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Die Gartenkunst — 32.1919

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Heilig, Wilhelm; Völckers, Otto: Vom sparsamen Bauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0017

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Sdiaubild einer Siedlung nach Behrens-de Fries (vergl. Lageplan Seite 15 oben).

Punkte der Schrift näher eingehen, und daran
einige weitere Bemerkungen knüpfen. In man-
chen grundlegenden Punkten decken sich Behrens’
Forderungen mit denen, die Karl Heicke in der
Gartenkunst Mai bis Juli 1918 (Seite 91 bis 96)
aufgestellt hat, und die deshalb hier nochmals
der Beachtung empfohlen werden.

Als die wichtigste Arbeit bezeichnen die Ver-
fasser den Gesamtplan der Siedlung, und das
ist auch der Punkt, der für den Gartenfachmann
am wichtigsten ist. Es zeigt sich wieder mit
großer Deutlichkeit, wie eng gerade im Sied-
lungswesen die Gestaltung von Haus und Garten
zusammenhängt; der Behrenssche Vorschlag
kommt dem Garten auch nicht weniger zugute
wie dem Hause. Die grundsätzliche Ablehnung
des unzweckmäßigen Einzel- und des bisher üb-
lichen Gruppenhauses — das ja auch in seiner
äußeren Erscheinung eine nicht ganz ehrliche
Zwitterbildung zwischen Einzel- und Reihenhaus
darstellt — bringt die streng folgerichtige Durch-
führung des Reihenhauses mit sich. Bei der
daraus entwickelten neuen Gruppenbauweise,
wie sie z. B. die Abb. Seite 14 oben veranschau-
licht, kommen die Verfasser in den nach vorne
liegenden Baukörpern auf einen Haustyp, der
in einer früheren Besprechung des Behrensschen
Buches sehr zu Unrecht als der „Mühlhausener
Typ, der glücklich überstanden schien“, ver-
worfen wird. Dieser Bauart, die z. B. in Schles-
wig-Holstein und Mecklenburg seit alters und
heute noch üblich ist (s. Ehmig, das deutsche
Haus, Berlin 1914 ff., II. S. 164 „Vierhisch-
katen“) und die auch Heicke auf S. 94, Garten-
kunst Juli 1918 unter No. Ai und As anwendet,
wird hauptsächlich mangelhafte Durch lüflungs-
möglichkeit vorgeworfen. Behrens wehrt sich
mit Recht gegen die übertriebene Forderung der
Querlüftung überhaupt; auch ich kann nicht ein-
sehen, inwiefern ein Reihenhaus etwa nach
Abb. Seite 14 unten links angenehmer oder wirk-
samer durchlüftbar sein soll als ein Vierhaus nach
Behrens’ Vorschlag oder etwa nach Abb. Seite 14
unten rechts. Die Frage ist deshalb für den Gärt-

ner von Wichtigkeit, weil dieser verfehmte Vier-
haustyp besser wie jeder andere gestattet, jeder
Wohnung ihrenGartenin ausreichenderBreite
vorzulegen und, da das auf Vorder- und Rück-
seite der Häuserreihe geschieht, die Häuser
mitten in die Gärten zu legen. Ein anderer Weg
mit demselben Enderfolg wird von Baurat Hol-
zer-Augsburg vorgeschlagen und zurzeit ausge-
führt; Holzer legt, angeregt durch das Beispiel
der bekannten Fuggerei, je zwei voneinander
unabhängige Wohnungen mit getrennten Zu-
gängen und Treppen übereinander, die Gärten
für die Erdgeschosse liegen auf der einen, die
der Obergeschosse auf der anderen Seite des
Häuserblocks.

Ein großer Vorzug der Behrensschen Grup-
penbauweise liegt weiter darin, daß die kräftigen
Vor- und Rücksprünge, die sich von selbst aus
der gewählten Grundrißlösung ergeben, eine
künstliche Verlebendigung der Straße, wie sie
sonst durch mehr oder weniger willkürliche
Krümmungen der Straße und andere Mittel ange-
strebt zu werden pflegt, überflüssig machen. Da-
durch gewinnen die Gartenstücke ausnahmslos
rechteckige Gestalt, was jeder Gartenfachmann
mit Freuden begrüßen wird, den die so vielfach
auch in den besten unserer bisherigen Siedlungen
auftretenden verquetschten, schiefen, spitzen oder
vieleckigen Gärtenflächen*) mit Schaudern erfüll-
ten. Ferner wird jede Flächenvergeudung durch
Plätze und andere Straßenerweiterungen völlig
unterbunden, da ja die Straßen selbst, mitten
durch die Gärten führend, platzartig anmuten.
Wie überflüssig überhaupt in einer an sich weit-
räumigen Siedlung alle Platzbildungen sind, be-
tont auch Heicke nachdrücklich.

Bei der Planung der Straßenzüge haben
Behrens und sein Mitarbeiter nicht vergessen,
daß der gewählte Haustyp — wie alle „Vier-
häuser“ überhaupt — wegen der Besonnung von
Haus und Garten nur an nordsüdlich verlaufenden

*) Vergl. Lageplan Seite 93, Gartenkunst 1918,
Juli. Schriftltg.

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