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Die Gartenkunst — 2.1900

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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0181

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II, 9 DIE GARTENKUNST 169

thuenden Ernst, welcher so recht lebhaft das Bestreben der
Mitglieder, dem Verein zu dienen und ihm ihre Kräfte zu
widmen, zum Ausdruck brachte.

Nach einem äufserst gemütlichen Begrül'sungsschoppen
am Vorabend begannen am 6. August morgens um 9'/4 Uhr
die Verhandlungen. Der Eröffnungsrede unseres ersten Vor-
sitzenden, Herrn Stadtgarteninspektors Fintelmann-Berlin,
folgte die des Herrn Stadtrat Schulze-Halle, welcher in herz-
lichen und für die Gartenkunst in warmer Anerkennung aus-
strahlenden Worten namens des Magistrates der Stadt den
Verein willkommen hiefs und der Versicherung Ausdruck ver-
lieh, dafs die Behörden reges Interesse an den Bestrebungen
des Vereins und dessen Aufgaben hätten.

Der Jahresbericht wurde hierauf vom Unterzeichneten er-
stattet und nach dessen Genehmigung den im Laufe des Jahres
verstorbenen Mitgliedern die übliche Ehrung bezeugt.

Im Anschlüsse hieran wurde der Kassenbericht vorgelegt
und auf Antrag des Ausschusses dem Schatzmeister Entlastung
erteilt.

Nunmehr stand der von vielen Mitgliedern rechtzeitig
eingebrachte Antrag: „Schritte zu unternehmen, um eine
anderweitige Gestaltung der nach Dahlem zu verlegenden
Gärtner-Lehranstalt zu erreichen", zur Beratung. Nach den
den Antrag begründenden Worten teilte der Vorsitzende mit,
dafs der Vorstand beschlossen habe, nochmals beim landwirt-
schaftlichen Ministerium vorstellig zu werden und in einer
Bittschrift diejenigen Mängel klar zu legen, deren Änderung
unumgänglich notwendig sei, um ein der Gartenkunst würdiges
Bildungsinstitut zu erlangen. Die vom Vorstande ausgearbeitete
Petition, welche vom Schriftführer verlesen wurde, stellte acht
Punkte auf: 1. Eine zweijährige wirklich praktische Lehrzeit
vorzuschreiben; 2. für die Gartenkunst schon im ersten Jahre
eine besondere Stufe einzurichten; 3. die Aufnahme von dem
Besitz des Maturitätszeugnisses oder wenigstens vorerst von
dem Besuche einer neunklassigen Schule abhängig zu machen;
4. eine Einrichtung für die Ausbildung von Lehrkräften vor-
zusehen; 5. den in dem Lehrplane klar zu Tage tretenden
Mängeln abzuhelfen; 6. als Vollendung des Studiums das Ober-
gärtnerexamen festzusetzen und genaue Bestimmungen hier-
über zu treffen: und 7. den Aufnahmetermin wie bisher zu
Ostern festzusetzen. Die Versammlung nahm nach Eintreten
mehrerer Herren für diese Petition und deren-Forderungen
dieselbe einstimmig an und beauftragte den Vorstand mit der
sofortigen Absendung unter gleichzeitiger Erteilung der Voll-
macht, auch fernerhin noch vorstellig zu werden und weitere
vom Vorstande für gut befundene Schritte zu unternehmen,
falls das Gesuch nicht den gewünschten Erfolg haben sollte.

Bei dem folgenden Punkte der Tagesordnung: Feststellung
allgemeiner Kegeln für die Anpflanzung von Bäumen in Städten
mit Rücksicht auf die verschiedenen Strafsentypen, fand ein
allgemeiner Meinungsaustausch statt und wurde besonders die
Klassifizierung der Baumarten besprochen. Der von Herrn
K r ü t gen-Halle empfohlene Vorschlag, auch Bestimmungen
in technischer Beziehung zu machen, wurde nicht gut ge-
heifsen; ebenso konnte der vom Stadtbaurat G enzmer-Halle
vertretenen Ansicht, dal's die vorgeschriebenen Mafse für die
Vorgartenstrafsen als viel zu weite anzusehen seien, nicht
beigepflichtet werden, da die Besitzer von Vorgärten das Recht
hätten, das Uberwachsen der Baumkronen über die Vorgarten-
linie hinaus nicht zu dulden. Hieran anschliel'send wurde ge-
nehmigt, als Anhang zu den in Broschürenform herauszugeben-
den Regeln ein Baumverzeichnis aller sich für Stralsen-
pflanzungen eignenden Bäume aufzustellen und mit der Be-
arbeitung dieses den Ausschuss für Gehölzkunde zu betrauen,

die endgiltige Feststellung desselben jedoch von der nächst-
jährigen Hauptversammlung abhängig zu machen.

Nunmehr folgte der ebenfalls rechtzeitig eingegangene und
daher zur Beratung gestellte Antrag B eitz-Rottenheuser,
welcher die Bildung von Sektionen in den einzelnen Provinzen
bezwecken soll. Die Idee, die auswärtigen Mitglieder mehr
zusammenzuhalten, wurde allgemein für gut befunden, doch
wurde gleichzeitig bemerkt, dafs eine allgemeine Durchführung
an der geringen Mitgliederzahl in den einzelnen Gegenden
scheitern dürfte. Es wird beschlossen, dem Antrage stattzu-
geben und versuchsweise die Bildung von Sektionen einzu-
leiten. Eine endgiltige und statutenmäl'sige Feststellung sollte
jedoch erst erledigt werden, wenn auf Grund der Versuche
eine Klärung herbeigeführt sei.

Für die Festsetzung der Gebührenforderungen wurde
vom Vorstande um ein Jahr Aufsclnib gebeten, da es der
Kommission nicht möglich gewesen wäre, bei der Schwierig-
keit des Themas in so kurzer Zeit eine Fertigstellung zu voll-
bringen.

Nach Genehmigung des Haushaltungsplanes für 1900 wurde
zur Vrorstandswahl geschritten und der bisherige Vorstand mit
Ausnahme von Herrn Rohlfs, welcher erklärte, aus Gesund-
heits- und Geschäftsrücksichten die Wahl nicht wieder an-
nehmen zu können, durch Zuruf auf Vorschlag des Herrn
Bleyer-Cottbus wiedergewählt. An Stelle des Herrn Rohlfs
wurde Landschaftsgärtner W endt- Berlin einstimmig als Schatz-
meister auf 2 Jahre und zwar vom 1. Januar 1901 bis 31. Dez.
1902 berufen.

Bei dem Punkte „Wahl der Ausschüsse" wird auf Antrag
von Herrn Krütgen-Halle eine Kommission von 6 Mitgliedern
ernannt, welche die Wahlen für die Ausschüsse vornehmen
sollte. Die von dieser Kommission gemachten Vorschläge
wurden von der Versammlung einstimmig für gut befunden
und demgemäfs bestätigt. Bei der Wahl des nächstjährigen
Vorortes werden Breslau, Görlitz und Elberfeld in Vorschlag
gebracht und soll die Auswahl dem Vorstande nach Anfrage
bei den dort wohnenden Mitgliedern überlassen bleiben. Bei
der Wahl des Redakteurs für das Vereinsorgan wurde Herr
Clemen-Berlin einstimmig wiedergewählt; desgleichen wurden
die von Herrn Rottenheuser-Elberfeld gemachten Vorschläge
für die Obmänner der ein einen Sektionen zum Beschlufs er-
hoben.

Nach einer kurzen Frühstückspause nahm Herr Klawun-
Lichterfelde das Wort zu seinem Vortrage: „Die Garten-
kunst auf der Pariser Welt-A usstellnng". Derselbe
schilderte in klarer und äufserst fafslicher Weise die Ver-
tretung der Gartenkunst der einzelnen Länder in Paris und
kam zu dem Endresultat, dafs sich Deutschlands Gartenkunst
seiner Ausstellung nicht zu schämen nötig habe und dal's alle
entgegengesetzten Urteile auf das zu grol'se Mafs der dem
Deutschen eigenen Bescheidenheit zurückzuführen wären. Nach
Meinungsäufserung mehrerer ebenfalls dort gewesenen Mit-
glieder, deren Ansichten in demselben Punkte gipfelten, wurde
ein von Herrn Nauen-Paris eingegangenes Schreiben verlesen,
wonach u. a. auch namhafte hervorragende Ausländer ihr Er-
staunen über die grofsartige Ausstellung deutscher Garten-
kunst, die freilich des äufseren Pompes entbehrte, sich aber
durch wirklich sachliche und gartenkünstlerische Leistungen
vorteilhaft gegenüber den Ausstellungen anderer Länder aus-
zeichnete, zum Ausdruck gebracht hätten.

In fast zweistündiger Rede verbreitete sich nunmehr Herr
Friedhofdiroktor Cordes-Hainburg über das durch die Ein-
ladungen an die Mitglieder bekannt gegebene Thema und wird
die genaue Wiedergabe im Hauptbericht erfolgen. Der Sehlul's-
 
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