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Die Gartenkunst — 2.1900

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206

DIE GARTENKUNST

II, 11

bisher eingeführten Neuheiten gezählt werden können. Unter
den verschiedenen Anemonen sind besonders „Königin Char-
lotte" , „Whirlwind" und „Brillant" hervorzuheben. Neben
Pyrethrum hybridum, welches sich jedoch, weil es nur spär-
lich blüht, weniger für Gruppen eigne, P. uliginosum und
Woltonia, das hei Neuanpflanzungen, zwischen den Sträuchern
angepflanzt, ungemein wuchere und diese vervollständige,
waren es ferner die verschiedenen Aster Novae Angliae-, Novi
Belgii-, ericoides- und horizontalis-Arten, die das allgemeine
Interesse der Anwesenden in Anspruch nahmen.

Von den vorgeführten Sträuchern, die sich im Herbst
durch schöne Blattfärbung oder Blüte auszeichnen, seien
besonders erwähnenswert: Diervillea spec, Ligustrum Ibota
var. myrtifolium, das sich noch zu Weihnachten als Bindegrün
verwenden liefse; Hibiscus syriacus, der freilich im Winter
einer leichten Decke bedürfe, aber durch seine prächtigen
Blüten vollauf die aufgewendete Mühe entschädige und
Cotoneaster horizontalis microphylla, welcher mit seinen roten
Beeren und liegenden Zweigen für Felspartieen fast unent-
behilich sei.

Der Vorsitzende, HerrKlaeber, spricht dem Vortragenden
den Dank der Versammlung aus für seine reichhaltige und
interessante Ausstellung und für die äufserst anregenden Er-
läuterungen bei Vorführung der einzelnen Pflanzen. Während
des sich hieran anschliel'senden Meinungsaustausches über-
nimmt Herr Pintelmann, der inzwischen erschienen ist, den
Vorsitz und erteilt Herrn Obergärtner Amelung-Charlotten-
burg das Wort. Dieser begrüfst einleitend die von Herrn
Köhler beabsichtigte Beform der Stauden-Auswahl als einen
grofsen Portschritt; eine beschränkte Auswahl der besten und
praktisch anwendbaren Stauden dürfte seines Erachtens nach
viel eher dahinführen, das Interesse bei dem Laien zu beleben
und anzuregen, als die grofse zur Zeit bestehende Zahl, aus
der das gute herauszufinden, selbst dem gewiegtesten Land-
schaftsgärtner heute schwer fallen müsse. Im Anschlüsse
hieran legt derselbe folgende im Spätherbst blühende Stauden
vor: Physostegia virginianä, eine Staude von 1—1,50 m Höhe,
deren lila Blüten sich im September und Oktober entwickelten,
und Eupatorium aromaticum, die eine gleiche Blütezeit wie
die vorige habe; beide seien zu Vorpflanzungen bei Strauch-
partieen geeignet. Für steinige und trockene Böschungen sei
Plumbago Larpentae passend. Es sei dieses eine Staude, die
aus Nordchina stamme und eine Höhe von 25—SJO cm erreiche.
Die lebhaft blauen Blüten entwickelten sich Anfang Sep-
tember und hielten an, bis sie der Frost zerstöre. In grölseren
Mengen angepflanzt sei ferner von guter Wirkung vor hohem
Gebüsch Impatiens glanduligera, eine einjährige Pflanze,
welche bis zum Eintritt des Frostes blühe und eine gute
Bienenfutterpflanze sei.

Hierauf bespricht Herr Bohlf s - Grofslichterfelde eine An-
zahl von sich im Herbst bunt färbenden Sträuchern, die er
vorlegte: Prunus pumila und Acer Ginnala, deren Blätter sich
im Herbst lebhaft rot färbten; nicht minder Ribes floridum
und Bhus Cotinus, die alle kräftig im Schnitt gehalten werden
müssen. Diervillea canadensis entwickele, frei und sonnig
stehend, bronzefarbene Blätter, während sie anderseits auch
sehr gut als Schattenstrauch zu verwenden sei. Als Vorpflanz-
strauch erster Güte gelte Berberis Thunbergii, die vollkommen
hart sei und deren rote Blätter im Herbst sich prächtig von
dem Laube der umstehenden Sträucher abhöben. Stephanandra
flexuosa fiele aufser mit seiner rötlichen Herbstfärbung auch
durch sein zierliches Laub auf. Nicht winterhart sei Bacharis
halimifolia; der zierliche Strauch treibt jedoch alljährlich üppig
aus dem Wurzelstocke aus. Zum Schlüsse macht dann der

Redner noch auf die weifs blühende Weigelia Candida auf-
merksam.

Der Vorsitzende weist anschliefsend hieran noch auf
Viburnum nudum, der sich wie Stephanandra durch braunrote
Herbstfärbung auszeichne, hin, während Herr Klaeber an
Spartium scoparium erinnert. In dem Meinungsaustausche
hierüber bemerkt Herr Encke-Wildpark sehr zutreffend, dafs
eine Pflanze, obgleich sie deutschen Ursprungs sei, dennoch
Frosteinwirkungen ausgesetzt sein könne; so sei z. B. Ulex
europaeus in Süddeutschland zu Hause und halte dort aus,
während es bei uns erfriere.

Nunmehr führt Herr Obergärtner Schultz-Humoldthain
ein Sortiment spätblühender Hybriden der Neubelgischen
Herbstastern vor und beschrieb dieselben eingehend. Am
besten gefielen „Robert Parker", „Pluto", „John Wood", „Lady
Trewelyan", „Neway Seedling" und „WThite Queen"; letztere
sei wohl die schönste aller weifsen Herbstastern. Sie eignen
sich vorzüglich zur Binderei und in Gärten und Parkanlagen
als Vor- und Zwischenpflanzung. Ferner wurden einige im
Herbst blühende Zwiebelgewächse vorgezeigt: Die allbekannte
Herbstzeitlose Colchicum autumnale oder im Volke wegen der
fehlenden Blätter, die erst im folgenden Frühjahr erscheinen,
auch „Nackte Jungfer" genannt. Die ganze Pflanze enthalte
einen bitteren Giftstoff, das „Colchicin"; derselbe soll angeb-
lich früher zum Bittermachen des Bieres verwendet worden
sein. Es folgen noch der schöne violettblau blühende Herbst-
safran, Crocus sativus, eine im Altertum hochberühmte Pflanze;
der rotgelbe wohlriechende Stoff der dreiteiligen Pistille wurde
zum Färben und Parfümieren verwendet. Er unterscheide sich
vom Frühjahrssafran Crocus vernus und luteus wesentlich
durch die Länge der dreiteiligen Narbe, deren Zipfel fast an
die sechsteilige Blumenkrone heranreichen, während sie bei
Crocus vernus kaum bis zur Hälfte derselben reichen. Die
gleiche Eigenschaft wie Crocus sativus, nur mit kleineren und
dunkelblauen Blumen, hätten Crocus asturicus aus Spanien
und Cr. speciosus aus dem Kaukasus. Ferner machte Herr
Schultz auf einige im Herbst blühende noch wenig verbreitete
Calluna- und Ericaarten aufmerksam, wie Calluna vulgaris var.
Alporti und elata, beide reich blühend und von aufrechtem
Wuchs, ferner var. tetragona und tomentosa, Zweige und Be-
laubung vierkantig bezw. graufilzig. Von der rosa blühenden
Sumpfheide Erica Tetralix seien besonders zwei Gartenformen,
alba und rubra, und zwei irländische Bastarde, E. Watsonii und
E. Mackayi, sowie zwei Formen der aus Südeuropa stammen-
den Erica vagans mit langen schweifenden Zweigen, alba und
multiflora, erwähnenswert. Interessant waren noch durch ihren
Wuchs Erica stricta aus Spanien und E. scoparia aus dem
Mittelmeergebiet; beide seien gegen Kälte empfindlich und in
den Anlagen noch ziemlich selten.

Zum Schlufs führte Herr Schultz noch abgeschnittene
Zweige von neueren, wenig bekannten und verbreiteten Ge-
hölzen vor, z. B. prächtige Sommertriebe der Magnolia tripetala
oder Umbrella, Schirm-Magnolie aus dem südlichen Nordamerika,
interessant durch die grofsen schirmartigen Blätter; die Blüten
seien bei dieser Art unbedeutend. Zwei noch wenig bekannte
Schlinggewächse aus Japan, die sich durch ihre schöne Be-
laubung und ihr schnelles Wachstum bald die Gunst der
Gärtner und Gartenfreunde erwerben dürften: Vitis Coignetiae
und Actinidia arguta. Erstere sei eine schnellwachsende,
winterharte Zierrebe, deren grofse Blätter sich im Herbst
prächtig braunrot färbten, für Pergolas und Veranden sehr zu
empfehlen. Letztere mit karmoisinroten Zweigen und spitzen
glänzenden Blättern sei gleichfalls schnellwachsend. Von Rosen-
arten gefielen Rosa pisocarpa aus dem Nordwesten Amerikas,
 
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