DOI Artikel:
Die Wiederbelebung des Formobstgartens als Mittel künftiger Gartenkultur
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0013
holen war; im besten
Falle ist versucht
worden, die Verle-
genheit, die sich in
dieser Behandlungs-
weise ausdrückt, un-
ter einem dicken Fir-
nis blühender Stau-
den zu verbergen.
Unter den zahlrei-
chen Gartenbildern
führender Kunstzeit-
schriften findet sich
kaum ein Bild, das
einen ansprechenden
Obstgarten darstellt.
Der Obstgarten,wo er
vorkommt, erscheint
fast immer als ein
Fremdkörper in der
Anlage.
DieWertschätzung alles Nützlichen undZweck-
mäßigen, die der Ausgang des Krieges gezeitigt
hat, rechtfertigt ein Eingehen auf die Frage, in-
wieweit diese Art der Behandlung von Obstgärten
begründet ist und welche neuen Wege künftig be-
schritten werden müssen. Hier mögen uns die g uten
Beispiele, die wir während des Kriegs in Belgien
undNordfrankreichkennen gelernthaben dienlich
sein; denn unsere Lage zwingt uns dazu,auch vom
Kriegsgegner zu lernen, wo es uns nützen kann.
In Flandern und Nordfrankreich sind die Obst-
anlagen zumeist in Beziehung zu der Architektur
gesetzt. Einmal ist in der tektonischen Verwen-
dung der Spaliermauern und deren dekorativem
Ausbau ein Mittel
gefunden, die Bezieh-
ungen zum Haus auf-
zunehmen, Achsen zu
betonen u. dgl., oder
es werden die Spa-
lierbäume als frei-
stehende Hecken und
Laubengänge ausge- l
nützt, bilden also ge-
wissermaßen im Ge-
gensatz zu den Li-
guster- und Hain-
buchenhecken unse-
rer Gärten eine Art
„Heckenersatz“, ei-
nen Ersatz freilich,
der gegenüber der
üblen Bedeutung die-
ses Wortes, die sich
während des Krieges
eingebürgert hat,
mehr eine Empfeh-
lung bildet.
Die hier geschilderte Rolle spielt der Obst-
garten in jenen Gegenden auf allen Besitzungen,
großenund kleinen, einerlei ob es sich um Schloß-
anlagen, Hausgärten in der Umgebung der Städte
oder um die ländlichen Gärten der Bauern
handelt. Überall finden wir den Obstbaum
in seinen verschiedenen Formen verwendet, von
der kleinen Obstlaube im städtischen Vor-
garten bis zum ausgedehnten Spalier-Mauer-
garten im großen Park auf herrschaftlichem
Landsitze. Die diesen Ausführungen beige-
fügten Ansichten aus dem Obstgarten des Jardin
Vauban in Lille sprechen ohne besondere Er-
läuterung für sich selbst.
Aus
Freistehende Spaliere.
dem Obstgarten des Jardin Vauban i
Von Gartenarchitekt C. Loether, Hamburg.
Lille
9
Falle ist versucht
worden, die Verle-
genheit, die sich in
dieser Behandlungs-
weise ausdrückt, un-
ter einem dicken Fir-
nis blühender Stau-
den zu verbergen.
Unter den zahlrei-
chen Gartenbildern
führender Kunstzeit-
schriften findet sich
kaum ein Bild, das
einen ansprechenden
Obstgarten darstellt.
Der Obstgarten,wo er
vorkommt, erscheint
fast immer als ein
Fremdkörper in der
Anlage.
DieWertschätzung alles Nützlichen undZweck-
mäßigen, die der Ausgang des Krieges gezeitigt
hat, rechtfertigt ein Eingehen auf die Frage, in-
wieweit diese Art der Behandlung von Obstgärten
begründet ist und welche neuen Wege künftig be-
schritten werden müssen. Hier mögen uns die g uten
Beispiele, die wir während des Kriegs in Belgien
undNordfrankreichkennen gelernthaben dienlich
sein; denn unsere Lage zwingt uns dazu,auch vom
Kriegsgegner zu lernen, wo es uns nützen kann.
In Flandern und Nordfrankreich sind die Obst-
anlagen zumeist in Beziehung zu der Architektur
gesetzt. Einmal ist in der tektonischen Verwen-
dung der Spaliermauern und deren dekorativem
Ausbau ein Mittel
gefunden, die Bezieh-
ungen zum Haus auf-
zunehmen, Achsen zu
betonen u. dgl., oder
es werden die Spa-
lierbäume als frei-
stehende Hecken und
Laubengänge ausge- l
nützt, bilden also ge-
wissermaßen im Ge-
gensatz zu den Li-
guster- und Hain-
buchenhecken unse-
rer Gärten eine Art
„Heckenersatz“, ei-
nen Ersatz freilich,
der gegenüber der
üblen Bedeutung die-
ses Wortes, die sich
während des Krieges
eingebürgert hat,
mehr eine Empfeh-
lung bildet.
Die hier geschilderte Rolle spielt der Obst-
garten in jenen Gegenden auf allen Besitzungen,
großenund kleinen, einerlei ob es sich um Schloß-
anlagen, Hausgärten in der Umgebung der Städte
oder um die ländlichen Gärten der Bauern
handelt. Überall finden wir den Obstbaum
in seinen verschiedenen Formen verwendet, von
der kleinen Obstlaube im städtischen Vor-
garten bis zum ausgedehnten Spalier-Mauer-
garten im großen Park auf herrschaftlichem
Landsitze. Die diesen Ausführungen beige-
fügten Ansichten aus dem Obstgarten des Jardin
Vauban in Lille sprechen ohne besondere Er-
läuterung für sich selbst.
Aus
Freistehende Spaliere.
dem Obstgarten des Jardin Vauban i
Von Gartenarchitekt C. Loether, Hamburg.
Lille
9