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Die Gartenkunst — 2.1900

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Möckel, ...: Entwicklung des Metzer Gartenbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0026

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16 DIE GARTENKUNST 11, 1

markungen. Der Versand betrug im Jahre 1898 413000 kg,
der Verbrauch der am Platze befindlichen Konservenfabriken
205000 kg. Aufserdem finden wir ausgedehnte Spargel-
plantagen, doch werden hier vorherrschend französischem Ge-
schmack entsprechende Sorten angebaut. Auch in Frühgemüse-
zuchfc wird ganz Ausserordentliches geleistet, gute Markthallen
aus französischer Zeit erleichtern den Verkauf.

Was den Anbau von Kernobst betrifft, so läfst Metz noch
zu wünschen übrig; obwohl Metzer Gärtner schon vor 100
Jahren Formobst, besonders Spaliere anpflanzten, hat sich der
rationelle Anbau noch wenig Bahn gebrochen. Im Jahre
1844 bildete sich hier ein Gartenbauverein, welcher Dank einer
segensreichen Thätigkeit bedeutenden Aufschwung nahm, aber
1870 leider wieder von der Bildfläche verschwand. Welche
reiche Arbeit dieser Verein leistete, ist noch in den vielen
Gärten der Umgebung zu sehen, hier findet man Obstbäume
in allen möglichen Formen, Pyramiden, Kordons und Spaliere
vorherrschend, in den besten Sorten. Sehenswert sind die
tadellos gezogenen Birnspaliere an den Häusern in den Dörfern,
welche von den Bauern selbst geschnitten werden. Dieser
Schnitt, welcher sehr kurz ist, wird zwar von uns Deutschen
nicht gebilligt, aber die Resultate sind bisher gut, und die
Methode zu schneiden, welche sich unter der einheimischen
Bevölkerung forterbt wie ihre Sprache, wird wohl noch viele
Jahre ihr Vorrecht behaupten. Seit den 70ger Jahren vertritt
der landwirtschaftliche Verein auch den Gartenbau. Im Jahre
1893 wurde ein Gärtnerverein begründet. Die Begründer
mul'sten jedoch bald einsehen, dafs sie ihren Zweck, der auf
gegenseitige Belehrung, Meinungsaustausch, Hebung des
gärtnerischen Standes gerichtet war, nicht zum Ziele bringen
konnten, da die einheimische Gärtnerwelt eben völlig unzu-
gänglich war, auch die zwei Sprachen sehr erschwerend
wirkten. Es ging daher hieraus der Metzer Gartenbau-Verein
hervor, der wohl anfänglich noch mit dem Dasein zu kämpfen
hatte; doch jetzt hat sich die Zahl seiner Mitglieder, die bis
in die höchsten Gesellschaftskreise hineinreichen, auf über 100
erhöht. Um eine gesicherte Existenz zu haben, mul's er sich"
den hiesigen Verhältnissen fügen und sich als Hauptaufgabe
die Körderimg des Obstbaues stellen, dessen ungeachtet ist
man bestrebt, auch die ästhetische Seite des Gartenbaues zu
fördern, und es wird voraussichtlich gelingen, das gesteckte
Ziel nach dieser Richtung zu erreichen. Die zahlreichen Vor-
träge, welche sich aufser auf Obstbau auch auf Botanik und
Insektenkunde erstrecken, wechseln ab mit solchen über
Gartenkunst.

Das Aufblühen des Vereins ist wohl in erster Linie dem
Vorsitzenden Herrn Jung, Lehrer an der Oberrealschule, zu
danken, der in unermüdlicher Arbeit und ausgestattet mit
grol'sen geistigen Gaben es versteht, den Verein nach allen
Richtungen hin zu vertreten. Selbst im Obstbau leistet er
Vorzügliches, sein im Weichbilde der Stadt gelegener Garten
ist vorzugsweise mit gut gezogenen Kesselbäumen, Kordons
verschiedener Formen, Pyramiden, Spalieren u. s. w. bepflanzt.
Diese Kesselbäume haben eine Höhe von 2 m und tragen nicht
selten 260—350 Früchte. Diesem Herrn ist auch das ausser-
ordentlich günstige Resultat der diesjährigen Obstausstellung
zuzuschreiben, welche am 30. September in Gegenwart der
höchsten Behörden eröffnet wurde. Es beteiligten sich etwa
70 Aussteller mit ca. 250 Obstsorten. Einige Aussteller
hatten Pläne von Obst- und Villengärten zur Ansicht ge-
bracht; dabei zeichnete sich der hier thätige Gartentechniker
Herr Hannig ganz besonders aus, es wurde ihm auch für
seine Leistungen die grofse silberne Medaille zugesprochen.
Durch die einheitliche Etikettierung sämtlicher Früchte machte

sich derselbe noch ganz besonders verdient. Die deutschen
Gartenkünstler werden aus vorstehenden Zeilen ersehen, dafs
auch hier im fernsten Südwesten rührig an der Fortent-
wickelung unseres schönen Berufes gearbeitet wird.

Neuis bei Düsseldorf. Die Stadtverordneten genehmigten
die Anlage eines 8,5 ha grofsen Stadtgartens mit Teich-
anlagen, Springbrunnen u. s. w. im Südwesten der Stadt. Die
Herstellungskosten betragen 10000 Mk., die aus Sparkassen-
Uberschüssen beschafft werden sollen.

Eickel bei Gelsenkirchen. Zur Anlage des Volksgartens
hierselbst hat man den ersten Spatenstich gethan. Es
werden dazu Strafgefangene, vorläufig sind es zehn Mann, aus
dem Centraigefängnis zu Bochum verwendet. Die Ausführung
des Projekts bezw. Leitung der Arbeiten ist dem Gartenbau-
techniker Herrn Schmitt aus Düsseldorf übertragen worden.
Nach dem Plane zu urteilen, wird der Volksgarten sich recht
schön gestalten. Der Kreisausschufs soll bereits eine Beihilfe
von 50000 Mk. und die Bergwerksgesellschaft Hibernia —
Zeche Shamrock III/IV in Eickel — eine solche von 6000 Mk.
bewilligt haben.

Die Rathausbaukommission in Hannover war kürzlich
unter dem Vorsitz des Stadtdirektors Tramm zusammen-
getreten, um über die endgiltige Gestaltung des eigentlichen
Rathausparkes zu beraten und zu beschliel'sen. Über ver-
schiedene auseinandergehende Meinungen zwischen dem Er-
bauer des Rathauses, Geheimrat Eggert, und dem Stadt-
gartendirektor Trip wurde eine Einigung dahin erzielt, dafs
einige unwesentliche Änderungen in den Wege- und Teich-
linien unter Berücksichtigung der Eggert sehen Vorschläge vor-
genommen werden sollen, dal's ferner das geplante grofse Rosen-
parterre vor dem Museum wesentlich eingeschränkt' und dafür
eine breite Wiesenfläche dem Museum vorgelagert wird. Im
übrigen wurde das durch den bekannten, in der Kunsthalle
ausgestellten plastischen Plan festgelegte Projekt der Stadt-
gartenverwaltung zur Ausführung genehmigt. In eine Be-
ratung über die Anlagen unmittelbar um die Rathausgruppe
wurde nicht eingetreten, weil die Frage erst nach Fertig-
stellung des Baues brennend wird. Aus beiden Ausarbeitungen,
sowohl der Egg er t sehen als der der Stadtgartenverwaltung,
ist aber erfreulicherweise schon jetzt zu entnehmen, dal's man
bei der Linienführung sorgfältig darauf bedacht ist, die auf
dem südlichen Teile des Friedrichs-Walles stehenden prächtigen
alten Bäume zu erhalten. Die auf dem eigentlichen Rathaus-
platz stehenden und infolge des Baues in Wegfall kommenden
Bäume sind meist noch verpflanzungsfähig und werden noch
im Laufe dieses Winters versetzt werden.

Die Errichtung eines Stadtparks in Nürnberg auf dem
sogenannten Birkenwäldchen wurde dem Magistratsbeschlusse
entsprechend genehmigt.

Harburg. In einer gemeinschaftlichen Sitzung der
städtischen Kollegien wurde zunächst über die Verlegung
und Vergröfserung des Botanischen Gartens verhandelt. Der
Garten, welcher bisher nur für den Pflanzenbedarf der Schüler
des Realgymnasiums bestimmt war, soll in Zukunft auch den
Schülern der übrigen hiesigen Schulen zugängig gemacht
werden und die für den Lehrgang in der Pflanzenkunde er-
forderlichen Exemplare liefern. Zu diesem Zwecke ist von
dem hiesigen Städtischen Obergärtner Hölscher, dem auch
später die Oberaufsicht über die Neuanlage übertragen werden
soll, ein Plan für die neue Anlage ausgearbeitet worden,
welcher den Lehrern der hiesigen Schulen zur Begutachtung
vorgelegt werden soll. Der Garten soll in der Gröl'se eines
 
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