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Die Gartenkunst — 2.1900

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Schoch, Johann Gottlieb: Der Schloßsgarten zu Schwetzingen und Ludwig von Skell
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0034

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DIE GARTENKUNST

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Fig. 1. Das durch Zeyher umgewandelte gröfse Bassin im SohloCsgarten zu Schwetzingen,
Nach „Schwetzingen und seine G-artenanlagen" ans dem Jahre 1826

In diesen Gebäuden sind zwei Richtungen vertreten, gegliederten Rasenflächen u. s. w. Hierdurch hat er mit

welche wir in den Gartenbaulichkeiten jener Zeit finden, die den alten regelmäfsigen Formen eine gröfsere Wirkung

klassische,welche deraltengriechiscbenundrömischen Archi- erzielt und ihnen eine Ruhe und Gröfse gegeben, die vor-

toktur ihre Vorbilder entnahm, und die malerische, welche dem fehlte. Jetzt erscheinen die regelmäfsigen Teile im

nach der Wirkung im Bilde die Bauten bewertete. Künstliche Schmuck der Statuen, Vasen und Springbrunnen wie eine

Ruinen sind ein Abweg, auf den viele Gartenkünstler in mit Kunstwerken geschmückte Wohnung. Es ist Mafs

der ersten Zeit des neuen Stils durch das allzu einseitige hierin gehalten und erscheint als wirklicher Schmuck.

Betonen des Malerischen geführt wurden. Auch die Wenn die Figuren auch nicht von vorzüglicher künstlerischer

Schwetzinger Ruinenbauten bleiben trotz des Geschmackes, Ausführung sind, so sind sie doch von malerischer

der die Herstellung geleitet, dem Boden fremde, rein äufser- Wirkung.

liehe Dekorationsstücke, denen die innere Wahrheit fehlt. Diese Behandlungder regelmäfsigen Formen hat unserem

Bezeichnend ist die Art und Weise, wie Skell die neuen Skell nicht minder wie die Einführung der neuen unregel-

Anlagen im natürlichen Stile mit den älteren regelmäfsigen mäfsigen bei seinen Zeitgenossen zum Ruhme gereicht,

in Verbindung brachte. Hier ist kein Vermischen, sondern Welch vorsichtige, ruhige und sichere, ja überlegene Art

streng sind sie von einander durch Grenzpflanzungen ge- gegenüberanderengleichzeitigen Jüngern der neuen Richtung,

trennt. Man könnte nach Skellscher Auffassung, dem die die alles Regelmäfsige vernichteten! Diese Behandlungs-

Gehölzgruppen das verbindende Element darstellen, aller- weise der französischen Anlagen richtete sich hauptsächlich

dings auch sagen: beide Teile sind durch Grenzpflanzungen auf die für den Gesamteindruck des Gartens wichtigen

miteinander verbunden. Jedenfalls sind sie aber für den Teile, auf die Hauptallee in der Mittolaxe und das grofso

Beschauer völlig von einander getrennt gehalten, kein Über- Rundteil beim Schlosse. Geringere Änderungen wurden in

gang ist von einem zum andern. den Seitenteilen rechts und links von der Hauptalice

Fast ebenso bedeutungsvoll wie die Einführung und zwischen dem Rundteil und dem grofsen Bassin vorge-

Ausbildung der neuen Stilformen ist für Skell die Art und nommen. Hier begnügte man sich mit dem Beseitigen der

Weise, wie er die älteren regelmäfsigen Teile behandelte. Hecken und des Lattenwerks, welche die Wege einfafsten;

Er war kein einseitiger Eiferer, der unter Verwüstungen im übrigen wurden hier die alten Formen bewahrt. Beide

das Evangelium des neuen Stils .einführte. Er hatte das Seitenteile bilden dichte waldartige Bestandmassen, in welchen

Wirkungsvolle,Mpnumentalederalten regelmäfsigenBildungs- viele mit Bauwerken und plastischem Schmuck ausgestattete

weise erkannt. Seine Änderungen bezweckten hier, das Einzelscenen zerstreut eingegliedert sind.
Grofse vom bleibenden Wert zu erhalten und zu vertiefen, Das Schlofs ist in seinen Bauformen verhältnismäfsig

das Kleinliche dagegen zu verbannen. Die Hecken ver- einfach und steht nicht im Einklang mit der Gröfse und

schwinden, die Alleen werden freiwachsende Bäume, die Bedeutung des anschliefsenden Gartens. Dies hat man

zerschnittenen unruhigen Parterres werden zu einfach- gleich anfangs schon empfunden, denn es wird berichtet,

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