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Die Gartenkunst — 2.1900

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Meyer, F. W.: Englische Felsengärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0186

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174

DIE GARTENKUNST

II, 10

serpyllifolius, Saxifraga Boydii, Saxifraga retusa, S.
longifolia, S. Lantoscana superba, Androsace hevetica, A.
Chamaejasme, Gentiana verna, Campanula Raineri, Cam-
panula Waldsteiniana, Acantholimon glumaceum, Morisia
hypogaea etc. etc.

Die Anordnung der Steine wurde so ungezwungen als
nur möglich gehalten. Beim Bauen der Felsen wurde ganz
besonders darauf geachtet, dafs zahlreiche enge Ritzen
zwischen dem Gestein, besonders für zarte Alpinen, vor-
bereitet wurden, d. h. die tiefgehenden Ritzen wurden mit
einer humusreichen, aber mit zahllosen Steinstückchen ver-
mischten Erde ausgefüllt. Die Wurzeln der schönsten
Alpinen lieben es, solche Steinstückchen umklammern zu
können und tief einzudringen in die engsten Felsenspalten,
wo sie sowohl vor zu viel Nässe als auch vor zu viel
Trockenheit sicher geborgen sind. Dafs die Pflanzen bei
dieser Behandlung sich wohl befinden, beweist schon
die deutlich auf dem Bilde ersichtliche üppige Vegetation.

II.

Manor House Dawlisli.

Das niedliche Seestädchen Dawlish mit kaum 5000
Einwohnern ist ein vielbesuchter Badeort in der im Süd-
westen Englands gelegenen Provinz Devonshire. Für
Tausende von Sommerfrischlern ist Dawlish ein anziehender
Sammelplatz nicht allein wegen des Strandes, sondern auch
infolge .der umliegenden malerischen Landschaft. Von
besonders schöner Wirkung sind mächtige, die Küste ab-
schließende natürliche Felsenmassen der Rotsandstein-
Formation. Die dunkle Terracotta-Farbe dieser Felsen
steht im angenehmen Farben-Kontrast zu dem Grün der
Föhren und Tausenden von niedrigen Pflänzchen, die das
Gestein bekleiden.

Dafs in einem so von der Natur begünstigten Orte
auch Vorliebe für Felsen in den Gärten herrscht, ist leicht
erklärlich. Vor etwa 3 Jahren wurde ich beauftragt, den
ausgedehnten Garten der Fräulein Jackson zu Manor House
umzuändern und auch einen Felsengarten einzuführen.
Viele grofse Bäume wurden beibehalten, andere mufsten
der Axt verfallen und die so geschaffene Lichtung bildete
das Terrain für den projektierten Felsengarten. Ein kreis-
rundes Cement-Bassin, dessen Springbrunnen ins Stocken
geraten war, wurde in einen vollständig unregelmäfsigen
Seerosen-Teich umgewandelt und an Stelle der Fontäne
wurden eine sprudelnde Felsenquelle mit Wasserfall und
ein kleiner Bach eingeführt.

Dieser so zu sagen den Kern der Felsenanlage bildende
Teil ist auf der wohlgelungenen Abbildung dargestellt. Im
Vordergrunde des Bildes sind die Felsen durch Rasen-Ufer
unterbrochen, welche bis unter das Niveau des Wassers
sich erstrecken und mit allerhand, Feuchtigkeit liebenden
Pflanzen, ausgestattet sind, wie z. B. Spiraea astilboides,
Carex riparia, Iris u. s. w. Stellenweise jedoch sind dio
Ufer ganz frei, um den Überblick über den Teich- nicht zu
behindern. Der Teich selbst ist vorwiegend mit Seerosen
geschmückt, darunter: Nymphaea Marliacea carriea, Nym-
phaea Marliacea chromatella, N. odorata sulphurea, N.
Laydekeri rosea und die kleinen N. pygmaea und N. pygmaea

helvola. Rechts vom Teiche sind Trupps von Gentiana
acaulis, Gentiana verna, Primula Clusii etc. etc. angepflanzt
und mehr schattige Plätzchen bieten zahlreichen Farnen
ein Heim. Der links vom Teiche liegende und auf der
Abbildung nicht sichtbare Teil enthält mehrere niedrige
Felsengruppen von verschiedenen Grössen, welche ganz
besonders dazu eingerichtet wurden, den kleinsten und
niedlichsten Kindern der Gebirgsflora ein ihnen zusagendes
Plätzchen zu bieten, auf welchem sie sicher sind vor der
Gefahr, von anderen stärker wachsenden Pflanzen über-
wuchert zu werden, und wo ein nahebei befindlicher Fufs-
weg es gestattet, die kleinen Juwelen beständig unter Augen
zu haben.

Die Felsblöcke wurden hier so zusammengesetzt, dafs
zwischen dem anscheinend soliden Gestein viele unter-
irdische sehr enge, oft nur 3 Centimeter breite, aber 30 bis
80 Centimeter tiefe Ritzen in verschiedenen Richtungen sich
befanden. Diese Ritzen wurden zu 2/3 mit kleinen Steinchen
von etwa Haselnufsgröfse und zu y3 mit Erde ausgefüllt.
Die Wichtigkeit dieser Arbeit sollte bei keiner Felsenanlage
unterschätzt werden. Nur auf diese Weise ist es möglich,
vielen der kleinsten Juwelen der Hochgebirge ein Gedeihen
in unseren Gärten zu sichern. Unter den speziell für die
Bekleidung der hier erwähnten niedrigen Felsgruppen an-
gewandten Pflänzchen erwähne ich nur: Androsace villosa,
Androsace glacialis, Edrajanthus serpyllifolius, Aretia vital-
liana, Leontopodium alpinum, Saxifraga longifolia, Dianthus
alpinus, Saxifraga Burseriana, Senecio incanus etc. etc.

Wie auf dem Bilde ersichtlich, sind die Felsen des
Hintergrundes in kühnerem Mafsstabe angelegt und auch
individuell aus gröfseren Steinen zusammengesetzt. Selbst-
verständlich wurden auch gröfsere Pflanzen für diesen
Teil gewählt. Massen von Aubrietia Leichtlinii, Alyssum
montanum, Armeria maritima rosea, Saxifraga oppositifolia.
Dianthus alpestris, Cheiranthus alpinus, Papaver nudicaulo
miniatum, Corydalis ochroleuca, Gypsophila prostrata, Lithos-
permum prostratum etc. bekleiden nebst vielen anderen
das Gestein und prunken besonders im Frühjahr. Im
Sommer und Herbst folgen die Blüten verschiedener Cam-
panula-Arten, sowie Linum narbonense, Zauschneria cali-
fornica, Plumbago Larpentae, Senecio pulcher und andere
spätblühende Arten. Auch Felsensträucher wie Rhododen-
dron ferrugineum, Rhododendron hirsutum, Daphne Cneorum,
Erica, Veronica carnosula, Veronica buxifolia etc. etc. fanden
vielfach Verwendung.

Eine Felsenhöhle, welche ebenfalls auf der Abbildung
sichtbar ist, ist namentlich mit Farnen geschmückt und
über die Höhle hinweg fliefst ein Wasserfall. Weiter
hinten führen felsige, mit allerhand Kriechpflanzen be-
kleidete Stufen zu dem höchsten Teile des Felsengartens,
welcher über der Höhle iiegt und vorwiegend mit Gesträuch
ausgestattet ist, wie z. B. Desmodium penduliflorum, Andro-
meda japonica, Lonicera, Helianthemum a. a. m.

Eine zweite geräumige Felsenhöhle ist mit Sitzen ver-
sehen und bietet eine gute Aussicht über den Teich.

In einiger Entfernung von der Hauptanlage tauchen wie
Ausläufer noch mehrere kleinere Felsgruppen aus dem Rasen
empor und verleihen der Anlage ein natürliches Aussehen.
 
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