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Die Gartenkunst — 2.1900

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Schoch, Johann Gottlieb: Der Schloßsgarten zu Schwetzingen und Ludwig von Skell
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0035

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24 1)1E GARTENKUNST H, 2

dafs bereits in den 50er Jahren vorigen Jahrhunderts von dieser in einer „Beschreibung der Gartenanlagen zu
Pigage ein grofsartiger Schlofsneubau entworfen und be- Schwetzingen", welche er mit G. Römer gemeinsam heraus-
gonnen wurde. Er wurde jedoch wieder aufgegeben, an- gab, das grol'se Bassin am Ende der Hauptallee unregelmäfsig
fänglich wohl der Kosten wegen, später ist man infolge umzubilden und den auf 3 Seiten es umfassenden natürlichen
der Verlegung der Residenz des Kurfürsten nach München Gartenanlagen anzupassen. In den Jahren 1823 und 24
jedenfalls nicht wieder darauf zurückgekommen. kam die Umwandlung zur Ausführung (siehe Fig. 1 Seite 23).

Die von Skoll geschaffenen Teile sind nicht ganz un- Die Quadersteine, welche das Bassin einfafsten, wurden aus-
verändertunsüberkommen. NachdemSkell 1803Schwetzingen gebrochen, die Ufer erhielten Rasenböschungen, wurden an

verlassen hatte und den 3 Seiten, wo die unregelmäfsigen Anlagen sich an-
nach München überge- schlössen, wechselnd in natürlichen Linien geformt und
siedelt war, wurde Gar- mit den Anlagen in Verbindung gebracht. Durch Zuschütten
tendirektor Zeyher, des äufseren Kanals gewann man auf der dem mittleren
wahrscheinlich ein Hauptteil gegenüberliegenden Seite so viel Raum, um noch
Schüler Skells, der einen Pufsweg am neuen Ufer entlang zu legen, dessen
Nachfolger. Schon im Umgebung durch Anpflanzungen im Sinne des Bestehenden
Jahre 1809 empfahl mit den anschliefsenden Anlagen verbunden wurde, Sosehr

auch nun Zeyher in der 1826 erschienenen
Neuherausgabe der Beschreibung des
Gartens*) diese Änderung rühmt, er-
scheint es mir doch noch sehr fraglich,
ob sie wirklich als eine Verbesserung an-
zusehen ist. Mir scheint die frühere
Skellsche Lösung die bessere gewesen
zu sein. Jedenfalls entsprach die Ände-
rung nicht der Skellschen strengen Auf-
fassung, welcher, wie oben erwähnt,
beide Stilformen streng von einander
schied. Zeyher dachte freier und brachte
beide Formen in offene Verbindung mit
einander; er öffnete auch noch durch
einen weiteren Durchhau hier die An-
lagen nach aufsen. Ich halte es für
einen Vorzug, dafs den weiteren An-
regungen Zeyhers in der ersten Be-
schreibung des Gartens, welche sich
auf die beiden regelmäfsigen Seitenteile
der Hauptallee bezogen, nicht Folge ge-
geben ist Hier sind die alten regel-
mäfsigen Formen erhalten.

Aus der Behandlung der
Naturformen undWegeführung
bei den Arbeiten am Bassin
ist zu erkennen, dafs Zeyher
im einzelnen völlig nach Skell-
scher Auffassung arbeitete.
Die Wegführung ist elegant
und gefällig, die Gruppierung
breit in der Verwendung der
Gehölzformen und kräftig in
der Zeichnung. Gerade letztere
unterscheidet sich
auffällig und zu
ihrem Vorteile von
den kleinlichen

*) „Schwetzingen und
seine Gartenanlagen.'1
Von Gartendirektor
Zeyher und J. C. Rieger.

Fig. 2. Schlofsgarteu zu Schwetzingen, nördlicher Teil im Jahre 1826. Mannheim 1826
 
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