziersträucher und der Obstgehölze
erbarmungslos heruntersäbeln, sei es mit dem Messer, der
Rosenschere, oder selbst der Heckenschere, denn letztere
„fluscht" mehr, man kann damit so hübsch einen runden
 
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