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Die Gartenkunst — 2.1900

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Glum, Friedrich: Tennisplatz als point de vue im Park der Villa Hardy, Wannsee
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Schneider, Charles: Eine kleine Wanderung durch Kew-Gardens, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0176

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164 DIE GARTENKUNST II, 9

Mehrere Ruheplätze mit Ausblick auf diese reichen
Parterre-Anlagen sind in die Grenzpflanzungen des Parks
eingerückt.

Der Naturholzpavillon wird leicht von Kletterrosen
(<rimson Runbler) berankt.

Gärten des Auslandes.
Eine kleine Wanderung durch Kew-Gardens.

Von Charles Schneider, Swanley, Kent (England).

Wie schon die Überschrift andeutet, liegt es nicht in
meiner Absicht, diesen schönen Park mit seinen enormen
Pflanzenschätzen eingehend zu schildern; es würde gewil's
zu weit führen und will ich deshalb nur die interessantesten
Abteilungen in Kürze anführen.

Im Jahre 1668 unter der Regierung König Georgs II.
wurde der botanische Garten in Kew angelegt. Er diente
lange Jahre nur als Königl. Residenz. Prinz Friedrich von
Wales, Sohn Georgs IL, legte die erste botanische Samm-
lung an, welche von seinem Sohne, König Georg III.,
wesentlich vermehrt wurde. Das erste Verzeichnis erschien
im Jahre 1768, nur wenige Spezies zählend, konnte aber
schon im Jahre 1789 ca. 5600 Gattungen aufweisen, welche
Zahl bis zur gegenwärtigen Zeit auf 20000 angewachsen
ist. Der Garten bedeckt einen Flächenraum von 251 Acres
und erhielt unter der Leitung des Direktors Sir Joseph
Hooker seine jetzige Gestalt. Erst im Jahre 1841 unter
der Regierung der Königin Victoria wurde er dem allge-
meinen Publikum zugänglich gemacht.

Betreten wir den Park durch das Victoria Gate, so
zieht eine überaus interessante Vegetation das Augenmerk
des Naturfreundes auf sich. Bäume und Sträucher, die
wir in Deutschland nur als Topfpflanzen kennen, gedeihen
hier im freien Grunde fast wild wachsend in schönster
Entwickelung, durch klimatische Verhältnisse begünstigt.
Lenken wir unsere Schritte nach rechts, so erblicken wir
nach kurzer Wanderung über wohlgepflegte Rasenflächen
mit sehr schönen Rhododendron-Gruppen und prächtigen
Coniferen zu unserer linken einen kleinen Tempel, genannt
Temple of Arethusa, von schönen Baumgruppen umrahmt.
In geringer Entfernung befindet sich das Museum No. 8,
welches Kolonial-Produkte enthält und vieles Interessante
für jeden Besucher bietet. Vor demselben dehnt sich das
Parterre mit dem Palmenhause und einem malerisch an-
gelegten Teiche aus. Das Parterre ist geschmückt mit
wohl gepflegten Rabatten und Blumenbeeten in angenehmer
Abwechslung. Die Blumenbeete sind bepflanzt mit vielen
unserer wohlbekannten Sommerblumen. Nur einige Beete
möchte ich erwähnen, bepflanzt mit Pelargonium „Henry
Jacoby" mit leuchtend roten Blumen und dazwischen Gaura
Lindheimeri mit ihren ca. '/a m langen Blütenschäften, die
von unzähligen kleinen weifsen Blüten bedeckt sind, welche
dem Beete eine sehr duftiges Aussehen verleihen. Links
und rechts von dem Parterre sind grofse Gruppen von
Rhododendron angelegt, welche im Frühjahr einen feen-
haften Anblick gewähren und während der Sommermonate
mit dazwischen gepflanzton Lilien, Gladiolen etc. wieder

frisch belebt werden. Der Teich ist von üppigen Gynerien
und Bambusen umgeben, Phormium tenax, verschiedene
Cyperus-Arten und andere bekannte monocotyle Gruppen-
pflanzen scheinen sich hier ganz wohl zu fühlen, denn
alles lacht uns Gesundheit und Frische entgegen. Enten,
Schwäne, Pelikane beleben die Wasserfläche. Präch-
tige, von Gesundheit strotzende Coniferen in nächster Nähe
lenken unsere Augen auf sich, besonders imponierend sind
Cryptomcria japonica, Tsuga Siebolodii, Cedrus Deodara,
Abies Nordmanniana Wellingtonia gigantea und noch andere
zarte, hier aber üppig gedeihende Coniferen. Auch gigan-
tische Bäume von Castanea vesca, Birken und Eichen ver-
schönern das Bild, jedoch die vorherrschenden Coniferen
verleihen der sonst so schönen Landschaft ein düsteres
Gepräge.

Das Palmenhaus, welches im Jahre 1848 erbaut
wurde, ist 125 m lang, hat eine Höhe von 22 m und
eine Breite von 20 m in der Mitte, die Seitenflügel
sind etwas schmäler. Treten wir in dasselbe ein, so
sind wir überrascht von der auffallenden Schönheit der
Palmen, die sich durch ihr gesundes Aussehen und
ihre stattliche Gröfse auszeichnen. So ungezwungen und
eindrucksvoll ist der Gesamtanblick, dafs man sich un-
willkürlich in die tropischen Regionen versetzt fühlt. Hier
stehen Phönix. Latanien, Maximiiiana, Ceratozamia latifolia,
Cocos, Thrinax parviflora etc. in bester Kultur. Es gehen
hier aber sehr hübsche Pflanzen durch die zu dichte Auf-
stellung verloren.

Der obere Teil des Hauses ist von herrlichen Schling-
gewächsen überzogen. In einer Höhe von 15 m führt eine
Galerie herum, von welcher man eine reizende Aussicht
nach der Sion vista, einem kleinen Rohbau mit malerischer
Umgebung erhält.

Links von dem Palmen hause liegt das tropische Aqua-
rium oder Water-Lily house, in welchem ein grofses Sorti-
ment von Nymphaoen kultiviert wird. In schönster Pracht
ist zu sehen Cyperus Papyrus, welcher sehr dekorativ wirkt.
Die Seitenwände sind von Schlinggewächsen überzogen;
schöne Pflanzen von Bougainvillea glabra, Passiflora race-
mosa, Thunbergia grandiflora, alba etc. entfalteten ihre
herrlichen Blüten zur Zeit meines Besuches.

Wenden wir uns nach links, so führt uns ein breiter,
in sanften Kurven sich hinziehender Weg an herrlichen
Coniferen, Diospyros Kaki, mit zahlreichen Früchten be-
laden, an schönen Magnolien. Sorbus, Eichen und Linden
vorüber. Alle zeichneten sich durch ihre immense Gröfse
aus.

Wir erreichen nach kurzer angenehmer Wanderung
die übrigen Glashäuser, in welchen viele bekannte, auch
seltene Warmhauspflanzen untergebracht sind. Im Victoria-
Hause sind stattliche Pflanzen von Bismarckia nobilis, so-
wie Lodoicoa Sechellarum in sehr guter Kultur zu sehen
und in einen grofsen Bassin die Victoria regia. Auf den
Seitenstellagen sind die Bromeliaceae aufgestellt.

Hieran schliefst sich das Orchideenhaus. Wenn auch
in manchen Herrschaftsgärten gröl'sere Sammlungen vor-
handen sind, so ist doch hier Gelegenheit geboten, seltene
Orchideen zu sehen. Die Sammlung zählt gegen 851 Species,
 
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