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Die Gartenkunst — 2.1900

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Meyer, F. W.: Ein englischer Felsengarten
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Peters, M.: Der Kaiser Wilhelm-Hain zu Dortmund
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0133

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II, 7 DIE GAKTENKUNST 121

drängt. Cement wurde nur bei der Konstruktion der auf
der Abbildung sichtbaren Höhle und zur Befestigung eines
auf dem Bilde nicht sichtbaren Teiches benutzt.

Von oben herab, also vom Hause aus, gewahrt das
Auge hauptsächlich nur die über der Höhle liegenden an-
scheinend massiven Pelsblöcke. Diese sind hoch genug
gehalten, um den schon erwähnten vor dem Hause befind-
lichen Fahrweg zu beschützen und ein etwaiges Aus-
gleiten oder Herabstürzen über die steile Felsenböschung
absolut unmöglich zu machen. Die Bepflanzung dieses
Teiles der Felsen geschah vorwiegend durch gröfsere
Gruppen von Helianthemum in vielen verschiedenen Arten,
ferner durch Trupps leuchtend roter und weifser Varietäten
von Armeria maritima, Fuchsia Ricartonii, ferner waren
angepflanzt Bergenia purpurea und verschiedene gröfsere
Pflanzen wie Yucca recurva, Cytisus scoparius var. Andreanus,
Centaurea montana, Hedysarum multijugum, Rhododendron
ferrugineum, Rhododendron hirsutum und viele andere.
Von der Höhle ist von diesem Standpunkte aus nichts zu
sehen. Erst wenn Wir in einiger Entfernung links ab-
biegen, und über felsige Stufen hinabsteigen, gelangen wir
an den hier abgebildeten Teil der Felsenanlago.

Die Felsenhöhle bietet nicht nur ein lauschiges Plätz-
chen zum Ausruhen, sondern gestattet auch eine reizende
Fernsicht. Dicht neben einer Quelle im Hintergrunde der
Höhle wachsen Adiantum pedatum, Ramondia pyrenaica,
Primula marginata, Primula viecosa und andere hübsche
Pflänzchen. Das Wasser verliert sich zwischen dem Ge-
stein, tritt aber bald als kleiner rieselnder Bach wieder zu
Tage.

An dem Ufer wachsen zahlreiche Iris-Arten, Primula
sikkimensis, Primula japonica, Carex riparia, verschiedene
Scirpus, Spiraea astilboides, Spiraea gigantea u. a. m.

Eine allgenehme Abwechselung bietet ein teils durch
Rasen und Pflanzen teils durch zerstreute Felsgruppen be-
grenzter Teich. Hier wurden die Marliacschen Seerosen
und andere Wasserpflanzen mit bestem Erfolge verwendet.

Baumgruppen würden die Aussicht geschädigt und die
Alpenpflanzen zu sehr beschattet haben, weshalb sie gänzlich
aus dem Spiele gelassen wurden. Gruppen kleiner Zier-
sträucher hingegen wurden in einiger Entfernung von den
Felsen mit gutem Erfolge benutzt. Zur Verwendung ge-
langten unter anderen: Olearia stellulata, Genista pracox,
Cistus lusitanicus, Cistus ladanifer, Choisya ternata, Indi-
gofera Dosua, Caryopteris mastacanthas. Cytisus nigricans
u. s. w. sowie an den Rändern mehrere grofse Stauden.

Die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen des
Folsengartens ist derartig, dafs überall ein leichter Zutritt
ermöglicht wird, teils durch kleine Kieswege, teils durch
Rasen oder auch durch felsige Stufen, welche hier flach
nebeneinander liegen, dort aber eine natürliche Treppe
bilden und das bequeme Besteigen der höher gelegenen
Teile ermöglichen.

Zur Bepflanzung solcher Stufen benutzte ich unter
anderen Herniaria glabra, Thymus lanuginosus, Globularia,
Lithospermum prostratum, Antennaria dioeca, Arenaria ba-
learica, Arenaria caespitosa und Sorten von ähnlichem Ha-
bitus.

Die Gartenkunst.

Einige der Felsgruppen wurden besonders für die
kleinsten Alpenpflanzen reserviert und möglichst so arran-
giert, dafs fast das ganze Jahr hindurch irgend etwas An-
ziehendes dem Auge geboten wird. Dafs hier auch Edel-
weifs, Androsaceen, Enzian und Hunderte von anderen
Arten der besten Alpenpflanzen nicht fehlen durften, ist
selbstverständlich, doch will ich den Leser nicht ermüden
durch eine Aufzählung von Pflanzennamen. Möge es ge-
nügen, zu erwähnen, dafs die Anlage ihren Zweck zu all-
gemeiner Zufriedenheit erfüllt und dabei bedeutend billiger
war, als die anfangs projektierte Terrassierung.

Öffentliche Volksgärten.

Der Kaiser Wilhelm-Hain zu Dortmund.

Von M. Peters, Gartenkünstler, Dortmund.

(Hierzu 1 Plan und 1 Ansicht.)

Im Jahre 1889 wurde in Dortmund beschlossen, zu
Ehren des verstorbenen Kaisers Wilhelm I. einen Hain mit
Denkmal zu schaffen. Es wurde hierzu ein Terrain von
etwa 50 Morgen erworben und ein Preisausschreiben zur
Erlangung von passenden Entwürfen veröffentlicht. Auf
dasselbe gingen 44 Entwürfe ein, von denen zunächst 12
bezüglich ihrer Vollständigkeit und Übereinstimmung mit
den Bedingungen ausgesondert und zur engeren Wahl ge-
stellt wurden. Neun derselben wurden als die hervor-
ragenderen bezeichnet, welche sämtlich eine lobende Er-
wähnung verdienen.

Die Verfasser derselben waren C. Coers & Sohn, Dort-
mund (2 Pläne); Ed. Gläsel, Kopenhagen; C. Gerling, Bocken-
heim; Eduard Hoppe, Berlin; J. C. F. Bouche, Endenich
bei Bonn; H. Eck, Dresden; Heinr. Martens, Kolberg; Hille-
brecht, Düsseldorf. Es waren 2 Preise von 400 und 200 Mk.
ausgesetzt.

Der erste Preis wurde der Firma C. Coers & Sohn,
Dortmund, zuerkannt und der Hain nach Mafsgabe ihres
Entwurfes mit geringen Änderungen in den Jahren 1890
bis 1892 zur Ausführung gebracht.

Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn
Gartenarchitekten H. Coers ist es dem Verfasser dieses
möglich, den geehrten Lesern einen genauen Plan mit
Erläuterung zu bieten.

Das für die Anlage des Hains angekaufte Terrain, im
Süd-Westen der Stadt gelegen, war seiner Bodengestaltung
nach für eine Anlage äufserst ungünstig. Dasselbe hatte
der Längsachse folgend ein Gefälle von 20 m und zwar
derart, dafs man stets nur einen kleinen Teil des Terrains
übersehen konnte. Es war deshalb erforderlich, den an
der Ring- und Poststrafse gelegenen Teil abzutragen und
am unteren Ende aufzuhöhen, um so die wahre Länge
des Parkes erst sichtbar und durch die perspektivische
Wirkung der vorzusehenden Pflanzung noch gröfser er-
scheinen zu lassen.

Die Bestimmung des Hains als öffentlicher, dem Ver-
kehr einer grofsen Stadt angepafster Park ist in dem vor-
liegenden Entwurf am glücklichsten zum Ausdruck gebracht.

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