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Die Gartenkunst — 2.1900

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Beithner, K.: Zur Frage: "Ist die Anlage großsartiger Friedhöfe erstrebenswert?"
DOI Artikel:
Heicke, C.: Weiteres über die Herstellung von Gartenmodellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0138

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126 DIE GARTENKUNST II, 7

hübsche Strauchgruppen, prächtige schattenspendende
Bäume, reichen und fröhlichen Vogelgesang an des Schöpfers
gleichbleibendes, stilles und allmächtiges Wirken erinnert
werden. Wenn sie einen befriedigenden, wohlthuenden
Eindruck vom Friedhof mitnehmen, werden sie ihn zur
Erholung und Erbauung stets wieder besuchen. Oft ist
auch das schönste und beste Material auf den Friedhöfen
zu finden und ist nur nicht richtig verwertet, da heifst es:
warum stehen die Bäume, die Coniferen so eng, warum
sind die Wege so schmal, es ist jammerschade, dafs so
engherzig gearbeitet wurde! Vielfach haben dies natürlich
Unberufene vollbracht. Gerade aber alte Friedhöfe, die
auch viele im Leben geachtete und verdienstvolle Männer
bergen, werden schon aus Humanität, wo es irgend geht,
erhalten bleiben und zuletzt in öffentliche Anlagen über-
gehen. Ein gesund und normal entwickelter Baum- und
Pflanzenbestand ist dann goldeswert.

Das Publikum liebt von jeher schöne Friedhöfe: je
herrlicher die Lage derselben, je prächtiger und natürlicher
deren Ausschmückung ist, desto anheimelnder sind sie,
desto lieber werden sich die Menschen dort beerdigen
lassen wollen. Haben sie die freie Wahl, so werden sie
sich immer auf den besseren Friedhöfen einkaufen, was
finanziell für die Verwaltungen von gröfster Wichtigkeit ist.

Die Friedhöfe werden hier im Rheinlande überall gut
unterhalten. Besonders viel geschieht für die Grabpflege.
Wo keine Extra-Fonds oder gröfsere Einnahmen vorhanden
sind, mufs, wie überall, gespart werden.

Es giebt Menschen und auch Verwaltungen, die auf
Friedhöfen jeden besonderen gärtnerischen Schmuck für
überflüssig halten, allein zweifelsohne noch mehr solche,
die schön wenn auch nicht gerade pompös angelegte Fried-
höfe für zeitgemäfs und als ein Mittel zur sittlichen Hebung
des Volkes halten werden.

Was die Ausdehnung der Gräber angeht, so werden
sich darüber keine Vorschriften machen lassen. Reichtum
und Geschmack der einzelnen Menschen bestimmen dieselbe.

Die besseren Kaufgräber auf dem neuen Friedhof zu
Bonn sind gewöhnlich im Verhältnis 2 : 4, die meisten aber
1,5:3 m, wogegen die allgemeinen Gräber 1,25:1,4 m
grofs sind. Käuflich sind sie in allen Gröfsen, werden
aber selten gröfser verlangt, weil sie dann anscheinend zu
teuer werden.

Städte, Badeorte etc. mit wohlgepflegten Anlagen
müfsten auch meines Erachtens noch hübsch gestaltete
Friedhöfe besitzen. Dafür müfste der Verein auch seine
ganze Macht einsetzen. Schon deshalb auch, weil in der
Zukunft eine noch viel gröfsere Zahl von gebildeten Gärtnern
und Gartenkünstlern Verwaltungsstellen auf den Friedhöfen
einnehmen werden. Denn städtische, königliche etc. Stellen
giebt es nicht in dem Mafse, als junge Gärtner beamten-
mäfsig etc. herangezogen werden; doch wollen sie alle
entsprechendes Unterkommen finden.

Darum würde ich unserem Gartenkünstler-Vereine raten,
selbst wenn die Schwierigkeiten in vielfacher Beziehung
recht grofse sein sollten, mit aller Energie für grofsartig
angelegte Friedhöfe zu wirken.

Weiteres über die Herstellung von Gartenmodellen.

Von C. Heicke, Städt. Garteninspektor in Aachen.

In der Sitzung des Vereins d. G. am 12. März ds. Js.
sind dem Berichte gemäfs Vorträge über Modelle von Garten-
anlagen gehalten worden. Die zur Demonstration vorge-
führten Modelle sind aus Gips hergestellt gewesen, ein
anderes aus Plastilin. Bezüglich des letzteren Materials wird
im Schlufssatz des Berichtes bemerkt, dafs es seines hohen
Preises wegen und weil ihm keine belebende Farbe ge-
geben werden kann, zu allgemeiner Verwendung nicht
geeignet sein dürfte. Dasselbe besitzt jedoch so grofse
Vorzüge, dafs ich es nicht unterlassen will, die Erfah-
rungen, welche ich selbst damit gemacht habe, bekannt
zu geben.

Was Plastilin ist, bezw. woraus es hergestellt wird,
weifs ich nicht; es scheint indessen ein fein verarbeiteter
Thon zu sein, welchem eine Fettmasse zugesetzt ist, die
das völlige Hartwerden verhindert. Das Material ist knet-
bar wie Wachs, und es läfst sich sehr sauber damit arbeiten;
da es nicht hart wird, so lassen sich nach Tagen und
Wochen immer noch Veränderungen an dem Modell vor-
nehmen. Gewöhnlicher Thon hat die unangenehme Eigen-
schaft, dafs er Sprünge und Risse bekommt, sobald er
austrocknet; Gips erhärtet bald, so dafs damit sehr schnell
gearbeitet werden mufs. Beides ist bei Plastilin nicht der
Fall. Es wird beim Kneten durch die Wärme der Hand
so geschmeidig, dafs sich die allerfeinsten Modellierungen
damit ausführen lassen; die kleinsten Überbleibsel kann
man verwahren, um sie später wieder zu verwenden. Hat
das Modell seinen Zweck erfüllt, so kann die dazu benutzte
Masse wieder zu einem Klumpen zusammengeballt und
aufgehoben werden.

Der Preis des Plastilins ist allerdings im Vergleich zu
Gips und Thon ein hoher; dementsprechend mufs man
bei umfangreichen Modellen sparsam damit umgehen. Ich
bin folgendermafsen dabei zu Werke gegangen: Zunächst
verfertigte ich mir eine Anzahl Querprofile der zu model-
lierenden Anlage aus dünnen Brettchen. Diese wurden auf
einer starken Holzplatte genau in den Abständen, welche
ihrer Lage auf dem Plane entsprechen, befestigt. Sodann
nahm ich hölzerne Anhängeetiketten, wie sie jedem Gärtner
ja zur Verfügung stehen, und nagelte diese dicht an ein-
ander schliefsend derart auf die Querprofile auf, dafs damit
im rohen die künftige Lage des Geländes gebildet werde.
An Stellen, wo die Neigung des Terrains stark wechselt,
wird man am besten ein oder zweimal gespaltene Etiketten
verwenden, bei gleichmäfsigerNeigungauf gröfseren Strecken
kann man die Etiketten ganz lassen. Die durch diese auf
die Querprofile befestigten Brettchen gebildete Fläche stellt,
wie gesagt, ungefähr die beabsichtigte Bodenformation dar,
und wenn es nicht auf sehr grofse Genauigkeit ankommt,
braucht man dieselbe nur noch mit einer gleichmäfsigen
Schicht Plastilin zu bedecken, die Wege und sonstige
Einzelheiten des Planes darauf zu markieren und das
Modell ist fertig. Will man jedoch exakt arbeiten, so schlägt
man in bestimmten Abständen und an allen wichtigen
 
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