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Die Gartenkunst — 2.1900

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Koopmann, Karl: Begründung des Schnittes der Gehölze aus ihrem natürlichen Aufbau, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0119

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DIE GARTENKUNST

etc. für Anzucht, von Stämmen mit
zweijährigen Kronen sagen genug.
Ohne Zweifel liefsen sich Minimal-
und Maximalgrenzen für die Pflanz-
weiten feststellen. — Noch trauriger
sieht es aus mit unserem Wissen
über Wechselbetrieb und Misch-
pflanzung. Die einseitige Bo-
den-Ausnutzung ist und bleibt
widersinnig. Man deckt den Aus-
fall durch reichere Zufuhr von Nähr-
stoffen, man greift auch wohl mal
zur Bodenanalyse. Beides läfst uns
im Stich. Bodenmüdigkeit läfst
sich durch keine Nährstoffzu-
fuhr beseitigen, sondern nur
durch Wechsel; und durch welchen

Wechsel am besten'?---Hierauf

giebt es keine Antwort, in keinem
Spezialfall, wenn auch fleifsige Be-
obachter in lokalen oder Einzelfällen
eine gewisse Witterung gewonnen
haben. Der ursächliche Zusammen-
hang, den manche auf Symbiose,
Microorganismen — mit Hecht oder
Unrecht — zurückführen: eine Er-
klärung und damit eine Abhilfe und
aufs höchste gesteigerte Produktion
bleiben uns einstweilen verschlossen.

Alle diese Fragen spielen bei der
Entscheidung, ob Schnitt oder nicht,
eine recht bedeutende Rolle. Es
giebt Gehölze, welche, wie ich weiter
unten beleuchten werde, durch
Stutzen ihrer Jahresproduktion in
der Gesamt-Entwickelung zu kräfti-
gen sind; für diese gilt aber zu-
nächst durchweg das Grundgesetz
allen Gehölz-Schnittes:

Je Üppiger der Trieb Gehölzzweige in ihrem natürlichen Aufbau,

dlirch Ortlichkeit lindklll- I- Walnufs — Juglans Sieboldiana. II. Esche — Fraxinus excelsior. III. Rofskastanie — Aesculus
tureile Behandl 1 <r r 1 Hippocastanum. IV. Ahorn — Acer Pseudoplatanus V. Trompetenbaum — Catalpa speciosa. VI. Traubcn-
e an Ullg kirsohe — Prunus Padus. VIII. Faulbaum — Rhamnus grandifolia. IX. Pappel — Populus balsamifera.

fördert ist, desto gerill- X. Linde — Tilia platyphyllos. XI. Weide — Salix alba. XII. Rüster — Ulmus campestris.

ger die Aussicht auf wei- XIH- Akwde - Itobinia Pseudacacia.

„ .. , I. —VI. Stärke der Endknospen abhängig von der Länge der Triebe,

tere Forderung durch den Vm.-Xin. Gleiche Stärke der Endknospen bei Lang- und Kurztrieben.

Schnitt. IL—IV. Knospenstellung cyklisch gegenständig. V cykliseh quirlig. I. und VI. acyklisch spiralig 2/s-

Dieses Gesetz Setzt allemSchnitt VIII.-XIII. acyklisch. VIII., X. und XII. </, bis gegenständig. XIII. */5. IX. und XI. '/s-3/« Stellung.

und seiner Wirkung eine Grenze und

Beschränkung. Wir dürfen aber nur in Ausnahmefällen Betrachten wir zunächst die Triebspitzen und unterscheiden

mit aufs höchste gesteigerten Produktionen rechnen, in nach diesen: (siehe Tafel.)

allen anderen Fällen haben wir mit Unterproduktionen a) Gehölze, deren Triebspitzen, unabhängig

zu thun und da hilft event. der Schnitt zur Belebung. von der Länge des Jahrestriebes, in wenig

Aber die Gehölze sind nicht gleichartig in ihrer Veran- variierender Stärke auslaufen, oft nadel-

lagung. In der T r i e b f ä h i g k e i t der Knospen und fein, oft etwas stumpfer (VIII-XIII).

Tragfähigkeit des Triebes — beides geht gewisser- b) Gehölze, deren Triebenden entsprechend

mafsen Hand in Hand—bestehen gewaltige Unterseh iede. der Langenei!twiekelnng auch an Stärke

Die äufsere Erscheinung eines Gehölzes, namentlich im zunehmen; je länger der Trieb, desto

winterlichen Zustande, giebt hierfür mancherlei Anhalt. stärker die Spitze (1—VI).

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