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Die Gartenkunst — 2.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0166

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154 DIE GARTENKUNST II, 9

Motto: „Mal was andres" zeigt sich in vornehmer
Ausstattung und ist die Gesamtidee als originell zu be-
zeichnen. Bei der vertieften Lage der Rasenfläche dürften
die in denselben liegenden Blumenstücke hübsch zur Geltung
kommen. Die Verwendung der Kugelakazien in der Nähe
der grofsen Strafsenbäume ist verwerflich. Die auf dem
nordöstlichen Teile in Aussicht genommene Anpflanzung
einer Abies Nordmanniana ist bei der Nähe der Häuser als
fehlerhaft zu bezeichnen. Ebenso ist das Pehlen eines
Gegenstückes auf dem andern Teile zu bemängeln. Der
Entwurf „Sonnenstrahl" ist als gelungen zu bezeichnen.
Die beiden Rasenstücke erscheinen in ihrer Anordnung als
zum Hause gehörig. Die Umrahmung der eigentlichen
Blumenstücke könnte etwas ruhiger gehalten sein. Des
weiteren wäre dem nordöstlichen Rasenstücke im Verhältnis
zu seiner Länge eine gröfsere Breite zu geben. Nach
reiflicher Abwägung aller in Betracht kommenden Momente
beantragen wir, dem Entwurf „Sonnenstrahl" den ersten
Preis, dem Entwurf „Mal was andres" eine grofse silberne
Medaille und dem Entwurf „Mauerblümchen" eine kleine
silberne Medaille zuzuerkennen.

Entwurf II.

Es sind 9 Entwürfe eingegangen. Motto: „Dem Mutigen
gehört die Welt" (3), Motto: „Duplex", Motto: „Wehe",
Motto: „Idyll", Motto: „Sempervirens", Motto: „Möglichst
echt", Motto: „Prestissimo", Motto: „Ländlich", Motto:
„Freude".

Nach eingehender Durchsicht sind 4 Arbeiten „Möglichst
echt", Ländlich", „Freude" und „Idyll" zurückbehalten und
zur Besprechung gelangt, Entwurf „Ländlich", die An-
ordnung des Weges, der Pflanzungen und Blumenbeete ist
im allgemeinen eine ansprechende; es würde jedoch zweck-
mäfsiger gewesen sein, den Rundgang durch den Garten
möglichst gleichmäfsig durchzuführen und doch wenigstens
nur durch einen kleinen Platz von der Gröfse des jetzigen
Blumenbeetes zu unterbrechen. „Möglichst echt" spricht
an durch die ausgewählte Bepflanzung und auch den an-
gemessenen Abschlufs der Gehölzgruppen an den Wegen
entlang. Die Anpflanzung der Prunus Pissardii oder Blut-
buchen dürfte der hohen und nah gelegenen Strafsenbäume
wegen wegzulassen sein.

Der Entwurf „Idyll" trägt den Stempel vornehmer
Pracht, zu prächtig fast, als dafs die Ausführung desselben
unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Aufrechterhaltung
der mannigfaltigen Einzelheiten empfohlen werden könnte.
Es mufs besonders hervorgehoben werden, dafs Gehölz-
pflanzungen, Blumenanlagen etc. durch ihre zweckmäfsigeDis-
position zu entsprechenden Linien sich vereinigen. Die
Arbeit „Freude", einfacher zwar gehalten wie vorgenannte
Arbeit, zeichnet sich doch durch eine reichhaltige Verwendung-
schön blühender Sträucher und Blumen in vorteilhaftester
Weise aus. Deran der Aufsenpflanzung entlang hergestellt ge-
dachte Grund von immergrünen Stauden läfst das mittlere
Stück wirkungsvoll hervortreten. Wir beantragen für diesen
Entwurf den 1. Preis. Dagegen dem Entwurf „Idyll" eine
grofse silberne Medaille und dem „Möglichst echt" eine
kleine silberne Medaille zuzuerkennen.

Entwurf I.

Es sind eingegangen 10 Entwürfe und zwar Motto:
„Nymphaee", „p. b", „Einfach", „Kunst und Natur sei
eines nur", „Ruhe", „Sempervirens", „Zuversicht", „Vor-
nehme Ecke", „Ich hab's gewagt", „Licht".

Das Ergebnis dieses Wettbewerbes ist ein im Gegen-
satz zu den vorhergehenden Ausschreibungen nur mangel-
haftes zu bezeichnen. Die meisten Entwürfe zeigen wenig
befriedigende Lösungen und nehmen vor allen Dingen gar
keine Rücksicht auf die architektonischen Verhältnisse des
Gebäudes.

Wenn wir von all den eingegangenen Entwürfen 2 als
einer Besprechung wert erachten, so soll damit nicht gesagt
sein, dafs diese vorzügliche Leistungen sind, auch ihnen
haften Fehler an, die mit einiger Sorgfalt bei der Be-
arbeitung hätten vermieden werden können. Der Entwurf
„Einfach" z. B. hat sämtlichen Kellerräumlichkeiten das
Licht durch die vor den Fenstern aufgestellten Pflanzungen
entzogen, während dem, das auf der Westseite gelegene
Blumenstück umgebenden Wege zu viele Einschnitte gegeben
sind, die das Ganze unruhig erscheinen lassen^ und auch
die Unterhaltung der Anlage bedeutend erschweren.

Der Entwurf „Sempervirens" ist in seiner Gesamt-
anordnung der Pflanzungen entsprechend, doch hätte der
zur Fontäne gehörige Blumenschmuck und die Fontäne
selbst derartig angeordnet werden müssen, dafs sie wirklich
zum Hause gehörig in Erscheinung treten. Man hat unwill-
kürlich das Gefühl, als habe der Verfasser danach getrachtet,
hauptsächlich den Passanten etwas Schönes zu bieten.

Wir beantragen, dem letzteren Entwurf den ersten Preis,
dem Entwurf „Einfach" eine kleine silberne Medaille
zuzuerkennen.

Die nachträglich abends um 7'/a Uhr noch eingegangenen
Arbeiten „Par exemple" (zu Wettbewerb I) und „Kleinkunst"
(Wettbewerb II) können als nicht genügend bezeichnet
werden und kommen bei der Prämiierung nicht in Betracht,

Die Erwartungen, die wir an diesen aufsergewöhnlichen
Wettbewerb zu stellen berechtigt waren, sind unseres Er-
achtens nach vollkommen in Erfüllung gegangen. Die
Beteiligung der Fachleute war eine verhältnismäfsig rege
zu nennen und scheint uns zu beweisen, dafs derartige
Wettbewerbe grundlegend sein werden und ermuntern,
auch an anderen Orten Anregung zu geben, auf diesem
Wege zu ihrer Verschönerung beizutragen.

Das Endergebnis dieses Wettbewerbes darf, abgesehen
von der ersten Aufgabe, als ein zufriedenstellendes an-
erkannt werden. Indem wir zum Schlufs noch das Mafs
des aufgewendeten Fleifses der Teilnehmer als anerkennend
hervorheben, empfehlen wir gleichzeitig die Herstellung
der von uns mit dem ersten Preise bedachten Pläne.

A. Fintelmann. Weifs.

Die unterzeichneten Preisrichter schliefsen sich dem
vorstehenden Urteil ihrer beiden Berliner Kollegen in allen
Teilen an, beantragen aber, dem Bewerber unter der Be-
zeichnung „Ländlich" (Aufgabe II) eine kleine silberne
Medaille zuzuerkennen.

Liegnitz, den 20. Juli 1900.

Mattheus. Peikert. Stämmler.
 
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